Vom „Knochen“ zum Alles-Könner: Das Bezahlterminal der Zukunft

woman holding magnetic card

Die aktuelle Pandemie hat das Bezahl- und Einkaufsgewohnheiten zwar nicht auf den Kopf gestellt, aber enorm beschleunigt. Vor allem das kontaktlose Bezahlen hat im Jahr 2020 kontinuierlich zugenommen. Laut einer Studie des Zahlungsdienstleisters Adyen wurde im vergangenen Jahr dreimal so oft die kontaktlose Zahlung genutzt als noch 2019. Auch Bezahterminals tragen ihren Anteil daran.

Zudem geben 39 % der deutschen Verbraucher, die früher Bargeld bevorzugten, an, dass sie seit der Pandemie auf kontaktlose Zahlungen bzw. digitale Wallets umgestiegen sind – für das Bargeldland Deutschland sind das erstaunliche Zahlen. Der alte „König Bargeld“ hat viele seiner Anhänger zugunsten des bargeldlosen Bezahlens verloren.

Statt „Ritsch-Ratsch“ heute wahre Multi-Talente

Aber alles wäre nichts, wenn sich nicht auch die entsprechende Hard- und Software weiterentwickelt hätte. Wer erinnert sich noch? „Ritsch-ratsch“ machten die VerkäuferInnen noch bis in die 90er Jahre hinein, wenn sie die Kreditkarte auf ein klobiges und ziemlich unhandliches Gerät legten, einspannten und mit einer Art Schieber die Daten der Karte auf mehrere Seiten Kohlepapier „kopierten“, die KundInnen unterschreiben mussten.

Heute ist das herrlich analoge Gerät längt ein Relikt der Vergangenheit. Kindern kann man es vermutlich fast nur noch in Museen zeigen. Längst sind Bezahlterminals mitunter kaum größer als ein Handteller – und können mehr!

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Kaum mehr Unterschiede zwischen Smartphone und Bezahlterminals

Mittelfristig wird vermutlich gar nicht mehr erkennen sein, ob nun an einem Smartphone oder an einem „echten“ Terminal bezahlt wird, denn Form und Design passen sich immer mehr an. Für die nächste Generation wird „seamless & connected“ immer wichtiger werden- eine nahtlose Customer Journey, die nur eine einzige Autorisierung benötigt für eine Vielzahl an Touchpoints.

„Wir sehen heute schon durch Click & Collect oder Click & Meet wie stark sich stationärer POS und eCommerce miteinander verzahnen. Über IoT wird Payment Einzug in völlig neue Anwendungsbereiche finden und teils „unsichtbar“ werden, z.B. bei Zahlungen aus dem Auto heraus“, sagt Günther Froschermeier, CTO und Gründungsmitglied von CCV. Er begleitet die Entwicklung der Zahlungsterminal schon weit über 20 Jahre. Das MT 9870, damals noch mit abgesetzter Antenne, war 1998 eines der ersten Terminals, das das Unternehmen entwickelte.

Herr Froschermeyer: Terminals oder Zahlungsdienstleister – wo lag in der Vergangenheit der Fokus. Oder gab es nur ein Miteinander?

Der Zahlungsverkehr an sich hat sich geändert. Während früher der Fokus auf die Optimierung der Zahlung an sich gelegt wurde – durch Erhöhung der Sicherheitsstandards, Einführung von EMV und schließlich auch der kontaktlosen Zahlung – stehen heute die Integration individueller Business Cases, Vielfalt der Bezahlmöglichkeiten und Value Add Services im Fokus.

Über neue Betriebssysteme wie Android greifen die heutigen Terminals die Nachfrage nach „on demand“ Services auf und bieten am Point-of-Sale durch schnelle Installation individueller Business-Apps weit mehr als nur Payment. Welche Zusatzfeatures sind das?

Diese Features sind unglaublich vielfältig und individuell. Am mobilen Point-of-Sales spielen z.B. Gastro-Apps für Tischreservierung, Home-Delivery oder Loyalty-Systeme eine große Rolle. Im mobilen Bereich sprechen wir über Schicht- und Navigationspläne für die Ausfahrer. Im unbedienten Segment sind Kassensysteme für Micromarkets sehr gefragt oder auch App-basierte Schließsysteme für die Automaten.

