Wie Lukas Podolski sich mit einem Meme Coin ins Abseits schießt

Ex-Nationalspieler Lukas Podolski wirbt für einen – in den Augen vieler Fans – dubiosen Meme-Coin. Ist das noch Fair Play oder einfach nur das neue Ding der Fußballstars?

Eigentlich genoss Lukas Podolski immer einen ziemlich guten Ruf. Er war der verpeilte, aber sympathische Kölsche Jung, der zuverlässig für Tore und Lacher sorgte. Vor wenigen Wochen verabschiedete er sich mit viel kritisierter Pyrotechnik endgültig vom Rasen und fackelt auch nun nicht lange, seine berufliche Zukunft zu starten. Wie diese neben seinem Festival, boomenden Dönerbuden und Eisdielen sowie seiner Kampagne für den türkischen Sportwettenanbieter Sekabet aussehen könnte, sahen seine Fans kürzlich auf seinem Instagram-Kanal: Dort warb er in einer Story, die sich automatisch nach 24 Stunden löscht, für den GDog. Das klingt wie ein von ChatGPT ausgedachter Rappername, ist aber ein Meme-Coin, sprich eine Kryptowährung, die auf einem Internet-Meme basiert oder irgendwie lustig sein soll. Lukas Podolski und ein Meme-Coin?

Viele Fans finden das aber gar nicht zum Lachen, sondern mindestens lächerlich. Der Post hält es mit dem Spruch, den Podolski mal über Bastian Schweinsteigers neue Frisur sagte: „Hat 15 Minuten gedauert, sieht man ja auch.” Poldi grinst in die Kamera und streckt beide Daumen nach oben. Das Outfit, bestehend aus Sonnenbrille und pinkem T-Shirt, scheint inspiriert von einer Kreisliga-Mannschaft, die ihren Aufstieg am Ballermann feiert. Neben ihm sitzt ein ebenso mit Sonnenbrille bestückter Labrador – die Hunderasse, die gerne mal mit dem Adjektiv “treudoof” in Verbindung gebracht wird. Nichts, wirklich nichts an der unseriösen Fotomontage signalisiert: interessante Investitionsmöglichkeit.

Auch Messi und Arsenal-Spieler für Krypto-Werbung kritisiert

Auf Reddit gibt es heftige Diskussionen zum Meme-Coin. Ein Nutzer schreibt etwa: „Sieht er nicht, dass er gehackt wurde?“. Doch dass Poldi hier Opfer eines Betrügers wurde, der seine Sympathien und Reichweite missbrauchte, ist unwahrscheinlich. Erstens hat er das Bild selbst auf seinem Instagram-Kanal gepostet und auch nie dementiert, dass der Post von ihm stammt, oder abgestritten, dass er etwas mit der Webseite zu tun hat, auf der sein Gesicht zu sehen ist. Und zweitens tut er eigentlich nichts anderes, als andere auch: Das GDog-Marketing setzt offenbar ausschließlich auf Profi-Fußballer. Einer davon ist Arsenals Verteidiger Gabriel Magalhaes. Auch er wurde in England für seinen Werbeauftritt für eben jenen Meme-Coin kritisiert – gleiches Shirt, gleicher Hund, gleiche lächerliche Reaktionen im Netz.

Neu ist die Idee, auf Fußballstars zu setzen, nicht: Erst im Juli warb Lionel Messi auf Instagram für den Water Coin, eine andere Kryptowährung. Sein Post machte aber wenigstens einen etwas seriösen Anschein und ließ ihren Wert tatsächlich explodieren. War das die Intention der GDog-Werbung, ist das mächtig nach hinten losgegangen. Zeitgleich mit dem Poldi-Post Ende Oktober ging die Währung an den Markt, oder wie Podolski sagte: „started heute”. Seitdem verlor sie über 70 Prozent an Wert. Und noch eine Sache fällt auf: Podolski hat den Post mutmaßlich nicht als Werbung gekennzeichnet, zumindest ist das aus den noch verfügbaren Screenshots nicht ersichtlich. Wenn er für den Social-Media-Beitrag Geld bekommen hat, hätte er das aber rechtlich tun müssen. Nur lässt sich genau das immer schwer belegen, heißt es vom Verband Sozialer Marktwirtschaft in Berlin, der schon etliche Influencer wegen fehlender Transparenz verklagt hat.

Da hilft es auch nichts, dass der GDog angeblich Gutes vollbringen will: „Als Teil von GDog hilfst du Kindern dabei, ihr Lächeln zurückzugewinnen”, steht auf der Webseite des GDog. Nach eigenen Angaben sollen 2,5 Prozent der Investitionssumme in wohltätige Zwecke fließen. Wie das laufen soll, wann das geschieht und welche Stiftungen, Projekte oder Initiativen das genau sind, darauf gehen die Anbieter auf der Webseite bisher nicht weiter ein – dafür aber umso detaillierter auf die Marketing-Roadmap. Genauso steht es um die kritischen Kommentare, die einige der rund 500.000 Instagram-Follower von GDog schreiben.

Werbung für Meme-Coins spiegelt Entwicklung des Profifußball wider

Meme-Coins sind vor allem eins: ein Witz, hinter dem selten Substanz steckt, wie Ralf Scherfling von der Verbraucherzentral Nordrhein-Westfalen erklärt. „Bei uns melden sich leider immer wieder Verbraucher, die auf digitale Betrugsmaschen hereingefallen sind und zum Teil fünfstellige Beträge durch Kryptowährungen verloren haben”, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Zu dem von Podolski beworbenen Coin kann er (noch) keine Angaben machen, rät aber generell zur Vorsicht. Denn: „Kryptowährungen zeichnen sich durch große Kursschwankungen aus. Es sind hohe Gewinne, aber eben auch riesige Verluste bis hin zum Totalverlust denkbar”, sagt Scherfling. „Außerdem sind es keine gesetzlichen Zahlungsmittel und es gibt technische Risiken bei der Aufbewahrung.”

Früher warben Fußballer für Chips, Bier, Schokoriegel oder Nutella. Das kaufte man ihnen zwar nicht unbedingt ab, weil es Profisportler samt strengem Ernährungsplan sind. Aber irgendwie war es weniger verwerflich, nachvollziehbar und etwas Balsam für die Seele, wenn Schweinsteiger sich auf der Couch 600 Kalorien einverleibte oder Arne Friedrich genüsslich Haselnusscreme aufs Brot schmierte. „Relatable”, wie man in den sozialen Netzwerken so schön sagt. Aber vielleicht passen die Meme-Coin-Werbungen gerade deshalb so gut zum Profifußball: Weil er nicht mehr relatable ist. Weil er sich aus Geldgier immer weiter von seinen Fans entfernt. 

Autor

  • Isabel Fisch ist Journalistin im Journalistenbüro dreimaldrei und schreibt seit April 2024 regelmäßig für Payment & Banking.

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