Warum Promi-Werbung zu oft Geldverschwendung ist 

Ob Revolut mit Mario Götze, Naga mit Mike Tyson oder Bitpanda mit Alexander Zverev: Eine ganze Reihe von Fintechs lässt prominente Sportler für sich werben. Doch wahrscheinlich wären andere Marketingmaßnahmen besser gewesen. 

Irgendwie sieht das doch ganz „fresh“ aus, wie Mario Götze durch die Gegend jettet, ins Taxi steigt, dabei stets mit seiner Revolut-App seine Finanzen im Blick hat und so gleich noch ein neues Jacket bestellt. „Geld, Investitionen, Gemeinschaftskonten – steckt jetzt alles hier drin“, sagt er im Anschluss. „So geht modernes Banking.“ Und wenn der Fußballprofi das so sieht, dann muss da doch irgendwie was dran sein, sollen Kund:innen sich jetzt wohl denken. 

Mario Götze ist Revoluts erster Markenbotschafter für Deutschland, wie die Neobank diesen September mitteilte. Das solle die „besondere Bedeutung und Relevanz des hiesigen Marktes“ unterstreichen, so Revolut vor nun gut zwei Monaten. Für bestehende und potenzielle Neukunden soll Mario Götze die Marke Revolut „erlebbar“ machen. Aber kann er das überhaupt leisten? 

Viel Geld wird verpulvert

Eine ganze Reihe von Fintechs setzt auf prominente, teils ehemalige Sportler. Naga wirbt derzeit mit Mike Tyson, Bitpanda setzt auf Alexander Zverev, der Online-Broker XTB auf Zlatan Ibrahimovic, selbst der Meme-Coin GDog wirbt mit Sportlern, unter anderem mit Lukas Podolski, der für seine Werbung gleich mal einen Shitstorm kassierte. Natürlich kann solch eine Maßnahme auch funktionieren. „Auf Promis im Marketing zu setzen, kann aber auch bedeuten, viel Geld zu verpulvern und keinen nennenswerten Effekt zu erzielen“, sagt Benedikt Streb von der auf Marken spezialisierten Unternehmensberatung Brandtrust. Geldverbrennung sei es immer dann, wenn die Entscheidung der Verantwortlichen keine solide Basis habe, sondern nur ein „den finde ich cool“ – oder „ich zeige es dem Wettbewerber“-Impuls war.

Das einzige, was meist gelingt, sei dann ein Bekanntheits-Boost, sagt Streb. „Aber das bedeutet nicht gleichzeitig mehr Beliebtheit für die Marke“, erläutert der Experte. Immerhin: Neueste Zahlen dürften deutlich machen, dass Revolut sowohl bekannt als auch beliebt ist. Allein das Video mit Mario Götze hat auf Youtube mehr als 1,9 Millionen Aufrufe erzielt – und das bei einem Kanal, der weniger als 62.000 Abonnenten hat. Zudem hat die Neobank heute bekannt gegeben, nun die Marke von 50 Millionen Kund:innen geknackt zu haben. Zwei Millionen davon sind aus Deutschland.

Streb von Brandtrust ist trotzdem skeptisch. „Ich würde in Frage stellen, ob Mario Götze überhaupt noch die große Star-Brand ist. Klar, er ist noch bekannt und teuer, aber hat er tatsächlich noch die große Attraktivität und somit die erhoffte Wirkung?” Streb geht noch weiter: „Aufstrebende Fintechs verfallen schon mal in Aktionismus und wollen Anerkennung und Sichtbarkeit. Und dafür engagieren sie einen Promi.“ 

Aufgepasst bei der Wahl des Promis

Immer dann also, wenn Fintechs ganz hoch hinaus wollen und genauso ernst genommen werden möchten wie eine Bank, dann können sie den Fehler machen und den falschen Promi engagieren. Dabei haben sie eine ganz andere Startbedingung als eine alteingesessene Bank. „Während Banken versuchen, über das Verkaufen von Produkten eine Beziehung zu ihren Kundinnen und Kunden aufzubauen, gehen Fintechs anders herum vor. Sie versuchen erst, eine Beziehung aufzubauen und entwickeln dann immer mehr Produkte“, erläutert Streb.

Eine Promi-Werbung für ein Fintech kann also im Idealfall dazu dienen, eine neue Kundengruppe zu gewinnen. Dadurch können junge Unternehmen wachsen. Nur, damit das klappt, müssen die auch ihre „Hausaufgaben erledigen“, wie Streb es ausdrückt. „Welche Zielgruppe will ich erreichen und welche Wirkung soll das Testimonial erzielen?“ Solche Fragen müssten vorher geklärt sein.   

Und dann wäre da noch die wichtigste Frage: Passt der Promi auch zu den Werten meines Unternehmens? „Wenn ein Podolski erst für seinen Döner Werbung macht und dann für einen umstrittenen Meme-Coin, dann sorgt das für einen Shitstorm“, sagt Streb. In so einem Fall kann es zwei Verlierer geben. Podolskis Ansehen könnte schwinden, der Meme-Coin zwar bekannter, aber nicht wirklich beliebter werden.

Die Werbung von XTB mit Ibrahimovic wirkt so, als hätte da jemand bei den Hausaufgaben geschlampt. So richtig glaubwürdig klingt das zum Beispiel nicht, dass Ibrahimovic ein großer Kenner von „Trading CFDs on indices” sein soll. Davon spricht er immerhin in dem Werbe-Spot des Brokers. XTB hat die Werbemaßnahme immerhin über mehrere Kanäle gezogen. Auch auf der Homepage grinst einem direkt der ehemalige schwedische Nationalspieler entgegen. Nur ist Zlatan Ibrahimovic überhaupt noch sonderlich bekannt hierzulande? Welche Zielgruppe erreicht man damit noch? Es dürften allerhöchstens Fußballfans sein, die sich vor gut zehn Jahren intensiv mit internationalem Fußball beschäftigt haben. Ibrahimovic kickte unter anderem für den AC Mailand, den FC Barcelona und Paris St. Germain, war einer der besten Stürmer seiner Zeit. Ob das nun zu einem großen Wachstum bei XTB führen wird, ist zumindest fraglich. 

Autor

  • Jan Schulte ist freier Journalist und Mitgründer des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt unter anderem für den Tagesspiegel Background Sustainable Finance, die ZEIT und die WirtschaftsWoche. An der Finanzbranche fasziniert ihn, dass inzwischen jeder angeblich Nachhaltigkeit schon immer in seiner DNA stehen hatte.

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