In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Am Ende jedes Monats fassen wir daher noch einmal die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats zusammen. In einem kompakten Überblick kommen hier unsere News für den Monat November.
Trade Republic mit eher mauen Zahlen
Trade Republic verbuchte im Geschäftsjahr 2021/22 einen Fehlbetrag von 145 Mio. Euro, ein Anstieg von rund 311 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Gestiegene Personalkosten und andere Ausgaben belasteten das Ergebnis. Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen stiegen um fast 100 Mio. Euro an. Die stark gestiegenen Kosten konnte auch ein im Vergleich zum vorherigen Geschäftsjahr um 38 Prozent höherer Provisionsüberschuss (103,3 Mio. Euro) nicht ausgleichen. Trotz des hohen Fehlbetrags verfügt Trade Republic immer noch über ein hohes Eigenkapital von 389 Mio. Euro. Im Geschäftsbericht heißt es, dass die wirtschaftliche Entwicklung durch den Ukrainekrieg, die steigende Inflation und die Zinswende beeinflusst wurde.
Commerzbank erhält Kryptoverwahrlizenz der Bafin
Die Commerzbank hat von der Bafin als erste Universalbank eine Kryptoverwahrlizenz erhalten. Dadurch darf sie ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Bereich digitaler Vermögenswerte, insbesondere Kryptowerte, anbieten. Zunächst möchte die Commerzbank institutionellen Kunden eine sichere und regulatorisch konforme Plattform für die Verwahrung von Kryptowerten auf Basis der Blockchain-Technologie zur Verfügung stellen. Die Erteilung der Lizenz stellt nach Aussage der Bank einen wichtigen Meilenstein dar, zu den genauen Plänen der Commerzbank gab es jedoch keine weiteren Informationen. Privatkund:innen scheinen derzeit in den Überlegungen aber keine Rolle zu spielen.
N26 zieht sich aus Brasilien zurück
N26 hat angekündigt, sich aus dem brasilianischen Markt zurückzuziehen und damit den „Produkttest“ dort zu beenden. Das Unternehmen sieht sich hier in Einklang mit seiner Strategie, sich auf ihre europäischen Kernmärkte zu konzentrieren. N26 hat zuvor bereits die Aktivitäten in Großbritannien und den USA eingestellt. Das Unternehmen war in Brasilien seit 2019 aktiv, konnte jedoch nie die volle Traktion im Vergleich zum Konkurrenten Nubank aufnehmen. Bestehende Konten in Brasilien werden innerhalb der nächsten zwei Monate geschlossen. Den betroffenen Mitarbeitenden hat N26 angeboten, sich auf offene Stellen in Europa zu bewerben.
Solaris kann Bafin-Verfügung abwehren
Solaris hat nach verschiedenen Berichten, die sich auf Bloomberg berufen, erfolgreich eine Anordnung der deutschen Finanzaufsicht Bafin abgewehrt, die zur Reduzierung der Einlagen geführt hätte. Die Bafin hatte nach Berichten zuvor Bedenken geäußert, dass die Kontrollmechanismen und die Kapitalstärke des Unternehmens möglicherweise nicht mit seinen Wachstumsplänen Schritt halten könnten. Ursprünglich soll die Bafin Solaris aufgefordert haben, die Einlagen bis zum Ende des Jahres auf 1,05 Milliarden Euro zu reduzieren. Dies soll nun vom Tisch sein, was an Veränderungen der Bedingungen des Deals zur Übernahme des ADAC-Kreditkartenportfolios liegen könnte. Eine offizielle Stellungnahme der Aufsichtsbehörde liegt nicht vor.
Crastorehill übernimmt Qwist und Ndgit
Das Unternehmen Crastorehill, mehrheitlich im Besitz von Finch Capital, hat erfolgreich zwei Unternehmen im Bereich Open-Banking übernommen. Mit der Akquisition von Qwist (ehemals Finleap Connect) und Ndgit will Crastorehill nach eigener Aussage die Zukunft des Open-Banking maßgeblich mitgestalten. Zugleich wurde mit Matt Colebourne ein neuer CEO ernannt. Nach eigenem Bekunden plant das Unternehmen weitere Akquisitionen, um das Produktportfolio zu erweitern und die Präsenz in verschiedenen Regionen auszubauen.
