Tech und Non-Financials – eine neue Liason

Tech und Non-Financials – eine neue Liason

Modelle, bei denen FinTechs mit bankfremden Unternehmen kooperieren, werden im Markt künftig immer häufiger zu sehen sein. Die Kooperation mit einem Non-Financial ist auch für RegTech-Unternehmen interessant, denn die Partner haben den notwendigen Kundenzugang und besitzen das Vertrauen dieser Kunden. Diese Komponenten sind für den erfolgreichen Vertrieb einer digitalen Vermögensverwaltung unerlässlich.

Der luxemburgisch-deutsche Technologie- und Regulatorik-Provider investify und das Verbraucherportal Biallo bringen unter dem Namen INVEST2WIN nun ein gemeinsames Investmentangebot auf den Markt.

Wir sprechen mit Harald Brock, Geschäftsführer bei investify, über die Bedeutung von Non-Financials, über den Schlingerkurs der Robo-Advisor, wo darin auch eine Chance liegt und warum die notwendige Regulatorik Kunden den Spaß an der Auseinandersetzung mit ihren Finanzen nehmen darf.

Krisen können wie ein bereinigendes Unwetter wirken: Welche Weichen müssen aus deiner Perspektive in der Finanzwelt jetzt neu gestellt werden?

Die Corona-Krise ist der nächste Weckruf, dass die Digitalisierung in der Finanzwelt forciert werden muss. Player mit Digitalkompetenzen werden noch stärker die Nase vorn haben als zuvor. Zudem wird die Krise mit Nachdruck dafür sorgen, dass die Kosten in der Finanzwelt noch weiter gesenkt werden müssen. Möglichkeiten gibt es genug, wie z. B. die Implementierung von effizienten Finanzplattformen.

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Zudem werden wir Outsourcing und moderne Wertschöpfungsstrukturen häufiger sehen (müssen). Obendrein wird man sich bei Banken, Versicherungen usw. stärker auf seine Kernkompetenzen fokussieren müssen – dies ist sicherlich der Vertrieb, aber ganz sicher nicht die personalintensive Abwicklung von Backoffice-Prozessen. Diese lassen sich mit den richtigen Partnern und Systemen bereits heute deutlich effizienter und kostengünstiger abbilden.

Plattformen versetzen natürlich auch Non-Financials in die Lage, Finanzdienstleistungen anzubieten – entscheidend für den Erfolg ist das Vertrauen der Endkunden und der Zugang zu diesen. Wer diese Voraussetzungen mitbringt, kann mit eigenen Leistungen in die Finanzwelt einsteigen und so zusätzliche Umsätze generieren. Ein Beispiel, wo derartige Angebote im Markt bereits sehr gut funktionieren, auch wenn sie medial oft noch kritisch beäugt werden, sind Robo Advisor.

Robo Advisors sehen sich gerade großen Problemen ausgesetzt. Die Aktienkurse brechen ein und Anleger verlieren ihr Geld. Worin siehst du persönlich die größten Fehler der Robos?

Fehler werden gerade durch eine falsche bzw. undifferenzierte Berichterstattung gemacht. Aus meiner Sicht gibt es ausgezeichnete Robo-Angebote im Markt, die einen seriösen, langfristigen Investmentansatz verfolgen, der wissenschaftlich untermauert ist. Natürlich können auch dort zunächst Kursrückgänge entstehen, wie in den letzten Monaten geschehen. Man sieht aber ebenso, dass die Negativentwicklungen zu einem großen Teil bereits wieder korrigiert werden konnten. Niemand kann langfristig den Markt outperformen, wie zahlreiche Studien belegen.

Tech und Non-Financials – eine neue Liason

Wie kann man Derartiges dann von einem seriösen Robo Advisor verlangen, der das Geld von ganz normalen Privatkunden bedarfsorientiert und breit diversifiziert gemäß rechtlicher Vorgaben anlegt? Niemand kann doch allen Ernstes von Robos das faktisch Unmögliche verlangen. Die Erwartungshaltung ist somit eine falsche – vielleicht sind hieran allerdings einige Anbieter auch nicht ganz unschuldig.

Was müssen Robo-Anbieter nun tun, um einem möglichem Vertrauensverlust entgegenzuwirken?

Dies ist ganz einfach: Sie müssen den Kunden und auch der Presse deutlich machen, welches Konzept sie verfolgen und welchen Nutzen sie stiften – gerade in Abgrenzung zu einer persönlichen Beratung, die sicherlich für bestimmte Kunden auch weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben wird! Die Kunden müssen wissen, welche Leistung sie von einem Anbieter erwarten können und wie er ihnen dabei helfen kann, kluge und langfristig sinnvolle Geldanlagen zu tätigen. Ich stelle fest, dass noch immer viele im Markt denken, dass Algorithmen die Anlageentscheidung alleine treffen – die Bezeichnung „Robo“ ist also irreführend und damit ein Problem. Deshalb spreche ich lieber von einer digitalen Vermögensverwaltung.

