Warum Co-Branding-Kreditkarten ein schlechtes Geschäft sind – und trotzdem nicht verschwinden

o-Branding-Kreditkarten, Beispiel mit Amazon und Banken

Die Santander-Tochter Zinia übernimmt das Amazon-Kreditkartenprgoramm von der Landesbank Berlin. Solche Deals lohnen sich für Banken selten. Warum versuchen sie es trotzdem immer wieder?

Sie gelten als schwieriges Geschäftsfeld, sind aber doch irgendwie nicht totzukriegen: Co-Branding-Kreditkarten mit großen Unternehmen erscheinen für viele Banken ähnlich  attraktiv wie das Trikot-Sponsoring eines Fußballclubs für andere Firmen. So verkündete die Solarisbank stolz, das Kreditkartenprogramm des ADAC zu übernehmen. Bei der US-Großbank Goldman Sachs wurde in den letzten Jahren kaum ein Ereignis so begeistert kommuniziert wie der Start der Apple Card. Und nun konnte die Santander Bank stolz vermelden, dass die Konsumentenfinanzierungs-Tochter Zinia ab sofort die Amazon-Visa-Kreditkarte in Deutschland betreut. „Unsere Plattform Zinia baut ihre Kundenbasis weiter aus“, sagte Santander-Chairman Ana Botín anlässlich des Deals.

Die Frage ist allerdings, wie lange die Begeisterung halten wird. Solaris etwa musste, um den Deal mit dem ADAC zu stemmen, extra neues Kapital einsammeln. Goldman Sachs stampfte die Zusammenarbeit mit Apple im vergangenen Jahr bereits wieder ein, weil sie zu unattraktiv war. Auch die DKB, lange sehr präsent im Geschäft mit Co-Branding-Kreditkarten, zieht sich zunehmend zurück, gab das Lufthansa-Miles&More-Programm an die Deutsche Bank ab und verabschiedete sich auch vom langjährigen Partner Hilton Hotels.

Revolving-Kreditkarte für Amazon

Meist ist es die Struktur der Deals, die sie für die Kreditinstitute unattraktiv macht. Teil davon sind oft Benefit-Programme, die bezahlt werden müssen. So erhalten auch Amazon-Kartennutzer demnächst Punkte, wenn sie bei Amazon einkaufen, sowie eine Startgutschrift. Geld verdienen die Banken in der Regel über Interchange Fees oder Kartengebühren. Interessant in dem Zusammenhang: Die neue Amazon-Karte soll ohne jährliche Gebühr auskommen. 

Potenziell lukrativ könnte das Geschäft allerdings sein, weil es sich um eine Revolving-Kreditkarte handelt, die Kunden also ihre Kredite per hochverzinster Ratenzahlung ausgleichen. Der entsprechende effektive Jahreszins liegt bei der Amazon-Karte bei 20,13 Prozent. Die Tatsache, dass es sich um revolvierende Kredite handelt, dürfte auch die Erklärung dafür sein, dass Zinia sich als Partner an dem Projekt beteiligt. Denn eigentlich trat das Unternehmen bisher vor allem als Buy-Now-Pay-Later-Dienstleister in Erscheinung.

Imagetransfer ist fraglich

Grundsätzlich könnte man einwenden, dass ein wichtiger positiver Aspekt der Programme für die Banken monetär schwer zu beziffern ist: der Zugriff auf neue Kundengruppen und ein positiver Imagetransfer durch die bekannte Marke des Kooperationspartners. Ob das in der Praxis allerdings stimmt, ist fraglich. Experten weisen darauf hin, dass die meisten Kunden die Karte eben mit dem Co-Branding-Partner assoziieren, steht doch dessen Name meist dick auf dem Plastik, der der Partnerbank eher im Hintergrund.

Bei Zinia scheint sie das nicht abzuschrecken. Ganz im Gegenteil: Die Santander-Tochter setzt voll auf Kooperationen mit bekannten Partnern im deutschsprachigen Raum. Neben dem Amazon-Deal hatte Zinia vor Kurzem einen Deal mit Apple vermeldet, dessen exklusiver BNPL-Partner man nun in Deutschland ist. Warum Zinia trotz fragwürdiger Evidenz auf solche Kooperationen setzt? Dazu wollte sich die Firma auf Nachfrage von Payment & Banking nicht äußern. 

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Autor

  • Lars-Thorben Niggehoff ist freier Journalist und Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei. Er schreibt über Finanzthemen, Mittelstand und den Immobilienmarkt, neben Payment & Banking unter anderem auch für Brand Eins, Capital, Welt und Wirtschaftswoche.

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