Qonto schließt die Integration von Penta ab
Qonto hat die Integration von Penta erfolgreich abgeschlossen und die Penta-Kund:innen auf die Qonto-Plattform migriert. Ab 2024 wird Qonto ausschließlich unter der eigenen Marke in Deutschland tätig sein. Seit Januar 2023 sind bestehende Penta-Kund:innen sukzessive zur Qonto-Plattform gewechselt. Bis zum Ende dieses Jahres werden dann alle Penta-Konten geschlossen sein. Qonto betreut jetzt nach eigenen Angaben über 400.000 Geschäftskund:innen in mehreren europäischen Ländern und will bis Ende 2025 die bevorzugte Finanzlösung für 1 Million KMU werden.
Bling führt Elternkarte ein
Das mit einer Taschengeld-App gestartete Fintech Bling führt mit der „Eltern-Karte“ nun eine Option ein, mit der alle Familienmitglieder Zugang zur Plattform erhalten. Die Eltern-Karte wurde speziell entwickelt, um auch erwachsenen Familienmitgliedern, unabhängig von der Familienkonstellation, den Umgang mit persönlichen Finanzen zu erleichtern. Bei der Eltern-Karte handelt es sich um eine Prepaid-Mastercard, die sich Eltern mit wenigen Klicks in der Bling App bestellen können. Die Karte funktioniert weltweit und ist in die Bling Plattform eingebunden – inklusiveStatistiken und einer Verbindung mit dem Familienplaner in der App. Die Eltern-Karte wird im Rahmen des neu eingeführten Family+-Abonnements verfügbar sein. Das Abo bietet auch Zugang zu den „Sparbäumen“ für Investitionen.
Taulia und Mastercard werden Partner
Taulia, das inzwischen zu SAP gehört, und Mastercard arbeiten beim neuen Produkt „Taulia Virtual Cards“ zusammen. Die Lösung will den Cashflow in Unternehmen verbessern. Die Partnerschaft umfasst bekannte Banken wie die Degussa Bank und die HSBC. Durch die Nutzung von Mastercards virtuellen Karten sollen alle zahlungsbezogenen Aufgaben vereinfacht werden, da diese so in ERP-Systeme integrierbar sind.
BW-Bank startet digitale Vermögensverwaltung mit Investify Tech
Die BW-Bank erweitert ihr Angebot im Wertpapierbereich mit „BW-Bank ON“, einer digitalisierten Vermögensverwaltung. Technisch steht der Technologie- und Regulatorik-Anbieter investify TECH dahinter. „BW-Bank ON“ will eine komfortable Lösung für Kund:innen sein, die ihr Vermögen professionell verwalten lassen möchten. Die Plattform ermöglicht voll digitalisierte Prozesse, bietet eine moderne Benutzeroberfläche und greift auf die über 50 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung der BW-Bank zurück. Das Angebot richtet sich sowohl an Neukund:innen als auch an Bestandskund:innen, die bisher nicht im Wertpapiergeschäft tätig waren. Die Mindestanlagesumme beträgt 7.500 Euro, um die Vermögensverwaltung einer breiten Kundengruppe zugänglich zu machen. Die Depots werden von der Baader Bank in Unterschleißheim verwaltet. Durch die Partnerschaft mit investify TECH können die Portfolios der Kunden vollständig digital verwaltet werden.
Vanguard stellt sein Robo-Advisor-Geschäft in Deutschland ein
Wegen mangelnder Resonanz bei den deutschen Anleger:innen stellt US-Vermögensverwalter Vanguard sein Robo-Advisor-Geschäft in Deutschland ein. Das Unternehmen hatte im Frühjahr 2022 einen automatisierten Depot-Service mit ETFs gestartet. Der Robo-Advisor von Vanguard zählt in den USA zu den größten Anbietern seiner Art und verwaltet rund 200 Mrd. Dollar.
