Trade Republic startet furios ins neue Jahr, mit überragenden Zahlen. Die Krypto-Szene schmeißt sich unterdessen dem neuen US-Präsidenten um den Hals, ohne Rücksicht auf Verluste. Unser Top und Flop im Januar.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch Geflogenen und tief Gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verlierer, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den Januar 2025.
TOP: Die Ausweitung der Kampfzone durch Trade Republic
Für den Gewinner des Monats gab es dieses Mal eigentlich nur einen ernsthaften Kandidaten: Der Neobroker Trade Republic hat bombastische Zahlen vorgelegt, hat nun acht Millionen Kundinnen und Kunden und verwaltet 100 Milliarden Euro (mehr zu den Zahlen haben wir für Euch hier aufgeschrieben).
So langsam muss die Szene anerkennen, dass die Berliner der Konkurrenz davonziehen. Dank ihrer Marketing-Coups mit hohen Zinsen aufs geparkte Geld sowie dem erfolgreichen Start der eigenen Debitkarte dominiert Trade Republic seit Monaten die Berichterstattung. Andere Broker wie Scalable Capital gucken da etwas in die Röhre und fallen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung zunehmend unter „ferner liefen”. Ist das fair? Nicht unbedingt. Aber es ist auch nicht fair, wenn Bayern München als Primus der Bundesliga links und rechts die Topspieler der Konkurrenz kauft, um sie dann auf der Bank versauern zu lassen. Entscheidend ist am Ende aber, wer Meister wird, wie das gelang, danach kräht kein Hahn.
Und nach der Meisterschaft folgt logischerweise das nächste Ziel: die Champions League. Trade Republic will nicht mehr nur Neobroker Nummer eins sein, sondern Fintech Nummer eins werden. Mit dem angekündigten Girokonto greift die Firma nun auch Neobanken wie N26 an (mehr zum Zweikampf der Super-Fintechs gibt es hier). Zwar hält N26 mit seinem neuen Gratis-Angebot dagegen (Newsletter-Abonnent:innen wissen Bescheid). Angesichts der jüngsten Erfolgsmeldungen hat Trade Republic aber durchaus Chancen. Und falls das gelingt? Dann gibt es ja immer noch die Klub-WM. Das wäre dann ein Super-Fintech auf europäischer Ebene. Davon ist aber selbst Trade Republic noch weit entfernt.
Flop: Die Unterwerfung der Krypto-Bros
Der Januar war dominiert von der Rückkehr des Donald Trump ins Amt des US-Präsidenten. Vieles wurde diskutiert: seine Expansionsfantasien in Richtung Arktis, seine Forderung nach mehr Militärausgaben, die Begnadigung der Kapitol-Stürmer. Ein Aspekt, der einem gerade aus Sicht der Finanz- und Start-up-Welt negativ auffallen muss, ist aber der Kniefall, den die großen Digitalkonzerne, die Wall Street und die Kryptobranche vor dem neuen starken Mann in Washington vollzogen haben.
Die Krypto-Bros schießen dabei natürlich den Vogel ab. Zuckerberg, Bezos und Co. sind halt Opportunisten, die im Angesicht eines Regierungswechsels schnell mal das eigene Virtue Signaling anpassen, statt Diversität und Inklusion geht es jetzt eben um Männlichkeit und so. Sie schätzen den neuen, starken Mann nicht persönlich, aber arrangieren sich mit ihm.
Die Krypto-Szene aber hat die Wahl Trumps aktiv herbeigesehnt und befördert. Egal, was der sonst so von sich gab, so lange er Deregulierung versprach, gab sie ihm eine Plattform auf Konferenzen und feierte ihn als den Retter der amerikanischen Wirtschaft (der es gar nicht so schlecht ging, wenn man mal über den eigenen Coin-Rand hinausschaute).
Ob sich das auszahlt, wird eine spannende Frage. Die Führungsköpfe der Tech-Industrie werden im Zweifel in vier Jahren wieder umschwenken und sich einem neuen Präsidenten auch andienen, wenn der ganz andere Prioritäten setzt. Krypto aber ist ab sofort die MAGA-Anlageklasse. Zumindest in den USA ist sie damit für die Hälfte des Landes toxisch. Hierzulande dürften die Auswirkungen nicht so stark sein, was aber wohl auch daran liegt, dass sich für Krypto und Blockchain hierzulande sowieso wenige Leute interessieren (was die Branche auch bitterlich beklagt).