So versendet die Welt ihr Geld

Grafik mit weltweiten Zahlungsanbietern und ihren Nutzungsgebieten

Digitale Zahlungsanbieter sind im Alltag ein treuer Begleiter, und zwar weltweit. In welche Ländern Menschen mit welchen Diensten ihr Geld verschicken und wo diese sogar die Armut bekämpfen. 

„Wer soll das bezahlen”, sang Jupp Schmitz in den Fünfzigern. Heute wäre die Frage in dem Ohrwurm vermutlich eine andere: „Wie soll das bezahlt werden?” – immerhin gab es nie zuvor so viele Möglichkeiten, sein Geld loszuwerden und dazu variieren sie von Land zu Land. Ob die Pizza vom Vorabend, den Online-Einkauf, den Hocker, den man auf dem Flohmarkt ergattert hat, oder die Taxifahrt: Welche Möglichkeiten es gibt und wie verschiedene Nationen ihr Geld am liebsten digital versenden. 

Alipay

Der letzte große europäische Auftritt von Alipay war die Fußball-EM im Sommer 2024, bei der die Stadionwurst damit bezahlt werden konnte. Der chinesische Zahlungsdienst gehörte zu den offiziellen Sponsoren. Zuvor war der Dienst vor allem in China und im übrigen asiatischen Raum das Mittel der Wahl, wenn es um finanzielle Transaktionen ging: 870 Millionen User, die täglich über 100 Millionen Transaktionen durchführen, zählt Alipay. Immerhin shoppt keine Nation so gerne online wie die Chines:innen, und das tun sie am liebsten beim dazugehörigen Mutterkonzern Alibaba. Aber auch andernorts wird Alipay inzwischen akzeptiert. Selbst in Deutschland wird das Zahlungsmittel immer häufiger angeboten, damit asiatische Touristen noch einfacher ihr Geld ausgeben können. Unschwer zu erkennen ist das an der Auswahl der akzeptierenden Shops: Die Drogeriekette Rossmann, der in China ziemlich beliebte Kochtopfhersteller WMF, das Münchner Edelkaufhaus Ludwig Beck – hier shoppen asiatische Touristen ohnehin gerne und vielleicht noch ein bisschen lieber, wenn sie mit dem ihnen vertrauten Alipay zahlen können.

Wechat Pay

Wer im asiatischen Raum nicht mit Alipay zahlt, tut es alternativ per Wechat Pay, besonders, wenn es um kleine Beträge für Freund:innen oder Familie geht. Das Zahlungsmittel gehört nämlich zu Wechat, eine der meistgenutzten Apps Chinas, in die der Zahlungsdienst integriert ist – quasi so, als würden Europäer per Whatsapp Geld versenden. Denn Wechat ist jene App, die Chines:innen ohnehin unzählige Male am Tag öffnen und in der alle ihre Kontakte bereits gesammelt sind. Unvorstellbare 1,2 Milliarden Menschen versenden regelmäßig Geld über die App. Aber auch Tourist:innen wurde der Zugang dazu jüngst erleichtert, eben weil so viel über Geld über den Zahlungsdienstleister fließt: Reisende können sich seit 2024 auch mit einer Prepaid-Karte ein Konto anlegen. 

Apple Pay

Unkomplizierter als mit Apple Pay geht digitales Bezahlen kaum: Handy ans Kartenlesegerät halten oder per Face-ID oder Fingerprint die Zahlung autorisieren – fertig. Und das geht sowohl online als auch offline. Durch die biometrischen Sicherheitsstandards gilt das Ganze als risikoarm, es werden angeblich keine Kartendetails an die Händler weitergegeben und dazu ist es mit Apple Pay fast in allen Lebenslagen möglich, zu bezahlen. Deshalb ist der Zahlungsdienst von Apple auch so wahnsinnig beliebt, besondern in Nordamerika, Europa, Japan und Australien, wo auch die Geräte des Technikkonzerns im Markt weit verbreitet sind. In den USA kann Apple stolze 92 Prozent der digitalen Zahlungen für sich reklamieren. Und auch in Europa gab es für iOS-User lange keine Alternative: Erst im vergangenen Jahr öffnete Apple die NFC-Schnittstelle auch für andere Anbieter, um drohende Wettbewerbsstrafen durch die EU zu vermeiden. Zuvor konnten Apple-User die Funktion nur nutzen, wenn sie dafür das hauseigene Apple Pay verwendeten. Das tun die Nutzer:innen vor allem in Geschäften, indem sie eher zum Handy als zum Geldbeutel greifen.

