2021 hatten Fintechs kaum Probleme, frisches Kapital einzusammeln. Auch Modifi gehörte dazu. In seiner zweiten Finanzierungsrunde sammelte das Fintech 20 Millionen Euro ein, unter anderem von Maersk Growth, dem Corporate Venture-Arm von A.P. Moller-Maersk, der weltweit größten Containerschiffsreederei. Insgesamt hat Modifi bisher Finanzmittel in Höhe von 33,2 Mio. EUR erhalten.
Modifi (Abkürzung für Modern Digital Finance) wurde im November 2018 von Nelson Holzner, Sven Brauer und Jan Wehrs gegründet. Die drei arbeiteten vorher im Kernteam des Zahlungsdienstleisters Billpay, der mittlerweile dem schwedischen Schwergewicht Klarna gehört.
Modifi bietet Zahlungsmethoden zur Überbrückung
Ihr neues Baby löst ein handfestes Problem des Welthandels. Denn Modifi bezahlt Exporteure sofort, während die Importeure viel später bezahlen können. „Die meisten größeren Einkäufer bestellen Waren nur unter der Bedingung, dass sie erst bis zu 180 Tage nach Erhalt der Ware bezahlen müssen“, erläutert Holzner. Gerade kleine und mittelständische Exporteure verfügten aber nicht über genügend Liquidität, solange auf die Bezahlung zu warten. „Exporteure und Importeure benötigen also schnelle und einfache Zahlungsmethoden, um Zahlungsziele zu überbrücken, Liquidität zu sichern und sich vor Zahlungsausfällen zu schützen.“ Modifi bietet genau das: internationale Buy-Now-Pay-Later-Payments – das Klarna für den Welthandel also.
Die Kreditentscheidungen würden in der Regel innerhalb von 48 Stunden getroffen, sagen die Gründer. Finanziert würden aber nur solche Bestellungen, bei denen die Modifi-Experten sicher sind, dass die Kreditnehmer damit Geld verdienen können. Auch Preisnachlässe für schnelle Zahlungen sind möglich. Ermöglicht wird das Angebot durch eine Partnerschaft mit der Solarisbank, mit derer Banklizenz Modifi das Geschäft betreiben darf.
Schneller Zugang zu Liquidität
Das Modifi-Angebot umfasst aber noch mehr. Holzner listet auf: „Unsere Kunden haben außerdem Zugang zu einer Vielzahl von Diensten, die sie vor Risiken schützen, ihnen helfen, neue Geschäftspartner zu finden und ihre Bestellungen respektive Sendungen zu managen – alles auf einer einzigen digitalen Plattform.“
Von der Produktpalette sollen insbesondere kleine und mittelgroßen Unternehmen in Schwellenländern profitieren. Der schnelle und einfache Zugang zu Liquidität und Ausfallschutz steht im Mittelpunkt. Besonders in Zeiten von wirtschaftlichen und geopolitischen Turbulenzen könne Modifi faire Wettbewerbsbedingungen für alle Handelspartner ermöglicht, ist Holzner überzeugt.
Aber auch Maersk und die anderen Kapitalgeber sollen natürlich nicht in die Röhre schauen. Geld in die Modifi-Kasse fließt in Form von Abwicklungsgebühren und prozentualen Transaktionsgebühren, die sich nach dem Rechnungsbetrag und der Dauer des Zahlungsziels bemisst, welches Modifi überbrückt.
Große Lücke im Bereich der globalen Handelsfinanzierung
Das Feld der Wettbewerber scheint noch überschaubar zu sein. Holzner sieht primär drei Konkurrenten auf dem Markt: „Zu nennen wären hier Stenn aus Großbritannien, Tradewind aus Deutschland und mit Einschränkungen Drip Capital aus Indien.“ Internationale Großbanken stellen hingegen kaum eine Gefahr dar. „Sie bedienen meist nicht die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, vornehmlich in Schwellenländern, wo der Bedarf besonders groß ist“, erklärt Holzner. Sie fokussierten sich auf sogenannte Supply-Chain-Finance-Programme für sehr große Einkäufer, zum Teil in Kooperation mit Unternehmen wie Taulia, C2FO oder Tradeshift. Und lokale Banken wiederum verfügten größtenteils nicht über das erforderliche Know-how zur Abwicklung und Absicherung internationaler Handelsgeschäfte.
Der Co-Gründer ist vom Marktpotenzial überzeugt. Die Lücke im Bereich der globalen Handelsfinanzierung betrage nach jüngsten Schätzungen rund 2 Billionen US-Dollar. Betroffen seien speziell kleine und mittelgroße Unternehmen, weshalb Modifi letztlich auch den immer wichtiger werdenden ESG-Zielen in Bezug auf Social Development diene.
Blockchain kein Thema für Modifi
Kann dabei auch die Blockchain helfen? Nein, sagt Holzner. Zwar gebe es hier einige interessante Anwendungsfelder wie die grenzüberschreitende Zahlungsabwicklung, Smart Contracts und dezentrales Dokumenten-Management. „Aber erst kürzlich wurde mitgeteilt, dass mit Tradelens eines der vielversprechendsten Blockchain-Netzwerke kurzfristig abgestellt wird. Daher denken wir, es ist besser, sich nicht auf diese Infrastruktur zu verlassen.“
Angesichts der mannigfaltigen Probleme – von den Lieferketten, über Covid-Lockdowns, Krieg in Europa, Inflation, steigende Zinsen bis hin zur drohenden Rezession – wird Modifi die Klientel, auch ohne Blockchain, sicherlich nicht so schnell ausgehen.