Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: Wir müssen reden

Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: wir müssen reden

Digitale Sprachassistenten sind in aller Munde. Ok Google, Alexa, Cortana oder Hey Siri: Sprachassistenten findet man auf Smart Speakers wie Google Home, Amazon Echo oder Apples Homepod oder am Smartphone. Je nach Assistent unterscheidet sich auch die Häufigkeit der Nutzung. Apples Siri wird am iPhone häufiger genutzt als am Smartspeaker und mit Amazons Alexa verhält es sich genau umgekehrt. So oder so: Alleine im vierten Quartal 2019 wurden laut Statista weltweit 56 Millionen intelligente Lautsprecher wie Amazons Echo abgesetzt.

Schenkt man der Studie von SplendId Research glauben, dann haben 2019 immerhin 60 Prozent der Deutschen einen Sprachassistenten genutzt. 18 Prozent der Deutschen bezeichnen sich gar als Intensivnutzer digitaler Sprachassistenten. Die Studie der Postbank aus dem Juni 2019 kam zu dem Ergebnis, das insbesondere in Familien digitale Assistenten intensiv genutzt werden. Es scheint, als ob digitale Assistenten nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken sind. Wie so oft trügt der Schein.

Let’s talk about…

Als Google 2018 auf der Google i/o die neue Generation von Googles Voice Assistent vorstellte, kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn das was gezeigt wurde erinnerte mehr an HAL aus Stanley Kubrick Weltraum-Oper „2001: Odyssee im Weltraum“ als an einen blechernen digitalen Assistenten wie man ihn bis daher kannte. Und auch Apples Siri hört sich seit dem Start von vor 10 Jahren immer natürlicher an, wie das in diesem Monat eingespielte Update beweist.

Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: wir müssen reden

Während die Sprachausgabe immer besser und natürlicher wird, mangelt es allerdings am Verständnis digitaler Assistenten. Auch wenn das Verständnis stetig besser wird: Eine natürliche Unterhaltung ist weder mit Google, noch mit Apples Siri oder Amazons Alexa möglich. Im Grunde braucht es ein gelerntes Skill-Set um vernünftig digitale Assistenten benutzen zu können. NutzerInnen müssen im wahrsten Sinne des Wortes eine Programmiersprache erlernen um digitale Sprachassistenten nutzen zu können.

Es kommt auf die Aussprache an

Während ein einfaches “wie wird das Wetter heute?“ von jedem Assistenten zuverlässig erkannt wird, ist das Einstellen eines Termins schon komplizierter und die richtige Syntax ist wichtig. Wie sage ich Siri, einen Termin einzustellen am Freitag um 8 Uhr? Apple gibt dazu nicht ohne Grund Beispiele auf, wie Siri gesteuert werden kann.

Während Erinnerungen und Termine noch einigermaßen zuverlässig funktionieren wird die Luft bei Musik schon enger. Hier kommt es auf die richtige Aussprache des Interpreten, den korrekten Namen des Titels und den verknüpften Musikdienst an. Alexa zum Beispiel funktioniert ungleich besser mit Amazon Music als mit Apple Music. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen in der Komplexität der Sprache und dem Kontext in dem sich der Nutzer befindet. Das alte Spaß-Video bringt es auf den Punkt: https://www.youtube.com/watch?v=NMS2VnDveP8

Smart Speaker sind die Lava-Lampe der 70er

Fast 70 Prozent der Smart Speaker werden im Wohnzimmer eingesetzt, was die Vermutung zulässt, dass der Hauptnutzen in die Kategorien ‚Musik‘ und ‚Nachrichten‘ fällt. Wenn man bedenkt, dass Siri im Jahr 2010, also vor 10 Jahren, Amazon mit Alexa seit 2014 und Google seit 2011 im Markt aktiv ist, sind wir von einer echten Assistenz noch weit entfernt. Dazu können die jeweiligen Sprachassistenten zu wenig und eine echte Interaktion ist nicht wirklich möglich.

„Von einer echten Assistenz sind wir noch weit entfernt.“

Die Entwicklungen sind ohne Frage bemerkenswert, aber im Alltag noch nicht wirklich relevant. Waren Voice Assistents im Jahr 2017 beim Gartner Hype-Cycle am Zenit,  scheint man jetzt gerade im Tal der Ernüchterung um hoffentlich in den nächsten Jahren sehr viel breiter in der Nutzung zu sein. Bis das aber soweit ist, muss noch viel passieren. Vor allem vor dem Hintergrund der Qualität der Assistenten. Zwar ist der Versuch, auf mehr Fragen zu antworten bei allen Sprachassistenten gestiegen, aber leider auch damit einhergehend die Korrektheit der Antworten dramatisch gefallen. Anders ausgedrückt: Unsere Sprachassistenten hören zwar besser zu, verstehen aber nicht was wir meinen.

Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: wir müssen reden

Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: wir müssen reden

Sprachassistenten Alexa, Siri und Google: wir müssen reden

Fazit:

Der Hype ist vorbei, aber nach dem Hype kommt meistens die Phase der echten Nutzung. Und auch wenn im Moment die Euphorie bei dem Thema Voice Assistenz verflogen scheint, stehen die Welt und die Entwicklungen nicht still. Wir laufen Gefahr, den Anschluss zu verlieren: ganz generell beim Thema ‚Artificial Intelligence‘ aber auch bei dem damit zusammenhängenden Thema ‚Voice‘. Es ist aber ein zweischneidiges Schwert, denn die Ernüchterung beim Konsumenten führt im Moment sicher nicht zu Jubelschreien oder dem Ruf nach neuen Anwendungen – zu doof waren die Assistenten leider immer wieder. Aber eines Tages wird es die Killerapplikation geben; unsere Branche wäre prädestiniert dafür. Es wäre ein Traum, wenn man das Knöllchen schnell via Alexa & Co bezahlen könnte. Kann man aber nicht und die Gründe, warum das hierzulande nicht möglich ist, sind vielfältig. Aber einen Grund etwas nicht zu tun gibt es ja immer.

Quellen:

https://de.statista.com/infografik/20414/orte-an-denen-smart-speaker-genutzt-werden/

https://dmexco.com/de/stories/voice-commerce-nur-ein-hype-oder-das-naechste-grosse-ding/

Autor

  • Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment, Digital Identity, E-Commerce und Retail mit starkem Fokus auf „mobile“. Seit vielen Jahren berät Maik Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Er wurde von der Süddeutschen Zeitung in der Serie „Impulsgeber“ der Branche portraitiert und moderiert und spricht auf vielen Branchen-Events. Maik ist Imker.Maik ist Co-Founder von Payment & Banking und ist im Team mitverantwortlich für Marketing, Strategie und Events, insbesondere der Transactions.io

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