Bisher bot das Kölner Fintech vor allem Unterstützung für Versicherungen an, nun will es selbst Altersvorsorgeprodukte anbieten. Langfristig wollen sie damit sogar Kunden außerhalb der Banken- und Versicherugnsbranche überzeugen.
Neu gegründete Unternehmen hatten in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten, Momentum aufzunehmen. Zu schwierig das Finanzierungsklima, zu zurückhaltend die Investoren. Wohltuend von diesem Trend abheben konnte sich da Xaver (vormals Numos). Das Start-up, 2023 von früheren Managern der Fintechs Coya und Hypoport gegründet, konnte erst eine Finanzierungsrunde über fünf Millionen Euro mit prominenten Geldgebern abschließen und dann mit der Bayerischen Versicherung zügig einen ersten großen Kunden für die eigene KI-Versicherungsvertriebsplattform gewinnen. Den Schwung will das Team um CEO Max Bachem nun nutzen und auch in den Bereich Asset Management vorstoßen. Eine entsprechende Bafin-Lizenz als Wertpapierinstitut erhielt Xaver vor etwa zwei Wochen.
Startet dieser Bereich, hat das Kölner Unternehmen zukünftig drei verschiedene Geschäftsfelder. Da ist zunächst die Vertriebsplattform, über die Kunden KI-unterstützt und personalisiert Finanzprodukte finden und abschließen können. Säule zwei ist der KI-Co-Pilot für Vertriebler, der diese unterstützt, den Kunden passendere Angebote zu machen. Und nun – Teil drei – Asset-Management-as-a-Service, also von Xaver bereitgestellte Produkte, die die Kunden direkt nutzen können.
Xaver will PEPP zum Durchbruch verhelfen
Besteht da nicht die Gefahr, sich zu verzetteln? Keineswegs, meint Xaver-Chef Max Bachem: „Die drei Bereiche greifen ineinander.“ Er gibt ein Beispiel: Nutzt ein Kunde, etwa ein Versicherer, bereits die Vertriebsplattform, fällt ihm vielleicht auf, dass ihm ein Altersvorsorgeprodukt im eigenen Portfolio fehlt, wenn er sich etwa vor allem auf Kfz-Policen konzentriert. „Das können wir ihm dann bauen und in die Plattform integrieren“, erläutert Bachem. Und die Vertriebsmitarbeiter, die das neue Produkt noch nicht kennen, werden bei ihrer Arbeit vom Co-Piloten unterstützt.
Bereits länger schon will Xaver sogenannte Paneuropäische Private Pensionsprodukte (PEPP) anbieten, umgangssprachlich auch Europearente genannt. Die EU schuf den gesetzlichen Rahmen für diese 2020 über eine Verordnung, bisher kam der PEPP-Markt aber nicht so recht in Schwung. Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersvorsorge (EIOPA) führt in ihrem eigens hierfür angelegten Register aktuell gerade einmal elf Produkte von zwei Anbietern. Das will Xaver ändern. Mit der Bafin-Lizenz steht dem Vorstoß nun nichts mehr im Weg – sofern Xavers Kunden, also Banken und Versicherer, tatsächlich zuschlagen. Darüber hinaus plant Xaver auch, fondesgebundene Policen und ELTIFS für seine Kunden anzubieten. Auch die von der kommenden Bundesregierung versprochene Frühstartrente hat man im Blick. „Der Fokus liegt auf kosteneffizienten und flexiblen Produkten“, sagt er. Diese bräuchten die etablierten Anbieter heutzutage, gerade um jüngere Kunden zu gewinnen, die die bequemen und schnellen Plattformen von Trade Republic und Co. gewohnt sind.
Embedded Finance als Zukunftsmarkt
Langfristig könnte Xaver mit seinen Finanzprodukten auch den eigenen Kundenkreis erweitern. Beim Stichwort Embedded Finance ist Gründer Max Bachem regelrecht begeistert, „100 Prozent“ habe man das auf dem Schirm. Konkret Pläne verkündet er zwar nicht, aber die Logik erschließt sich: Mit dem umfassenden Angebot von Xaver könnte auch ein Unternehmen von außerhalb des Finanzsektors entsprechende Produkte anbieten.
Die Schwierigkeit besteht allerdings darin, einen passenden Partner zu finden, Bachem sieht hier die größte Hürde: „Es braucht eine sehr vertrauenswürdige Marke, die haben aber nur wenige.“ Bis dahin wird sich Xaver also weiterhin auf Firmen aus dem Finanzsektor fokussieren. Mit Banken, Versicherungen und Finanzvertrieben sieht das Start-up zumindest bis auf weiteres dort auch genug Abnehmer.