Seit einer Woche tobt nach der russischen Invasion der Krieg in der Ukraine. Die Großstädte Mariupol, Kiew und Charkiw sind hart umkämpft. Die Truppen kommen direkt über die Grenze oder nutzen das benachbarte Land Belarus für Angriffe auf die Ukraine und die Lage der Menschen vor Ort ist besorgniserregend. Mehr als 874.000 Menschen sind nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ins Ausland geflüchtet. Diese Zahl gab das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) gestern bekannt und erklärte, die Zahl steige „exponentiell“.
Fintechs setzen schon lange auf Personal aus ehemaligen Sowjetrepubliken
Als IT- und Technologie-Innovations Hub in Europa sind Länder wie Belarus oder die Ukraine bereits seit Jahren wichtige Standorte für mitteleuropäische Software-Unternehmen und Fintechs. Hinzu kommt, dass sich in den Belegschaften deutscher Fintechs viele Programmiererinnen und Programmierer finden, die früheren Sowjetrepubliken entstammen. Viele Gründerpersönlichkeiten setzen sich nun aktiv für ihre Mitarbeiter:innen ein und versuchen, sie aus der Ferne zu unterstützen und ihnen bei der Flucht über die Landesgrenze aktiv zu helfen.
Kurz nach der Invasion meldete sich Ali Niknam, CEO von Bunq, auf LinkedIn, und versprach, dass die niederländische Digitalbank „alles in unserer Macht Stehende“ tun werde, um Ukrainer und Russen mit einem Visum für hochqualifizierte Migranten in die Niederlande zu bringen. Gemeinsam mit Joris Beckers und Robert Vis gründete er die Stiftung „Stichting People for People“, die Menschen helfen will, sich in Sicherheit zu bringen.
Zopa Bank sponsert Arbeitsvisa, Revolut hilft bei Umsiedlung
Auch andere Unternehmer werden aktiv: Die Zopa Bank sponsert ab sofort 50 Arbeitsvisa für ukrainische Staatsangehörige. Revolut, dessen Mitbegründer und CTO Vlad Yatsenko ukrainischer Staatsbürger ist, verzichtet bei auf Überweisungen auf ein ukrainisches Bankkonto auf Überweisungsgebühren und bietet seinen 28 Mitarbeitern im Land logistische Unterstützung und Hilfe bei der Umsiedlung. Binance spendete derweil 10 Millionen Dollar an große zwischenstaatliche Organisationen und lokale NGOs vor Ort.
Mit einer „Nachricht von den Vividians“ meldet sich auch das Team von Vivid auf dem eigenen Unternehmensblog zu Wort und rief dazu auf, „gerade in Momenten wie diesen, eine solidarische Gemeinschaft zu bilden.“
Ricco Deutscher über seine Mitarbeiter in der Ukraine und Belarus
Billwerk-Gründer Ricco Deutscher gründete bereits vor einem Jahr und dem Beginn der politischen Unruhen in Belarus eine Tochtergesellschaft im polnischen Gdansk und startete ein umfangreiches Relocation Programm für die Mitarbeiter:innen in Minsk. Das 2015 in Frankfurt am Main gegründete Unternehmen unterstützt die Kollegen sowohl finanziell als auch bei der Erfüllung der rechtlichen Erfordernisse (z.B. Visa-Anträge) und Wohnungssuche. Von der 20-köpfigen Belegschaft in Minsk sind bereits 9 Mitarbeiter nach Polen gekommen, auch der Kollege aus der Ukraine ist nach Polen geflüchtet.
Wir sprachen mit Ricco Deutscher über seine Unterstützung der Mitarbeiter in der Ukraine und Belarus und er schildert in unserem Audiobeitrag eindrücklich, wie er und weitere Unternehmen der Finanzbranche aktiv werden können und müssen, um die eigene Belegschaft vor den Bomben der russischen Armee zu schützen.
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