Viele Financials und Non-Financials werden ihre Produkte künftig digital zur Verfügung stellen und Kosten reduzieren müssen. Welchen Beitrag können RegTechs hierbei leisten?

In der Finanzbranche ist Technologie alleine nicht der Schlüssel zum Erfolg. Spannend wird es in Kombination mit Regulatorik-Angeboten, die B2B-Partnern diese steigende Last von den Schultern nehmen und durch Digitalisierung, Automation und Outsourcing die Kosten senken helfen und zusätzlich auch noch die Compliance verbessern. Hier gibt es bereits ausgezeichnete Angebote im Markt, die vermehrt bei Financials und Non-Financials zum Einsatz kommen. Zudem darf man nicht vergessen, dass die Regulierung nicht dazu führen darf, dass Endkunden den Spaß an der Beschäftigung mit ihren Finanzen durch schlechte Prozesse verlieren – auch hier können innovative RegTechs wichtige Arbeit durch smarte Lösungen leisten.

Dr. Harald Brock

„Unternehmen, die technologische und regulatorische Kompetenzen miteinander vereinen, werden in der Branche immer wichtiger.“

investify hat dies früh erkannt und beide Plattformsäulen, Tech und Reg, gleichermaßen aufgebaut. Als Lizenz-Provider können wir zudem auch Non-Financials dazu befähigen, Finanzdienstleistungen ganz schlank und kostenschonend anzubieten.

Welche Chancen siehst du in der Kooperation von FinTechs bzw. RegTechs mit Non-Financials?

Non-Financials, wie etwa Finanz- oder Verbraucherportale, haben mehrere Millionen Besucher pro Jahr, die offenbar alle oder fast alle eine Affinität für das Thema Finanzen besitzen oder entwickeln. Das heißt, die Portale haben den Zugang zu den Kunden – eine ausgezeichnete Voraussetzung! Zudem haben sie das Vertrauen ihrer Leser, das sie auch auf keinen Fall verspielen wollen. Auf diesem Fundament können sie ihr Leistungsspektrum gemeinsam mit einem Finanz- und Regulatorik-Provider wie investify erweitern und die Kundenzufriedenheit durch hochwertige, transparente und faire Leistungen noch weiter verbessern. Im Ergebnis entstehen so natürlich neue Ertragsquellen für beide Seiten. Das Gute beim Einsatz einer Plattform ist, dass sich die Plattform kontinuierlich weiterentwickelt, das heißt, dass Kunden und B2B-Partner kontinuierlich eine zeitgemäße Lösung bereitgestellt bekommen. 

Welche Komponenten sind in einer solchen Kooperation zu beachten?

Entscheidend ist, dass sich jeder Kooperationspartner jeweils auf seine Kompetenzen fokussiert – mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Dies ist derartigen Kooperationen quasi in die Wiege gelegt, da jeder Part durch seinen Beitrag, nämlich durch das, was er am besten kann, und jede Menge Leidenschaft, das Entscheidende bereits mitbringt. Ein ausgezeichnetes Produkt – als Resultat der Bündelung von Stärken – ist die Folge, und der gemeinsame Erfolg ist das natürliche Resultat. Zudem gibt es weniger Frust wegen negativer Rahmenbedingungen, wie beispielsweise veraltete (Kernbank-)Systeme. Die Gedanken können somit ganz gezielt bei den Kundenbedürfnissen sein.

investify ist mit dem Verbraucherportal Biallo eine ebensolche Kooperation eingegangen. Was beinhaltet die Zusammenarbeit, und welche Zeichen will investify damit setzen?

Gemeinsam bieten wir die digitale Vermögensverwaltung INVEST2WIN an. Biallo verfügt über jahrelange Erfahrung bei der Online-Vermarktung von Geldanlagen. Zudem besitzt das Unternehmen eine starke redaktionelle Börsen- und Finanzkompetenz, die auch bei INVEST2WIN zum Einsatz kommt. Wir übernehmen als Vermögensverwalter das Asset Management.

Tech und Non-Financials – eine neue Liason

Bei INVEST2WIN wird eine Core-Satellite-Strategie zum Einsatz kommen. Der Kern ist eine breit diversifizierte ETF-Anlage, die Satelliten sind optional und flexibel wählbar. Dieser Ansatz erlaubt den Endkunden ein Höchstmaß an Individualisierung – ohne, dass sich ihr Risiko erhöht. Eine individuelle Geldanlage wollen nach unserer Erfahrung immer mehr Kunden. investify ist auf diesem Gebiet Marktführer. Als Technologie- und Regulatorik-Provider stellen wir zudem in diesen beiden erfolgskritischen Bereichen die Infrastruktur bereit. investify und Biallo vereinen somit bei INVEST2WIN alle entscheidenden Fähigkeiten, um gemeinsam erfolgreich zu sein.

Welches Signal wird diese Kooperation in die Branche senden?

INVEST2WIN macht deutlich, wie leistungsfähig und effizient Kooperationen und Plattformen sind. Dies wird im Markt weitere Aufmerksamkeit erzeugen – auch bei Financials wie z. B. Banken oder Versicherungen.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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