Paypal

Neun von zehn Deutschen zahlen online per Paypal. Weltweit nutzen ganze 429 Millionen Menschen und 35 Millionen Händler diesen Zahlungsdienst. Es ist eine der am weitesten verbreiteten Zahlungsmethoden. Alleine in Deutschland gibt es 32 Millionen aktive Konten. Der börsennotierte Zahlungsdienstleister war einer der ersten im digitalen Raum, genießt einen makellosen Ruf und hat sich entsprechend etabliert – auch, wenn es darum geht, Geld an Privatpersonen zu schicken. Das alles ist mit dem Zahlungsdienst nicht nur easy und gilt als vergleichsweise sicher. Die Zahlungsdaten werden offenbar nicht weitergegeben, dazu machen der Käufer:innenschutz und die Zwei-Faktoren-Authentifizierung Schwindler:innen das Leben schwer. Zahlungspläne können aufgeschoben werden, was die Zahlmethode vor allem für Online-Shopper mit Hang zur Retoure und chronisch Klamme attraktiv macht. Online geht deshalb ohne Paypal nichts mehr: Laut einer Ipsos-Studie steigt die Kaufbereitschaft um 54 Prozent, wenn Paypal als Bezahlmethode angeboten wird. Und 59 Prozent haben einen Bestellvorgang schon einmal abgebrochen, weil sie nicht mit Paypal zahlen konnten. 

Klarna

Da kann auch das einstige Vorzeige-Fintech aus Schweden nicht mehr mithalten: Klarna. Spezialisiert auf „Buy Now, Pay Later” (BNPL)-Lösungen hat sich der Zahlungsdienst online zwar etabliert, denn Klarna kooperiert mit über 600.000 Händlern. Doch so schön das alles auch klingt: Klarna steht nach der Ansicht von Verbraucherschützern mittlerweile für eine Schuldenfalle, denn es hat die Ratenzahlung salonfähig gemacht. Der bequeme Rechnungskauf mit „bezahl-ich-irgendwann-mal”-Charakter würde junge Menschen dazu verleiten, mehr zu kaufen, als sie sich leisten können, so die Kritik. Jüngst kamen dann noch die Vorwürfe hinzu, Klarna würde die Kontodaten seiner Kundinnen und Kunden ausspionieren, die das Unternehmen aber zurückwies. 

Google Pay

Dann doch lieber Google Pay? Der Bezahldienst der Suchmaschine ist in Indien, aber auch in Europa beliebt. Es ist das Pendant zu Apple Pay und ermöglicht Android-Usern das kontaktlose Zahlen mit ihren Geräten, online, aber auch im stationären Handel. Der Dienst nimmt sich immer wieder ein Vorbild an Apple, etwa was eine der neuesten geplanten Funktionen betrifft: Apple-Besitzer:innen müssen ihr Smartphone nicht entsperren, um zu zahlen. Bei Android bislang schon. Das soll sich künftig ändern, damit die Zahlmethode noch bequemer wird. In diesem Jahr feiert Google Pay sein zehnjähriges Jubiläum. Doch nicht für alle in Deutschland ist das Zahlungsmittel zugänglich: Die Sparkassen und Volksbanken geben ihre Karten nicht dafür frei, weil sie eigene Apps besitzen. In anderen Ländern wie Österreich ist das anders. Der Dienst ist in über 60 Ländern verfügbar und holt Apple Pay immer weiter ein

Paytm

Doch die Inder:innen haben ihren eigenen Bezahldienst, auf den sie vertrauen: Paytm. Dieser funktioniert ähnlich wie die anderen Beispiele auch, mit einem netten Feature: Es gibt integrierte Cashback- und Rabattaktionen – etwas, was auch Paypal eher schlecht als recht versucht. Als das einstige Fintech 2021 in Mumbai sein Aktiendebüt gab, war es der größte Börsengang der indischen Geschichte. Denn in Indien werden mehr mobile Zahlungen getätigt als überall anders auf der Welt. Dazu ist das Volk das größte der Welt – potenzielle Kundinnen und Kunden gibt es also zuhauf und Paymt hat sich bei ihnen etabliert: Nach eigenen Angaben gibt es über 300 Millionen aktive Konten.  