Unlängst haben wir eine Vertriebsfirma für Golfbälle mit dem androidbasierten CCV IM30 ausgestattet, die direkt am Golfplatz über die eigene Business-App an der Driving Range Golfbälle verkaufen. Ein großer Erfolg, die Umsätze sind seit der bargeldlosen Bezahlmöglichkeit nochmals deutlich gestiegen. Der Fokus liegt auf einer durchgängigen, modernen User-Experience, die sich nur durch das Zusammenspiel der individuellen Business-App mit der sicheren Payment-App realisieren lässt.

„Wir sehen heute schon durch Click & Collect oder Click & Meet wie stark sich stationärer POS und eCommerce miteinander verzahnen.

Value Add Services müssen heutzutage keinen umständlichen Weg mehr über Softwareentwicklung und Zertifizierungen gehen, sondern werden als Applikation getrennt vom gesicherten Paymentteil einfach heruntergeladen. Wie muss man sich das vorstellen?

Günther Froschermeier, CTO und Gründungsmitglied von CCV

Bisher war die Software eines Bezahlterminals immer proprietär und eine Einheit im Sinne der Paymentfunktion und der zusätzlich enthaltenen Value Add Services. Somit musste bei einer neuen Funktion, egal ob aus dem Bereich Payment oder der VAS, immer eine neue Softwareversion erstellt und freigegeben werden, was sehr aufwändig ist. Des Weiteren konnten die verfügbaren Business-Apps nicht einfach auf die Geräte portiert werden.

Durch die Trennung der beiden Funktionalitäten haben wir eine enorme Effizienzsteigerung erreicht, die es sehr viel einfacher und schneller macht, App-Updates und auch neue Apps an den PoS zu bringen. Der Paymentpart bleibt trotzdem weiterhin sicher und geschützt durch alle Sicherheitsstandards in der Verantwortung von CCV, die Value Add Services auf der anderen Seite können mit voller Flexibilität gehandhabt werden.

Welcher Vorteil entsteht für die Händler, welcher für die Kunden?

Der Händler profitiert insofern, dass er sich seine PoS-Umgebung – wie schon beim eigenen Smartphone – durch Apps selbst definieren kann und er sich dadurch u.a. Investitionen in zusätzliche Hardware sparen kann. Eine Entwicklung ähnlich der Taschenlampe am Smartphone – kaum jemand muss noch in eine separate Lichtquelle investieren.

white monitor on desk

Der Kunde erhält noch besseren Service und gestiegenen Komfort. Gerade am unbedienten Point-of-Sales, z.B. im Vending, können Apps das Kauferlebnis immens aufwerten. Ein gutes Beispiel ist der Automat für Sonnenbrillen: Die angewählte Brille kann über Augmented Reality auf dem Display des Bezahlterminals vor dem Kauf virtuell anprobiert werden.

Der Kunde erhält noch besseren Service und gestiegenen Komfort. Gerade am unbedienten Point-of-Sales, z.B. im Vending, können Apps das Kauferlebnis immens aufwerten. Ein gutes Beispiel ist der Automat für Sonnenbrillen: Die angewählte Brille kann über Augmented Reality auf dem Display des Bezahlterminals vor dem Kauf virtuell anprobiert werden.

Die neuen Möglichkeiten der Android-Betriebssysteme im Payment weisen uns eine Richtung weg von der klassischen Hardware hin zur Nutzung eigener Consumer-Geräte – wie Smartphone oder Tablet – die durch Paymentapps Bezahlkarten und Wallets verarbeiten und akzeptieren können.

Mit unserer Lösung CCV PhonePOS haben wir als erstes Unternehmen in Deutschland diesen Weg erfolgreich eingeschlagen. Unser Kunde und Partner S-Payment hat unlängst unter dem Namen S-POS App/ S-POS Plug-in eine Lösung in den Markt gebracht, die auf CCV PhonePOS basiert. Insofern würde ich sagen, die Zukunft hat bereits begonnen!

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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