Was Bitpanda im Kampf ums Web 3.0 vorhat

CEO-Stellvertreter Lukas Enzersdorfer-Konrad erklärt Bitpandas Web3-Pläne

Die Krypto-Börse kündigt den großen Start eines eigenen Ökosystems an. Die österreichische Firma erhofft sich davon ein weiteres Standbein in einem Wachstumsmarkt. Was das konkret heißt? Das ist, wie so vieles rund um Web3, noch unklar.

Es klang ziemlich kompliziert, was die österreichische Kryptobörse Bitpanda da vor Kurzem vorstellte: Einen Token namens Vision (VSN) wolle man einführen, der soll die bereits existierenden Token BEST und Pantos ablösen. Der neue  soll dann als Grundlage für ein eigenes Web3-Ökosystem dienen, mit dem Bitpanda sein Geschäftsmodell deutlich erweitern und eine Vorreiterrolle in der nächsten digitalen Revolution einnehmen will.

So abstrakt das alles klingt: Es folgt einer klaren Logik und einem Trend, den viele Finanzdienstleister und Fintechs erkannt zu haben glauben. Es ist die Wette, dass auf Web 1.0 (statische Webseiten, Nutzer können „nur“ passiv lesen) und Web 2.0 (Nutzer können Inhalte erstellen, soziale Netzwerke entstehen) nun das Web 3.0 folgt. „Dabei geht es um Besitzrechte, abgebildet in tokenisierter Form auf der Blockchain“, erläutert Lukas Enzersdorfer-Konrad, der das Thema als stellvertretender CEO bei Bitpanda verantwortet.

Im Web 3.0 sollen Daten und Anwendungen nicht mehr von einzelnen Unternehmen, sondern auf der Blockchain verwaltet werden, Token stellen Eigentumsrechte dar, Kryptowährungen dienen als Basis für Transaktionen. Befürworter wie die renommierte BWL-Professorin Isabell Welpe von der TU München warnen bereits seit Jahren, dass gerade für Banken, Versicherungen und andere Finanzfirmen damit eine große Disruption ansteht. Unter anderem könnten Banken aufgrund des dezentralen Systems ihre Rolle als Intermediäre verlieren. 

Dass die potenziell Betroffenen das erkannt haben, zeigt die Tatsache, dass Banken in ganz Europa mit Blockchain-Anleihen experimentieren – etwa die KfW und die Deutsche Bank – und an Stablecoin-Lösungen, die digitale Transaktionen ermöglichen sollen, ohne auf hochspekulative Kryptowährungen wie Bitcoin und Co. zu setzen.

Bitpanda geht das Thema grundsätzlicher an. VSN und die dazugehörige Vision-Blockchain sollen gewissermaßen die Infrastruktur bilden, auf deren Basis andere Unternehmen dann Web3-Anwendungen aufsetzen können sollen. „Das wird für uns eine dritte Säule unseres Geschäfts, neben dem B2C-Retail-Geschäft und dem B2B-Custody-Geschäft“, prognostiziert Enzersdorfer-Konrad.

Was das in der Praxis ganz konkret bedeutet? Das bleibt zunächst unklar. Scharfgestellt werden soll die Vision-Blockchain erst 2026, bis dahin will Bitpanda auch Partner an Bord haben, mit denen Anwendungen entwickelt werden.

Für die Kund:innen, die über Bitpanda in Krypto investieren, ändert sich erst einmal nicht so viel. Natürlich werden ihre Tokens, sofern sie welche halten, in VSN überführt. Wer diese nutzt, kann zukünftig wohl auf Gebührenersparnisse hoffen, außerdem können Kund:innen bis zu zehn Prozent effektiven Jahreszins erhalten, wenn sie ihre Tokens staken, also zu Validierungszwecken dem Netzwerk zur Verfügung stellen. Bisher hätten rund 30 Prozent der Kunden den Bitpanda-Token verwendet, sagt Enzersdorfer-Konrad: „Wir hoffen natürlich, dass das bei VSN langfristig mehr sein werden.“

Bleibt noch die Frage, warum ausgerechnet Bitpandas Web3-Ökosystem sich am Ende durchsetzen sollte. „Wir haben bereits gezeigt, dass wir Millionen Menschen für Kryptowährungen begeistern können, dass wollen wir nun auch für Web3-Themen schaffen“, sagt der Vize-CEO. Er dämpft allerdings auch die Erwartungen, denn: für eine umfassende Verbreitung von Web3 müsse auch die Regulierung noch vorankommen. „Micar war zwar ein relevanter Schritt, aber für Web3 und DeFi braucht es noch mehr“, sagt er.

So bleibt das Web3 auch bei Bitpanda erst einmal ein großes Versprechen. Ob sich das am Ende halten lässt, wird sich wohl erst in einigen Jahren zeigen.

Autor

  • Lars-Thorben Niggehoff ist freier Journalist und Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei. Er schreibt über Finanzthemen, Mittelstand und den Immobilienmarkt, neben Payment & Banking unter anderem auch für Brand Eins, Capital, Welt und Wirtschaftswoche.

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