Totgeglaubte leben länger: der Rechnungskauf

Totgeglaubte leben länger: der Rechnungskauf

Wen wundern diese Zahlen angesichts der aktuellen Situation noch? Fast alle aus der Region DACH haben im vergangenen Corona-Jahr online eingekauft. Das ergab der heute erschienene E-COM-Report DACH (der am Seitenende zum Download bereitsteht) – eine Umfrage unter 4000 Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, im Auftrag des europäischen Zahlungsdienstleister Nets.

Doch je weniger überrascht, dass Online-Shopping nun über alle Warengruppen allgegenwärtig geworden ist, desto bemerkenswerter ist das unterschiedliche Bezahlverhalten in den jeweiligen Ländern: Setzten die Schweizer und Österreicher beim Online-Shopping am liebsten ihre Kreditkarte ein, so bezahlen die Deutschen entweder ihr E-Wallets oder weiterhin auf Rechnung – vielleicht auch deshalb, weil viele (selbst international agierende) Fintechs den Kauf auf Rechnung als Buy now pay later wieder populär und sogar zu einem weltweiten Trend gemacht haben.

In Zahlen liest sich der Hype so: In Deutschland sind E-Wallets (41 %) und der Kauf auf Rechnung (22 %) die beliebtesten Online-Bezahlarten. Dahinter folgen Kreditkarte (12 %) und SEPA-Lastschrift (8 %). Der Kauf auf Rechnung ist bei Frauen (28 %) beliebter als bei Männern (17 %), während Kreditkarte und Online-Überweisung bei Männern (17 % und 8 %) beliebter sind als bei Frauen (8 % und 5 %).

Neue Zielgruppe im E-Commerce

Rechnung? Wie, was? Das mag so manchen Zahlungsexperten überraschen. Oder auch nicht, denn der Kauf auf Rechnung und die Kreditkarte ist vor allem bei der älteren Generation beliebt – über die  Ländergrenzen hinweg, während E-Wallets hingegen in allen Altersschichten auf ähnliche Akzeptanz stoßen. Heißt: Je höher das Alter der Konsumenten, desto beliebter ist der Rechnungskauf. Durch den pandemiebedingten mussten selbst E-Commerce Kritiker ihre Scheu vor dem Einkauf im Netz überwinden.

Hinzu kommt auch, der im Netz bestellte Warenkorb. Zwar gehören Kleidung gefolgt von Nahrung und Alkohol weiterhin zu der beliebtesten Warenkategorie im E-Commerce gehören, allerdings finden sich auf dem dritten Platz die Einkäufe pharmazeutischer Artikel und Arzneimittel – ein Warenkorb, der vermutlich von älteren Menschen bestellt wird, wenn in Zeiten von Lockdown selbst die heimische Apotheke nicht mehr aufgesucht wird.

Rechnungskauf bei pharmazeutischen Produkten? 

Ein Viertel der Deutschen (24 %) und Österreicher (27 %) haben ihre Medikamente und medizinischen Produkte online gekauft. In der Schweiz haben dagegen nur 10 % der Menschen online pharmazeutische Artikel gekauft, Frauen sogar häufiger als Männer. Insgesamt steigt die Kaufhäufigkeit mit dem Alter – und damit vielleicht auch ein Grund für die Beliebtheit des Rechnungskaufs? Die Studie ergebt diese Zahlen leider nicht. Im Umsatz liegt diese Produktgruppe allerdings hinter anderen Kategorien.

„2020 hat unseren Alltag komplett verändert. Unsere Arbeitswelt, unser privates Leben und auch unsere Einkäufe sind deutlich digitaler, als noch im Jahr davor“, sagt Robert Hoffmann, CEO von Concardis und Nets Merchant Services.

Totgeglaubte leben länger: der Rechnungskauf

„Unternehmen, insbesondere Händler und Dienstleister, mussten in rasanter Geschwindigkeit ihre Geschäftsmodelle umstellen und Vertriebswege neu denken. Kunden haben diese neuen Online-Angebote dankbar angenommen und dabei viele Vorbehalte abgebaut. Die Akzeptanz von Online-Services und hybriden Vertriebsmodellen hat sich langfristig etabliert und der E-Com Report zeigt: Jeder Vierte wird dieses neu erlernte Konsumverhalten in der DACH-Region auch nach der Pandemie beibehalten.“

Was bedeutet das für den Handel?

Für Händler ist und bleibt es ein Spagat, denn zu viele Zahlungsmöglichkeiten zu bieten, kann für KundInnen ebenso verwirrend sein, wie das Fehlen der gewünschten. Der E-COM-Report DACH weist Händler darauf hin, weiterhin auf den richtigen Mix ihrer Zahlungsmöglichkeiten zu setzen. Selbst beim Händler unbeliebte Zahlungsarten müssen durch das veränderte Kaufverhalten, die neu zusammengesetzte Altersstruktur und den Warenmix weiterhin im Portfolio bleiben, um die KäuferInnen über alle Generationen hinweg entsprechend ihrer Vorlieben im Payment bedienen zu können.

In eigener Sache: Passend zum Thema findet die Payment Exchange 21 am 25.3. statt – wir streamen für euch live ins Netz und sprechen mit den wichtigsten Köpfe der Payment-Branche auch über den Corona-Effekt im Handel und Payment und wie der Handel die aktuelle Krise erlebt. Wer ist Gewinner, wer ist Verlierer? Sichert euch jetzt noch ein Streaming-Ticket.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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