Brauch ich noch meinen Bankberater?
Ja – Assistenzsysteme wie Erica werden nicht den klassischen Bankberater ersetzen sondern einen neuen Beratungs- und Kommunikationskanal eröffnen. Aufgrund der schieren Masse der täglichen Signale ist eine künstliche Intelligenz in Verbindung mit einer virtuellen Assistentin wie Erica besser in der Lage, eine optimale und individuelle Beratung und Kommunikation zur Verfügung zu stellen – und es ist auch die einzige kostengünstige Alternative. Dieses predictive analytics kann für jeden der 45 Mio. mobile Banking Anwender individuell die “richtigen” Signale identifizieren und die richtigen Maßnahmen vorschlagen die eine Erica dann aufnehmen und in nutzbare und umsetzbare Dialoge verwandeln kann. Dies kann so banal sein wie der Hinweis, dass man diesen Monat wohl etwas über seine Verhältnisse lebt und damit am Ende des Monats in den Dispo läuft, bis hin zu Investment Chancen die sich gerade anbieten. Rafael: Maik, da ist es nu das Voice Banking. Was hälst Du von Erica? Maik: Genau genommen gibt es bereits einige Entwicklungen in dem Bereich. Vor über einem Jahr hat die ING Niederlande eine voice activated Banking vorgestellt und dort auf Technologie von Nuance gesetzt. Seit iOS 10 ist es möglich Apps mit Hilfe von Siri zu steuern, wie das Beispiel von N26. Dort ist es möglich mit Hilfe von Siri Geld zu versenden, was ja Teil der Banking Funktionalität ist. Und die amerikanische CapitalOne hat Skills für Amazon Alexa entwickelt die ähnliche Funktionen wie Erica bietet . Erica scheint insgesamt aber flüssiger und natürlicher in der Hand zu liegen, was beeindruckend ist. Übrigens: auf dem letzten Bankathon wurde auch Skills für Alexa entwickelt die mit Hilfe der figo API verschiedene Aktionen ausführen konnten. Gerade das Thema Banking oder Zahlungsverkehr ist prädestiniert für Voice, da kein visuelles Feedback notwendig ist. Einzig Security könnte ein Thema sein: Möchte der Anwender Konto-relevante Informationen gesagt bekommen? Die Gefahr das jemand Drittes mithört ist natürlich allgegenwärtig. Was meinst Du? Rafael: Deine Beispiele sind alle valide aber bisher war es doch eher “Stückwerk” was da erstellt wurde. Payment per Siri ist kein Banking, CapitalOne und ING beschränkte sich auf Wiedergabe ohne Intelligenz. Ich finde Erica ist gerade aufgrund der Vielfalt der use cases und der Proaktivität ein Meilenstein. Interessant ist hier auch, dass Erica nicht auf einer der Voice Plattformen läuft – sprich unabhängig von Siri oder Alexa. Maik: Erica ist zweifelsohne beeindruckend, aber wie viel Voice und wie viel KI (Künstliche Intelligenz) macht Erica aus? Anders gefragt, wenn wir über Voice sprechen (was ein bescheuertes Wortspiel ist) müssen wir nicht auch über KI nachdenken (was sich ebenso bescheuert anhört) Rafael: Korrekt. Voice ist nur die Ausgabeform, die Erica quasi noch “attraktiver” macht. Ohne die KI oder genauer das machine learning predictive analytics Paket dahinter, wäre sie nur eine Stimme. Das Erica Projekt ist ein “Langläufer” gewesen und der Voice Part kam erst relativ am Ende zu dem Projekt hinzu. Der spannende Part war aus den bestehenden Interaktionen per machine learning die use cases zu extrahieren und diese dann so zu automatisieren, dass die “KI” die predictive analytics auf all diesen use cases für alle Kunden gleichzeitig berechnen kann. Klartext:- Es ist eine tolle Idee den Kunden zu warnen, dass er ins Minus oder in den Dispo läuft (use case extrahiert aus bestehender Interaktion).
- Erstelle eine Abfrage, so dass man auf jedem Konto zu jedem Zeitpunkt fragen kann, ob es wahrscheinlich ist, dass dieses Konto am Ende des Monats ins Minus gerät (Komplexität sind berechenbare und unberechenbare Ausgaben).
- Automatisiere die Abfrage, so dass die Daten dazu bei jeder Interaktion mit Erica verfügbar sind.