Eine Studie von Lemon Markets und Smartbroker untermauert den Trend zum Anlegen. Die Studienmacher gehen sogar von einer weiteren Steigerung in den nächsten Jahren aus.
Eigentlich sind sich alle einig: Die Deutschen investieren so viel wie nie, strömen zu den Neobrokern und eröffnen ein Depot nach dem anderen. Aber stimmt das tatsächlich? Dafür, dass der Markt so harten Regularien unterliegt und jedes Wertpapierdepot in Deutschland ordnungsgemäß registriert werden muss, war die Datenlage bisher überschaubar.
Wachstum bei Depots weiter ungebrochen
Der Brokerage-SaaS-Anbieter Lemon Markets hat gemeinsam mit Smartbroker deshalb jetzt eine Studie vorgelegt, in der die beiden Firmen erstmals Daten der Deutschen Bundesbank zur Zahl der Wertpapierdepots auswerteten. Das Ergebnis: Von 2015 bis 2024 stieg ihre Menge hierzulande um 53 Prozent, von 22,4 auf 34,4 Millionen. Auch von 2023 auf 2024 gab es ein Plus von zehn Prozent. „Die Behauptung, dass der Markt stagniert, die man zuletzt teilweise hörte, konnten wir damit widerlegen“, meint Lemon-Markets-CEO Max Linden.
Herauslesen aus den Zahlen lässt sich auch, dass das Wachstum von Onlinebrokern getrieben wird, während die Depotzahlen bei Sparkassen und Großbanken eher stagnieren oder sogar sinken.
Zahl der einzelnen Anleger*innen unklar
Doch die Aussagekraft dieser Studie ist begrenzt. Unklar ist etwa, ob die Depots, die die Bundesbank registriert, auch aktiv genutzt werden. Klar ist immerhin: „Die Depots sind nicht leer, die Zahlen beinhalten alle Depots, die Wertpapiere halten und damit am Markt investiert sind“, so Linden. Auch ist den Zahlen nicht klar zu entnehmen, ob manche Anleger*innen gegebenenfalls mehrere Depots halten. Über die tatsächliche Zahl der Investor*innen in Deutschland sagen sie also erstmal nichts aus.
Die Studienautoren behelfen sich mit einer anderen Untersuchung, um trotzdem einen Näherungswert zu bekommen. Laut der Unternehmensberatung Oliver Wyman haben Anleger*innen in Deutschland im Schnitt zwei Depots. Bei 34,4 Millionen in Deutschland ergäbe das also rund 17 Millionen Privatanleger. Im Vergleich zu bisherigen Untersuchungen liegt dieser Wert ziemlich genau in der Mitte.
Zielmarke: 50 Millionen Depots
Thomas Soltau, Vorstand bei Smartbroker, hält diesen Näherungswert für durchaus realistisch. Kund*innen würden von klassischen Brokern zu Neobrokern wechseln. „Die Bestände bleiben dann aber im alten Depot liegen, während die Handelsaktivität im neuen stattfindet“, sagt er.
Soltau glaubt auch, dass der Wachstumstrend ungebrochen bleiben wird. „Auch dieses Jahr sind drei Millionen neue Depots realistisch“, meint er. Schließlich würden weitere Onlinebroker-Angebote dazukommen, auch die etablierten Banken ziehen mit entsprechenden Produkten nach. Zumindest Thomas Soltau hält 50 Millionen Depots in wenigen Jahren daher für eine realistische Marke.
Ein potenzieller Treiber wäre natürlich die Frühstart-Rente der Bundesregierung, die nach deren Vorstellung kommendes Jahr starten soll und viele junge Menschen zu Depotbesitzer*innen machen wird. Bundeskanzler Friedrich Merz kalkulierte in einer Beispielrechnung mit 700.000 Neuanleger*innen pro Jahrgang. Sollte die Frühstart-Rente tatsächlich wie geplant Menschen zwischen dem sechsten und 18. Lebensjahr offenstehen, wären das vom Start weg über neun Millionen neue Anleger*innen.





