Wer ist … Moonshot Insurance?

Für das französische Insurtech Moonshot Insurance war es Anfang des Monats soweit. Mit der Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit Stocard ist das Startup jetzt auch offiziell in Deutschland gestartet. Wir stellen euch den neuen Player vor.

Den Namen des 2017 gegründeten Startups kennen hierzulande nur die Leser der einschlägigen Branchenberichte von KPMG oder KleinBlue. In den Rankings der Beratungsunternehmen hat es Moonlight Insurance in den vergangenen Jahren regelmäßig auf die vorderen Plätze geschafft. Den Kundinnen und Kunden im Kernmarkt Frankreich dürfte Moonshot Insurance gänzlich unbekannt sein, denn das junge Unternehmen bietet Whitelabel-Lösungen an, tritt also dezent in den Hintergrund. 

Die Idee von Moonshot Insurance

Das Insurtech positioniert sich selbst als B2B2C-Unternehmen, das „kontextuelle Whitelabel-Versicherungen mit dem Fokus auf E-Commerce und Mobilität“ anbietet. Übersetzt aus dem Investorensprech will Moonshot also anderen Unternehmen den Abschluss von Versicherungen unter eigenem Namen ermöglichen. Diese sollen dann in das direkte Umfeld von deren Kerngeschäft passen.  „Whitelabel und Versicherung”? In diesem Bereich hat sich hierzulande ja Element deutlich positioniert.  

Moonshot besetzt zwei Themen, die die Versicherungswelt schon längere Zeit beschäftigen. Kundinnen und Kunden wollen ein definiertes Risiko nur so lange absichern, wie es tatsächlich besteht. Oder sie benötigen nur Schutz für eine Teilmenge der in klassischen Policen versicherten Risiken.

Entsprechend ist das Produktportfolio von Moonshot aufgestellt:

  • Versicherungen gegen Flugverspätungen, verpasster Anschlussflüge oder Gepäckverlust.
  • Schutz gegen die Absage von Veranstaltungen (Konzerte, Sport usw.). Ohne Zweifel wäre es interessant, die Schadensabwicklung einer „Boring Game“-Versicherung zu verfolgen. Diese soll finanziell entschädigen, wenn das Heimteam nicht wie erwartet spielt. Die Fans von Schalke oder dem HSV hätten die in diesem Jahr wohl gern häufig eingesetzt. Aktuell ist das aber wohl eher ein Marketing-Gag.
  • Kfz-Versicherung nach dem Modell „Pay as you drive“, sprich Versicherungsschutz für alle Gelegenheitsfahrer:innen oder Mitglieder von Car-Pools.
  • Garantieverlängerungen und Glasbruchschutz für Smartphones.
  • Käuferschutz und Kartenverlust im (E-)Commerce.

Moonshot kümmert sich im Hintergrund um alle versicherungstechnischen Prozesse: Underwriting, Policenmanagement, Zahlungen und Schadensregulierung.

Bekannter Ansatz und Zutaten

Das Portfolio von Moonshot bietet somit keine großen Überraschungen. Versichert werden punktuelle Risiken aus dem SUHK-Segment, deren Eintrittswahrscheinlichkeit überschaubar und mathematisch gut zu bestimmen ist. Die Beitragshöhen reißen bei den Versicherten keine großen Löcher in die Kasse und Abschluss und Regulierung sind perfekt für die Dunkelverarbeitung geeignet. Und aus Sicht des jeweiligen Anbieters durchaus attraktiv, solange kein Schaden eintritt.

Beispiel Garantieverlängerung: Wer Notebook, Tablet, Smartphone oder Waschmaschine bei einem Onlinehändler in den Warenkorb legt, kommt ja fast nicht um die Hinweise auf einen Versicherungsschutz herum. Liest sich ja auch toll. Nur steht im Kleingedruckten dann in der Regel, dass Verschleiß ausgenommen wird; und am Ende wird im Schadensfall meist nur der Zeitwert des Geräts beglichen.

Um das Whitelabeling seiner Lösungen zu vereinfachen, setzt Moonshot auf den fast schon klassischen API-Einsatz. Nach eigener Aussage können Kooperationspartner so binnen drei Monaten nach Vertragsunterzeichnung mit dem Vertrieb der Versicherungen beginnen. 

Im Hintergrund vereint Moonshot jede Menge aktueller Technologien. Kommunikation via Chatbots, Dynamic Pricing zur Ermittlung der Beitragshöhen, OCR für die Einreichung von Belegen, parametrische Schadenserkennung (z.B. Kunde teilt seine Flugnummer mit, das System erhält automatisiert die Rückmeldung über die verspätete Landung), automatisierte Erkennung von defekten Displays. Und auch hier gibt es die Nähe zu Element, denn dort wird ebenfalls an dem Thema parametrischer Versicherungen gearbeitet.

Namhafter Investor und erste Kunden

Entstanden ist Moonshot Insurance als Idee in der Société Générale Assurances, dem Versicherungsarm einer der ältesten Kreditinstitute Frankreichs. Die Société Générale gehört auch zu den Investoren der bisher einzigen dokumentierten Finanzierung in Höhe von 6 Mio. Euro (Series-A). Eine Beteiligung in nicht genannter Höhe hält auch der VC Roadzen.

Abgesehen von der Mutter Société Générale Assurances stehen mit Rakuten und Pledg zwei Namen auf der Kundenliste, die auch international bekannter sind. 

Mit dem japanischen Handelsunternehmen Rakuten, das in Deutschland nie richtig Fuß fassen konnte, wurde die erwähnte automatische Display-Versicherungen initiiert. Die Partnerschaft mit Payment- und BNPL-Anbieter Pledg besteht seit Januar. Hier sichert Moonshot das Zahlungsausfallrisiko ab.

Nach eigenen Aussagen konnte das Insurtech 500.000 Verträge im Jahr 2020 abschließen, das wäre so viel wie in den drei Jahren zuvor insgesamt. Da viele davon aber nur temporär bestehen, ist die Einschätzung des tatsächlichen Bestands schwierig. Der französische Markt ist deutlich größer als Deutschland; hierzulande vermeldet die GDV für das Jahr 2020 allein 327 Mio bestehende Verträge im SUHK-Segment.

Mit seinem Whitelabeling fischt Moonshot Insurance jedenfalls deutlich in den von Element beanspruchten Gewässern. Bei den konkreten Lösungen gibt es aktuell allerdings noch keine großen Überschneidungen. Ob und wie viel Schwung das französische Unternehmen auch in Deutschland nehmen kann, wird sich zeigen müssen. Potential hat das Insurtech auf jeden Fall. 

Autor

  • Stephan ist seit Anfang der 90er Jahre online und hat eine ausgeprägte Fintech-Vergangenheit (Star Finanz, Hypoport). Bei der Hypoport-Tochter Dr. Klein war er u.a. für das Produktmanagement und den Bereich Business Development verantwortlich. Seit über 10 Jahren schreibt er über ausschließlich über Tech, Retail, E-Commerce und Insurance.

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