Oder warum der Kreditprozess immer noch auf dem Status der 70er Jahre ist?
Disclaimer: Dieser Artikel entsteht aus einer Phase der Emotionalität heraus, ich weiß, dass soll man nie tun und steht in jedem guten Erziehungsbuch. Ich mach es aber trotzdem, denn ich habe einen Grant.
Wir haben es versucht, einen Firmenkredit zu bekommen, ja als Payment & Banking bzw. die dahinter liegende GmbH, der würde uns etwas Flexibilität in unserem saisonalen Business, uns Puffer verschaffen und helfen alles etwas abzufedern.
Eigentlich nichts Besonderes und auch das Kernprodukt einer jeden Bank. Wären ja keine Millionen gewesen, maximal 100K, vielleicht 200K, fürs laufende Geschäft.
Kann ja nicht so schwer sein v.a. mit einem Produkt mit eigentlich hohem Standardisierungsgrad. Kann…
Nachdem wir schon akzeptiert haben, dass die Challengerbanken sowohl in der Produktkategorie “Kredit” eher schwach aufgestellt sind und gleichzeitig nicht bei der KfW akkreditiert sind, hatten wir versucht über die “Incumbents” zu einem Kredit zu kommen.
- Hürde Nr. 1: Finde eine Bank, die KfW akkreditiert ist und die eine Online Kontoeröffnung anbietet (für B2B), da wird es schon dünn (und nein, wir wollten nicht einen Tag in einer schönen Filiale verbringen, nämlich das passt nicht in den Arbeitsalltag). Aber nach 3 Wochen hat es dann geklappt.
- Hürde Nr. 2: Der Kreditantrag – die alte Leier: “Wir rufen sie zurück”, was natürlich nie passiert. Wir wollten aber auch keinen Rückruf, sondern einen klaren digitalen Prozess – absolute Fehlanzeige. Danach wurden jede Menge PDF’s ausgefüllt, gedruckt, unterschrieben, gescanned, per Mail geschickt, was das Kundenerlebnis Beurteilung nur “so mittel” ausfällt.
- Hürde Nr. 3: Das Feedback – “Sie müssen mind. 1 Jahr lang Ihr Hauptkonto bei uns haben bevor sie einen Kredit bekommen”! Keine Pointe. Und Danke für garnichts!
Es ist klar, dass man Bonität prüfen muss, keine Frage. Aber warum immer noch mit Verfahren und Varianten aus dem 30-jährigen Krieg? Welches wirtschaftliche Potenzial (und auch Business Potenzial) geht hier verloren (unter der Annahme, dass Banken generell Risikomanagement auch im “After Sale” soweit im Griff haben, dass es overall profitabel ist)? Wenn man den SMEs helfen will, dann unbedingt hier. Man sollte nicht immer auf den „Staat“ warten, dass er die Probleme für die Welt löst (Obacht: wird er nämlich nicht)!
Oder werden wir hier indirekt für das Nutzen von Challengerbanken bestraft (Was ich garnicht glauben kann)?
Die Fragen die sich mir stellen:
- Warum nutzt man nicht die technischen Möglichkeiten, die man hat – z.B. Kontoblick?
- Warum immer “rückwärtsgewandt” und nicht nach vorne schauen?
- Warum kann der Prozess nicht “realtime nah” und “digital” sein?
- Warum sind die elementaren Regeln nicht transparent (oder nur versteckt)?
Jetzt wurschteln wir seit 10 Jahren in der Fintech-Blase und nun das.
Ist diese ganze Fintech-Disruption einfach nur ein “Feigenblatt”? Oder warum kann man so noch am Markt agieren, wo doch die ganzen Challenger da sind und doch angeblich alle unter Druck setzen? (Denn Druck schaut anders aus, da müsste man den Kunden umgarnen) Seit Jahren hört man “digital, digital, digital”, was ist aus dem Ruf geworden? Oder sind unsere Erwartungshaltung einfach zu hoch und vollkommen falsch?
Let’s open a discussion…