Erste Neosfer Ausgründung setzt auf digitale Identität
Das Unternehmen Lissi gibt seine Gründung als unabhängiges Startup bekannt. Die Firma bietet eine Software-Plattform für Identity Wallets und verifizierbare Nachweise. Die Gründung von Lissi ist für neosfer und die Commerzbank auch ein wichtiger Meilenstein, da es sich um die erste Ausgründung eines selbst entwickelten Projekts handelt. Lissi setzt sich zum Ziel, der führende Anbieter für vertrauenswürdige Interaktionen mit europäischen digitalen Identitäts-Wallets zu werden. Das Unternehmen hat bereits Kooperationen mit Städten wie Köln, Leipzig und Dresden sowie mit der Commerzbank AG und der ING Deutschland.
Prognose von Adyen lässt Kurs wieder steigen
Adyen hat erste Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht und eine mittelfristige Prognose abgegeben. Im dritten Quartal 2023 erzielte das Payment-Unternehmen beim Nettoumsatz ein Wachstum von 22 Prozent auf 413,6 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Das verarbeitete Zahlungsvolumen erhöhte sich um 21 Prozent auf 243,1 Mrd. Euro. Zahlen zum operativen Ergebnis oder zum Cashflow wurden indes nicht genannt. Mittelfristig soll das jährliche Wachstum des Nettoumsatzes voraussichtlich im niedrigen bis hohen Bereich von 20 Prozent liegen, während die EBITDA-Marge bis 2026 über 50 Prozent steigen soll.
Affirm wächst, macht aber weiter Verluste
Nachdem Klarna bereits erfreuliche Zahlen vorgelegt hat, zieht auch Affirm nach. Allerdings ist das BNPL-Fintech noch weit von einer Profitabilität entfernt. Affirm hat im ersten Quartal 2023/2024 einen Umsatz von 496,55 Mio. Dollar erwirtschaftet, ein Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Bruttowarenvolumen (GMV) stieg um 28 Prozent auf 5,6 Mrd. Dollar. Das Unternehmen verzeichnete allerdings ein operatives Ergebnis von minus 209,45 Mio. Dollar und ein Nettoergebnis von minus 171,78 Mio. US-Dollar. Bei den Nutzerzahlen und den angeschlossenen Handelsunternehmen gibt es indes nach oben. Für das zweite Quartal erwartet das Unternehmen ein GMV von 6,7 Mrd. bis 6,9 Mrd. Dollar. Nach der Veröffentlichung der Zahlen legte der Aktienkurs von Affirm um 25 Prozent zu.
Klarna meldet schwarze Zahlen
Klarna hat nach einer langen Durststrecke erstmals wieder schwarze Zahlen gemeldet: Im Zeitraum von Juli bis September erzielte das Fintech einen operativen Gewinn von 130 Mio. schwedischer Kronen (ca. 11,13 Mio. Euro) im Vergleich zu einem Verlust von zwei Mrd. Kronen im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg im dritten Quartal im Jahresvergleich um 30 Prozent auf sechs Mrd. Kronen. Zudem hat das Unternehmen einen Tarifvertrag mit seinen Beschäftigten abgeschlossen (wie hier berichtet, hatten die Gewerkschaft zuvor die Verhandlungen abgebrochen). Nach eigener Einschätzung befindet sich Klarna auf dem Weg, in der zweiten Jahreshälfte auf Monatsbasis profitabel zu sein.
Myos in Problemen
In der vergangenen Wochen tauchten erste Meldungen dazu auf, dass der Warenvorfinanzierer Myos in Schwierigkeiten steckt. Demnach musste bereits einem Großteil der Mitarbeitenden gekündigt werden. Sogar von einer drohenden Insolvenz war die Rede. Soweit ist es offenbar bislang nicht. Allerdings hat das Fintech seine Kund:innen darüber informiert, dass es die weitere Kreditvergabe stoppt. Frühestens im kommenden Jahr könnte ein neues Produkt an den Start gehen. Myos hat Handelsunternehmen Kredite für die Vorfinanzierung von Waren gewährt, als Sicherheit die Güter selbst genutzt, um diese dann auf eigene Rechnung zu verkaufen.
