Unternehmenskunden von Vivid Money in ganz Europa sollen sich nun Kartenumsätze sofort auszahlen lassen können. Dahinter steckt die neue Strategie des Fintechs, europaweit kleine Firmenkunden für sich zu gewinnen.
Unternehmen müssen oft tagelang warten, bis Kartenumsätze auf ihrem Konto landen. Das kann gerade bei kleinen Firmen für Liquiditätslücken sorgen. Dem Problem haben sich bereits einige Neobanken in der Vergangenheit mit Angeboten für schnelle Auszahlungsabwicklungen angenommen. Nur „schnell“ ist immer noch relativ. Einige Anbieter wie Qonto und Revolut sind zahlen frühestens nach einigen Stunden aus. Vivid Money will nun noch schneller sein.
Innerhalb von Sekunden sollen Kunden ihr Geld erhalten, wie Payment & Banking exklusiv vorab erfuhr. Damit ist das Berliner Fintech laut eigener Aussage die erste Neobank mit einer solchen Funktion. Um das zu ermöglichen, hat man sich mit dem Zahlungsabwickler Adyen zusammengetan. Die Funktion soll ab sofort freigeschaltet sein.
Preisschlacht um schnelle Auszahlungen
Möglich wird das mit dem Angebot „Adyen for Platforms” des niederländischen Zahlungsdienstleisters. Dessen Prozesse wurden in die Oberfläche von Vivid Money integriert, sodass Kunden, wenn sie die Geschäftsbedingungen von Adyen annehmen, Umsätze aus Zahlungen direkt auf ihr Konto abrufen können. Dafür will Adyen auf der von Vivid betriebenen Plattform verschiedene Zahlungsfunktionen zur Verfügung stellen. Etwa sollen Umsätze über Zahlungslinks auf Rechnung oder über Links per E-Mail oder Nachrichten eingezogen werden können. Außerdem seien auch Zahlungen möglich, die über Adyen-fähige Plugins wie Wix getätigt werden, informieren die beiden Fintechs.
Vivid bietet das Feature in allen Preismodellen an – auch in den kostenlosen Tarifen. Die Funktion selbst ist dagegen nicht kostenlos. Je nachdem, welchen Tarif die Vivid-Kunden haben, kostet die Blitzauszahlung zwischen 0,29 und 0,39 Prozent der Transaktionssumme. Andere Anbieter verlangten laut Vivid deutlich höhere Gebühren und zahlten nicht so schnell aus. Revolut beispielsweise überweist laut eigenen Angaben in 24 Stunden und verlangt dafür eine Gebühr ab 0,8 Prozent plus 2 Cent pro Zahlung vor Ort. Bei Online-Zahlungen kostet das ganze 1 Prozent plus 20 Cent für inländische Karten. Auch bei Qonto können Unternehmen Zahlungslinks erstellen und damit Umsätze einziehen. Das kostet sie 1,5 Prozent plus 25 Cent bei inländischen Privatkund:innen und dauert laut Angebot in der Regel vier Tage. Außerhalb von Deutschland bietet Stripe mit Instant Payouts Zugriff auf Kartenumsätze innerhalb von 30 Minuten an und verlangt dafür eine Gebühr zwischen 1 und 1,5 Prozent.
So möchte Vivid bei Firmenkunden punkten
Das neue Vivid-Angebot ist Teil einer Offensive der Neobank, Firmenkunden anzusprechen. Im März diesen Jahres hatte Vivid angekündigt, sich künftig auf das Geschäft mit Firmenkunden zu konzentrieren, da man mit Konkurrenten wie N26 und Revolut offenbar nicht mithalten konnte. Nun möchte man in Europa mehr Firmenkunden als B2B-Plattform für sich begeistern und hat nach eigenen Angaben innerhalb eines Jahres bereits mehr als 50.000 kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) für sich gewinnen können. Über die Veränderungen in seinem Unternehmen hat Gründer Alexander Emeshev vor kurzem im Payment & Banking-Podcast mit Kevin Hackel gesprochen.
Außerdem sicherte sich die Plattform noch im Mai eine Krypto-Lizenz unter der Micar-Regulierung und erweiterte das bis dahin auf Spanien und Italien beschränkte Krypto-Geschäft auf weitere EU-Märkte wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande. Firmenkunden können zudem auf einem Ertragskonto durch Staking wöchentliche Ausschüttungen generieren. Daneben hat Vivid im vergangenen Jahr auch weitere auf KMU zugeschnittene Funktionen eingeführt, wie ein Tool für Geschäftsreisen, Investmentprogramme für Unternehmen und Firmenkredite.