Wer hat Angst vor der Kernbankenmigration?

connect, connection, collaboration

Viele Banken hangeln sich von Jahr zu Jahr. Sie halten sich mühsam mit ihren Legacy-Systemen über Wasser, obwohl IT-Expert:innen und Management klar ist, dass sie im Zuge der digitalen Transformation die Kernbankenmigration auf Prio 1 setzen müssten. Was aber ist das große Problem mit Legacy-Systemen?

  • Legacy-Systeme sind im Laufe von Jahrzehnten gewachsen. Aber nicht systematisch, auf einer IT-Plattform, sondern als Stückwerk.
  • Sie lassen sich nicht in moderne Dashboard-Arbeitsumgebungen und Cloud-Services integrieren.
  • Die alten Systeme sind unflexibel, sie haben keine oder kaum offene Schnittstellen und können nicht marktdynamisch mitwachsen.

Der wichtigste Grund für dringenden Handlungsbedarf aber ist die Wettbewerbsfähigkeit: Etablierten Banken drohen Marktanteilsverluste in Konkurrenz zu cloudbasierten, KI-optimierten Fintechs. Und nicht nur das: Sie riskieren mittelfristig ihre Daseinsberechtigung.

Wie hoch ist das Risiko wirklich?

Das sind Aussichten, die jeden CEO, jeden CIO sofort aktiv werden lassen sollten. Was aber hält sie ab? Es ist sicherlich das subjektiv als sehr hoch eingeschätzte Risiko während des Migrationsprozesses: Gehen Daten verloren? Gibt es Nutzungseinschränkungen in der Übergangsphase? Sind die Systeme leicht bei den Mitarbeitenden zu schulen? Ist die neue Plattform nutzerfreundlich, stimmen User-Experience (UX) und User-Interface-Design (UI)?

Die Lösung: Ein etablierter Prozess, der eine sichere Migration ermöglicht. Die Daten und Anwendungen werden in mehreren Testüberleitungen in das neue System überführt, dort geprüft und dabei der Übertragungsprozess optimiert. Gleichzeitig trimmt sich das neue System im Zuge der Parametrisierung auf Effizienz: Es automatisiert immer mehr Standardtasks und provoziert nur dort proaktiv Entscheidungen, wo die Kompetenz eines erfahrenen Banking-Mitarbeitenden zwingend erforderlich ist.

Startpunkt einer Kernbankenmigration: die gute alte Inventur

Voraussetzung dafür ist eine Art Inventur aller bestehenden Prozesse im Banksystem. Sie müssen dokumentiert und nachvollziehbar sein. Ziel ist, alle Schnittstellen und Oberflächen im Kleinen auf reibungslose Abläufe zu überprüfen und schließlich im Großen alle Prozesse Ende-zu-Ende zu digitalisieren.

Mit der Omnikanalplattform (OKP) haben wir ein System entwickelt, das verschiedenste Microservices dynamisch zusammenfasst und erweiterbar ist. Auch die Anbindung externer Anwendungen ist möglich, was die Kreation bankenindividueller Lösungen erlaubt. Die OKP ist ein getestetes, modernes und bereits bewährtes System, das der Migration den Schrecken nimmt.

Mit der Omnikanalplattform ersetzen wir Schritt für Schritt das monolithische Kernbankverfahren agree21. Unsere Kunden, die agree21 nutzenden Banken, erleben damit eine Migration im Hintergrund – Schritt für Schritt werden die alten Anwendungen auf der Plattform neu aufgebaut und pilotiert. Die Banken entscheiden weitgehend selbst, wann sie auf die neuen Anwendungen umsteigen. Banken, die zu Atruvia migrieren, profitieren vom Zusammenspiel des etablierten Kernbankverfahrens mit der neuen Plattform.

Best Practice: Migration der BFS auf agree21

Wer jetzt denkt: Migration ist kein Sprint, sondern ein Marathon, liegt in der Annahme richtig. Denn solch ein Projekt ist sicherlich nicht binnen weniger Monate umsetzbar. Ein aktuelles Beispiel: Ende April 2023 haben wir nach rund zwei Jahren Projektzeit die Bank für Sozialwirtschaft (BFS) auf unser Kernbankensystem agree21 und die Omnikanalplattform migriert. Die Bank für Sozialwirtschaft ist ein genossenschaftliches Spezialinstitut mit einer Bilanzsumme von rund 12 Mrd. Euro (Stand: April 2023).

Nach der Abschaltung der Altsysteme am Freitag und der Datenmigration galt es sicherzustellen, dass die Bank am Montag wieder vollständig arbeitsfähig ist. Die technische Migration fand binnen zwei Tagen reibungslos statt ­– die zweijährige Vorbereitungszeit hat sich ausgezahlt. Seit 2021 haben wir für verschiedene Banken insgesamt sieben Migrationen erfolgreich umgesetzt.

Also, wer hat Angst vor der Kernbankenmigration? Sie jetzt hoffentlich nicht mehr.


Wir danken unserem Sponsor Atruvia für den Support der kommenden Banking-Exchange am 1./2. Juni 2023. Autor des Beitrages, Benjamin Heckmann ist zudem Panelist in der Runde zu dem Thema: „Warum eine Kernbankmigration (k)eine gute Idee ist“.

Autor

  • Immer wieder bitten wir externe Autoren, einen Beitrag für Payment and Banking aufgrund ihrer ausgewiesenen Expertise zu schreiben. Diese stellen wir unter dem Beitrag jeweils vor.

Weitere interessante Beiträge

  • Financial Well-Being: Zwischen Buzzword und neuem Verständnis von Banking 

    Financial Well-Being: Zwischen Buzzword und neuem Verständnis von Banking 

    Immer mehr Finanzunternehmen stellen das finanzielle Wohlbefinden ihrer Klienten in den Mittelpunkt. Was aber verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff?…

  • Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Die Firma will Investitionen in erneuerbare Energien einfacher machen. Im Podcast spricht Chef Simon Brunke über Herausforderungen bei dieser Mission.

  • Exklusiv: Fünf Fintech-Gründungen, die auf die Watchlist gehören 

    Exklusiv: Fünf Fintech-Gründungen, die auf die Watchlist gehören 

    Im vergangenen Jahr gab es so viele Newcomer-Fintechs wie seit dem Rekordjahr 2021 nicht mehr. Wir stellen die fünf spannendsten…

  • Wie Nelly das All-You-Need für Ärzte baut

    Wie Nelly das All-You-Need für Ärzte baut

    Das Fintech Nelly holt sich in einer Series-B-Runde gerade eine Millionenfinanzierung, um die digitale Transformation der Finanzoperationen im Gesundheitswesen in…

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!