Wie Trump das goldene Krypto-Zeitalter einläutet

Bitpanda-Gründer Eric Demuth

Die US-Wahl ist ein „Dammbruch im positiven Sinne”: Viele regulatorische Hürden könnten in den nächsten Monaten fallen. Auch deutsche Krypto-Player feiern.

Als sich abzeichnete, dass Donald Trump die Wahl zum Präsidenten der USA gewinnen würde, reagierten die Krypto-Märkte wie auf ein verabredetes Zeichen. Der Bitcoin stieg in der Wahlnacht auf ein neues Hoch von 75.000 Dollar. Das löste auch in Deutschland eine Rallye aus. Mehrere Krypto-Börsen berichteten von einem gestiegenen Handelsvolumen am Tag nach der Wahl. Bei Bison, der Krypto-App der Börse Stuttgart, war dieses 500 Prozent höher als eine Woche zuvor. Die Zahl der Nutzer stieg dabei um 350 Prozent bei 200 Prozent mehr App-Zugriffen. Scalable Capital verzeichnete vier- bis fünfmal so viel Krypto-Handelsvolumen und Smartbroker 177 Prozent mehr: „Der Krypto-Markt war schon auf die guten Aussichten von Donald Trump eingestimmt”, sagt Maximilian Wienke, Markt-Analyst bei eToro. Als die Hoffnungen sich erfüllten, gab es kein Halten mehr. 

Bereits vor der Wahl spekulierten einige Krypto-Trader auf einen Sieg Trumps: „Wir haben bereits in den Tagen und Wochen vor der Wahl eine gestiegene Aktivität auf Bitpanda gesehen”, berichtet Lukas Enzersdorfer-Konrad, stellvertretende CEO des Krypto-Anbieters. „Als dann der Sieg Trumps feststand, hat das Tradingvolumen noch einmal signifikant zugenommen.” Beginnt nun ein goldenes Krypto-Zeitalter? Und was erwarten die Krypto-Fintechs hierzulande?

Dammbruch an den Krypto-Märkten

Zunächst scheint sich der Bullenmarkt fortzusetzen. Etwa eine Woche nach den Präsidentschaftswahlen kratzt der Bitcoin an der 90.000 Dollar-Marke. Viele erwarten, dass er bald die magische Grenze von 100.000 Dollar knacken wird. „Was momentan passiert, ist ein Dammbruch im positiven Sinne”, sagt der Gründer und CEO von Bitpanda, Eric Demuth. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Rallye noch eine Weile anhalten könnte.” Denn es zeichnet sich langfristig eine Krypto-freundliche Politik ab. Donald Trump wurde in den vergangenen Monaten zu einem Freund der Branche. Und das, nachdem er noch 2021 Kryptowährungen eine „Betrugsmasche” genannt hatte. Nun ein glühender Anhänger von Kryptowährungen, hat Trump ein paar konkrete Maßnahmen angekündigt. 

Und die erste hat es in sich: Bereits am ersten Tag seiner Amtszeit will Trump den krypto-kritischen SEC-Chef Gary Gensler entlassen. Diesen Schritt möchte Trump sicherlich auf Zuruf seiner vielen Unterstützer aus der Krypto-Branche gehen. Gensler hat ein grundsätzliches Problem mit Kryptowährungen und hatte sich in den vergangenen Monaten in der Krypto-Welt mit einer Klagewelle viele Feinde gemacht. Würde er durch eine Krypto-freundliche Person ersetzt, gäbe es in den Rechtsabteilungen vieler Krypto-Unternehmen ein Aufatmen. 

Gensler brachte eine ganze Branche gegen sich auf

Ein Fehler könnte gewesen sein, dass in den USA keine klaren Regelungen bezüglich der Legalität von Krypto-Geschäften gefunden wurden. Die lange Unsicherheit etwa, ob es sich bei Kryptowerten um Wertpapiere oder Waren handelte, schwächte die Rechtssicherheit der Krypto-Unternehmen. Da konnte auch ein Gesetz, das einige Stablecoins von der Finanzaufsicht befreite und mit überparteilicher Unterstützung sowie gegen den Willen von Gensler im Mai durch das Repräsentantenhaus verabschiedet wurde, die Wut nicht zügeln. 

Gensler hätte wahrscheinlich geschickter vorgehen können. Denn Trump sammelte mehr als 20 Millionen US-Dollar von Menschen aus der Krypto-Branche wie etwa den Winklevoss-Zwillingen, Marc Andreessen und Ryan Selkis für seine Wahlkampagne ein. Vermutlich machte der SEC-Chef seine nun drohende Enthebung damit wahrscheinlicher, auch weil er Wähler ins Trump-Lager trieb. „Krypto-Anleger identifizieren sich stark mit der Technologie und wurden von vielen regulatorischen Entscheidungen in den letzten Jahren enttäuscht”, sagt Analyst Wienke. „Trump hat ihnen dahingehend Hoffnung gemacht, was ihm die ein oder andere Stimme mehr eingebracht haben dürfte.”