Senacor erwirbt Finanteq
Die Senacor Technologies AG hat das polnische Softwareunternehmen Finanteq erworben, um sein internationales Wachstum voranzutreiben. Mit der zweiten Übernahme innerhalb der vergangenen 24 Monate erhöht sich die Belegschaft von Senacor auf über 1.000 Mitarbeitende. Finanteq ist ein führender Entwickler von mobilen App-Lösungen für Finanzinstitute und ergänzt das bestehende Kunden- und Serviceportfolio von Senacor. Finanteq plant nun den Ausbau von Full-Stack-Entwicklungskapazitäten neben dem Mobile App-Geschäft. Finanzielle Details wurden nicht verraten.
- https://www.presseportal.de/pm/143292/5637512
Swan eröffnet Büro in den Niederlanden
Das Embedded-Finance-Fintech Swan aus Berlin eröffnet ein Büro in den Niederlanden. Damit erschließt Swan einen weiteren Markt und setzt seine europäische Expansionsstrategie fort. Neben Deutschland und Spanien bietet Swan nun auch den niederländischen Kunden lokale IBANs sowie ein vollständig lokalisiertes Produktangebot, das alle lokalen Compliance-Vorgaben und Gesetze erfüllt. Die Niederlande hat Swan nach eigenen Angaben aufgrund der zentralen Lage in Europa als strategischer Ausgangspunkt für die weitere Expansion ausgewählt.
Instant-Überweisungen sollen kostenlos werden
Die EU-Staaten und das Europaparlament haben sich in Brüssel grundsätzlich darauf geeinigt, kostenfreie Echtzeit-Überweisungen innerhalb des europäischen Bankensystems zu ermöglichen. Laut EU-Kommission machen Instant-Überweisungen bisher nur einen kleinen Teil aller in der EU getätigten Überweisungen aus. Werden diese kostenfrei, wird die Zahl aber deutlich ansteigen. Die Regelung für kostenfreie Echtzeit-Transfers soll für die 27 EU-Staaten sowie Norwegen, Island und Liechtenstein gelten. Die vorläufige Einigung muss noch vom Parlament und den EU-Staaten genehmigt werden.
Maximilian Riege wird CRO bei Hawk.ai
Das auf AML und Fraud-Prevention spezialisierte Fintech Hawk.aI ernennt Maximilian Riege zum Chief Risk Officer. Er bringt langjährige Erfahrungen in den Bereichen Governance, Regulatorik, Risikomanagement und Datensicherheit mit. Zu seinen Arbeitsstationen gehören u. a. Penta und Verimi.
Markus Dauber wird CIO bei Neoshare
Markus Dauber wird der Chief Investment Officer (CIO) der Neoshare AG. Er bringt umfangreiche Erfahrung aus dem Bankensektor mit. Als Vorstandsvorsitzender prägte er zuletzt 10 Jahre lang die Geschicke der Volksbank Offenburg und entwickelt das Institut zur drittgrößten und einer der profitabelsten Volksbanken in Deutschland. Dauber soll in seiner neuen Aufgabe strategische Partnerschaften in der Finanzindustrie aufbauen und innovative Geschäftsmodelle für die neoshare-Plattform entwickeln. Das Münchener Fintech hat sich auf die Digitalisierung im Bereich großvolumiger Projekt- und Immobilienfinanzierung spezialisiert.
Christopher Plantener macht jetzt wohl in Steuern
Nach seinem Ausstieg bei Kontist soll Christopher Plantener nun bereits am nächsten Startup arbeiten. Offiziell ist das neue Projekt noch im Stealth-Modus, hat aber offenbar etwas mit Steuern zu tun. Das haben die Kolleg:innen von Financefwd herausgefunden. Die frisch gegründete GmbH hat jedenfalls u. a. den Geschäftszweck, „Hilfeleistung in Steuersachen“ zu erbringen.
Zinsbaustein baut Führungsteam um
Die Investment-Plattform zinsbaustein.de meldet Veränderungen im Führungsteam. Volker Wohlfarth verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch im Oktober 2023, bleibt aber bis Dezember 2023 in beratender Funktion tätig. Als alleiniger Geschäftsführer übernimmt Markus Kreuter die Leitung. Alexander Herrmann und Jörg Schiller werden mit Prokura als Marketingleiter bzw. IT-Leiter Teil des erweiterten Führungsteams.