Mercado Pago

Was erst einmal nach Markthalle und nicht nach Fintech klingt, ist der beliebteste südamerikanische Online-Bezahldienst: Mercado Pago. Der Zahlungsanbieter ist in südamerikanischen Ländern recht breit akzeptiert – besonders in Brasilien, Argentinien und Mexiko. 68 Millionen Nutzende sind es laut Mercado Pago selbst. Denn es gehört zu Mercadolibre, dem lateinamerikanischen Amazon und dem damit größten Onlinehandels-Ökosystem in der Region

M-Pesa

Auch in den afrikanischen Ländern gibt es solch einen einheimischen Dienst namens M-Pesa. Er macht das Handy zum Bankkonto. Genutzt wird das Zahlungsmittel vor allem im Einzelhandel und um Geld an Privatpersonen zu senden. Die Afrikaner:innen bezahlen aber auch Taxifahrten und Arztbesuche damit. Denn der Dienst ist fast schon wie eine Bank, was besonders in strukturschwachen Regionen wichtig ist: Nutzende können kleine Kredite aufnehmen und brauchen dafür nicht einmal ein Bankkonto. Bezahlt wird einfach mit der Handy-Simkarte. Das Geld dafür kann bei sogenannten „Agents” ein- und ausgezahlt werden. Weil die Netzabdeckung je nach Region nicht die beste ist, wird hierfür nur die Handynummer benötigt und damit nicht zwingend Internetzugang. M-Pesa steht damit für mehr als nur online Geld versenden: Es bedeutet vor allem für ärmere Menschen finanzielle Inklusion. Deshalb breitet sich das Bezahlsystem auch über den afrikanischen Kontinent hinweg aus, ist zum Beispiel auch in Albanien verfügbar. Eine Studie belegt sogar, dass M-Pesa einen maßgeblichen Beitrag zur Armutsbekämpfung leistet, weil Arbeiter:innen endlich sparen und auch Geld an entfernt lebende Verwandte senden können. Und alleine das ist doch schon Beweis genug, dass Online-Bezahldienste viel mehr sind als nur bequem.


In einer Welt, in der digitale Zahlungen zunehmend den Alltag bestimmen, wird deutlich, wie unterschiedlich Menschen weltweit ihr Geld verschicken – von Alipay in China bis hin zu M-Pesa in Afrika, das finanzielle Inklusion ermöglicht. Diese Veränderungen bieten nicht nur mehr Bequemlichkeit, sondern auch enorme Chancen für die Zukunft des Zahlungsverkehrs.

Die Payment Exchange (PEX) 2025 ist der perfekte Ort, um diese Entwicklungen zu diskutieren, neue Lösungen zu entdecken und vor allem Händler:innen sowie Zahlungsdienstleister zu treffen.

Autor

  • Isabel Fisch ist Journalistin im Journalistenbüro dreimaldrei und schreibt seit April 2024 regelmäßig für Payment & Banking.

Weitere interessante Beiträge

  • Banken kooperieren vor allem bei Payment und Krediten mit Fintechs

    Banken kooperieren vor allem bei Payment und Krediten mit Fintechs

    Strategische Partnerschaften bringen Vorteile für Banken und Fintech. Unsere Infografik zeigt, wer in den letzten vier Jahren mit wem zusammengearbeitet…

  • NFC-Öffnung: Wie angreifbar ist ApplePay?

    NFC-Öffnung: Wie angreifbar ist ApplePay?

    Vor wenigen Monaten musste der Tech-Riese die NFC-Schnittstelle für Dritte öffnen. Zwar wollen Banken das nutzen – eine brauchbare Lösung…

  • Die wichtigsten Fintech-News im Januar

    Die wichtigsten Fintech-News im Januar

    Payone mit Compliance-Problemen, Solaris Sprung von der Klinge und der Zweikampf von Trade Republic und N26: Die wichtigsten Fintech-News aus…

  • Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Die Firma will Investitionen in erneuerbare Energien einfacher machen. Im Podcast spricht Chef Simon Brunke über Herausforderungen bei dieser Mission.

  • “Schon heute Lösungen schaffen, die Kunden morgen erwarten“

    “Schon heute Lösungen schaffen, die Kunden morgen erwarten“

    Panagiotis Karasavvoglou ist Executive Director Enterprise Sales & Verticals bei PAYONE und prägt mit seinem Team die Weiterentwicklung innovativer Payment-Lösungen.

  • KI am Wendepunkt: Was kommt jetzt auf uns zu?

    KI am Wendepunkt: Was kommt jetzt auf uns zu?

    In der aktuellen Episode des Permanent Banking AI in Finance Podcasts nehmen Sascha Deewald und Maik Klotz ein echtes Schwergewicht…

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.