Neue Regulierung samt Ministerium

Nun könnte die Regulierung eine ganz neue Richtung einschlagen. Dafür möchte Trump einen Krypto-Beirat einberufen: Er soll in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit „transparente regulatorische Leitlinien zum Nutzen der gesamten Branche“ entwerfen. Zum Beispiel beim Staking: So bezeichnet man die Bindung eines Token an eine Wallet, mit dem der Betrieb einer Blockchain sichergestellt werden kann und für die ihre Besitzer eine Belohnung erhalten. Dies war in den USA bisher nicht erlaubt, weil Genslers SEC Token weiterhin als Wertpapiere ansah. Ändert sich das, könnte das weitere Marktkräfte freisetzen. 

Mit Elon Musk und Vivek Ramaswamy holt Trump zwei Hardcore-Verfechter von Krypto-Währungen in seine Administration, die einem neu gegründeten sogenannten Department of Government Efficiency (kurz Doge) vorstehen sollen. Der Verweis des neuen Ministeriums auf den Meme-Coin Doge ist offensichtlich. Dessen Kurs verdreifachte sich im vergangenen Monat. Für Gensler, der während der Reddit-Blasen 2021 ins Amt kam, dürfte sich das wie ein Deja-Vu vorkommen. 

Nationale Bitcoin-Reserve

„Das unklare und schädliche Handeln der SEC wird durch eine eindeutige, klare und progressive Krypto-Regulierung, die ihren Namen verdient, ersetzt werden”, sagt Bitpanda-Chef Eric Demuth. Viel schwerer als SEC-Chef Gensler würde es sein Nachfolger der Krypto-Industrie aber wohl nicht machen können. „Das ist ohne Zweifel eine gute Nachricht für die Branche”, sagt Enzersdorfer-Konrad. Es bleibe jedoch abzuwarten, wie fortschrittlich und günstig die neue Regierung die Einzelheiten der Regulierung gestalten werde. 

Neben einer freundlichen Regulierung kündigt sich ein zweiter Schritt an, der derzeit noch auf Eis liegt. Genauer im Ordner zur Wiedervorlage im US-Kongress. Dort ist derzeit ein Gesetz anhängig, das den Staat zum Kauf von einer Million Bitcoin über die nächsten fünf Jahre verpflichten soll. Diese „Bitcoin-Reserve” soll dann mindestens 20 Jahre gehalten werden. Bisher wurde eine Abstimmung über das Gesetz von den Demokraten blockiert. 

Markt-Analyst Wienke ist skeptisch, ob Trump alle seine Vorhaben auch umsetzen wird: „Trump redet viel”, sagt er. Aber mit einer Mehrheit in beiden Häusern habe er großen Spielraum, die Regulierung umzukrempeln. Sollte der „Bitcoin Act” bald nach der Vereidigung von Donald Trump verabschiedet werden, dürfte das die Preise weiter anheizen. 

„Der letzte Unsicherheitsfaktor ist verschwunden”

Wirklich notwendig wäre dieser Rückenwind nicht gewesen, glaubt der Gründer von Bison, Ulli Spankowski: „Unabhängig von den US-Wahlen werden Bitcoin & Co auch in Europa Mainstream”, sagt er. „Wir sehen eine fortschreitende Akzeptanz von Kryptowährungen bei Privatanlegern und eine beschleunigte Adaption durch institutionelle Investoren.” Auch in Europa werden die Vorbehalte weniger, sagt Ulli Spankowski von Bison. „Das Inkrafttreten der MiCAR als europäischem Regulierungsrahmen von Kryptowährungen wird dazu beitragen, dass Kryptowährungen und digitale Assets immer mehr Platz im finanziellen Alltag finden.” 

Lukas Enzersdorfer-Konrad sieht das ähnlich: Der Trend, Krypto als attraktive neue Assetklasse zu sehen, sei unabhängig von Wahlergebnissen zu betrachten. Die Wahl bringe nun Gewissheit, ergänzt sein Co-Chef Demuth. „Der letzte Unsicherheitsfaktor ist verschwunden.” Der politische Einfluss dieser Themen dürfe daher nicht unterschätzt werden, sagt Analyst Wienke in Hinblick auf kommende Wahlen in Deutschland: „Gerade bei jungen Menschen finden sich zunehmend Krypto-Werte im Portfolio”, sagt er. 

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Autor

  • Lukas Homrich ist freier Journalist und Mitarbeiter des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt über Wirtschafts- und Finanzthemen. Besonders Spaß macht es ihm, über Geschäftsmodelle zu philosophieren.

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