Security Token Offerings (STO)

STOs, der nächste „heiße Scheiß“ am Fintech-Himmel und warum sich der nicht für alle lohnt / STOs, the next “hot shit“ in the Fintech sky and why it is not worth for everyone

Der nächste „heiße Scheiß“ am Fintech-Himmel und warum sich der nicht für alle lohnt?

Kommt nach dem Inicial Coin Offering (kurz: ICO) jetzt der Security Token Offering (kurz: STO)? Am Montag dieser Woche startete die Ausgabe des ersten deutschen, durch die BaFin autorisierten Security Token Offerings (STO). Mit der Erlaubnis der BaFin zum digitalen Handel betritt die deutsche Finanzaufsicht unbekanntes Terrain und auch für erfahrene Börsianer ist ein STO so etwas wie Neuland.

Betreiber des ersten deutschen STOs ist das Berliner Startup Bitbond. Das Berliner Startup vermittelt Kredite an Selbständige und Kleinunternehmer. Das Unternehmen rund um Gründer Radoslav Albrecht verwandelt das Geld in Kryptowährungen. Das hat den Vorteil, dass das Geld rasch beim Empfänger ist und direkt vor Ort in Landeswährung getauscht werden kann. Für ein Unternehmen also, dass sich über die letzten Jahre hinweg eine solche Krypto-Expertise aufgebaut hat, war die Entscheidung einer digitalen Kapitalaufnahme also naheliegend.

Viele ICOs waren blanker Schwindel

Doch wo ist der Unterschied zum klassischen ICO und wann ist ein STO interessant? Die Unterschiede  sind groß: In seiner klassischen Form ist der ICO vor allem eine Methode, um eine Vorfinanzierung für eine Produktentwicklung zu bekommen.

Viele ICOs der Vergangenheit haben so funktioniert, dass von den Unternehmen ein Coin herausgegeben wurde, der als eine Zahlungsmethode auf einer Zahlungsplattform eingesetzt werden konnte. Außerdem haben ICOs schlichtweg ein Imageproblem. Ganz unumstritten waren sie schon in der Vergangenheit nicht.

STOs, der nächste „heiße Scheiß“ am Fintech-Himmel und warum sich der nicht für alle lohnt

„Im schlechtesten Sinne gab es eine Menge Wildwuchs“, sagt Bitbond-Gründer Radoslav Albrecht. Rund 80 Prozent aller ICOs im Jahr 2017 hätten sich als Schwindel herausgestellt, schätzt die ICO-Beratungsfirma Satis in einer Untersuchung vom Sommer 2018. Nach einem regelrechten Boom im Jahr 2017 scheinen Unternehmer und Investoren nun ein wenig das Interesse an der Finanzierungsform verloren zu haben. Die Luft ist raus!

Und nun also der so genannte Security Token Offering (STO). Selbst international ist der STO noch ein recht unbekanntes Instrument der Geldaufnahme. Umso größer ist nun das Interesse an dem Schritt, den Bitbond wagt. Im Endeffekt ist der STO ein klassisches Wertpapier, was auf einer neuen technologischen Plattform stattfindet, ohne Intermediär und daher deutlich kostengünstiger. Vor allem für kleine Unternehmen und ist diese Finanzierungsform daher geeignet. Vorteil STO:  Die Wertpapier-emission hat immer ein Wertpapierprospekt, worin die Rechte und die Pflichten der Anleger sehr transparent und klar geklärt sind. „Allein unser Prospekt hat über 80 Seiten“, verrät Albrecht und sieht in der detaillierten Ausarbeitung auch einen der wesentlichen Gründe dafür, warum die BaFin nun erstmals einem STO zugestimmt hat. Mit dem eingesammelten Kapital will Bitbond in erster Linie Darlehen von Kleingewerbetreibenden finanzieren.

Bitbond: Vorreiter für weitere STOs?

Dabei war die Bewilligung durchaus keine Selbstverständlichkeit. Die Finanzaufsicht hatte die Welt der virtuellen Finanzierungsrunden lange aus kritischer Distanz beäugt. 130 Firmen haben bei der Bafin für solche Projekte angeklopft, bisher jedoch im besten Fall ein Nichtzuständigkeits-schreiben erhalten.

STOs, der nächste „heiße Scheiß“ am Fintech-Himmel und warum sich der nicht für alle lohnt

Bitbond ging einen anderen Weg und holte sich die BaFin früh mit ins Boot. Über ein halbes Jahr wurde über das grundsätzliche Vorgehen gesprochen und rechtliche Fragen debattiert. Das sei zwar ein langwieriger Prozess gewesen, aber jetzt fühle sich Albrecht als eine Art Vorreiter.

„Wir einen Wertpapierprospekt für einen Token bewilligt bekommen. Nachfolgenden, ähnlichen Konzepten wird es künftig helfen. Wir sind eine Art Präzedenzfall!“, glaubt der Gründer. Mit der Autorisation sendet die BaFin ein wichtiges Signal für den Finanztechnologiestandort Deutschland und über die Grenzen hinaus. Schließlich wäre es doch zu erwarten gewesen, dass kleine, Finanztechnologie-affine Länder wie Liechtenstein, die Schweiz oder Estland mit innovativem Vorbild vorangehen.

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt gibt es Firmen, die ebenfalls angekündigt haben,  STOs  durchführen zu wollen. Darunter beispielsweise die Cashlink-Macher mit ihrer Blockchain-Plattform Stokera, ebenso das Berliner Blockchain-Startup Bitwala, das Ende letzten Jahres ein voll reguliertes Blockchain-Bankkonto auf den Markt gebracht hat.

Ich bin sicher, dass wir in Zukunft noch eine Reihe weiterer STOs sehen werden“, sagt auch Albrecht. In seiner Einschätzung wird die Entwicklung recht schnell gehen. „Spätestens in wenigen Jahren werden wir Token Offerings im dreistelligen Millionenbereich sehen.“

Banken müssen aufpassen, den Trend nicht zu verschlafen

Und was bedeutet diese Entwicklung für die klassischen Banken? Wenn Banken künftig im Kapitalmarktbereich Geld verdienen wollen, werden sie spätestens in einigen wenigen Jahren ein Angebot im Portfolio haben müssen. Bei relevanten Emissionsvolumen entsteht durch STOs ein durchaus nennenswertes Umsatzpotential.

„Banken müssen in naher Zukunft ein entsprechendes Angebot im Portfolio haben.“

Nur Banken, die diesen Bereich schnell genug besetzen, werden profitieren. Sie müssen sich dann gegen innovative Vorreiter wie die Solarisbank behaupten, die den Bitbond-STO zu diesem Zeitpunkt bereits begleitet.

„Die Banken haben schon verstanden, dass der Fintech-Bereich sehr aktiv ist und sich schnell entwickelt“, berichtet der Gründer. „und wenn sie da nicht rechtzeitig bestimmte Positionen besetzen, wird ihnen ein wichtiges Geschäft entgehen.“ Die Frage ist nur: Sind hiesige Banken schnell genug? Auch Banken aus dem Ausland schlafen nicht und versuchen sich auf diesem Markt. Nicht umsonst ist beispielsweise die spanische BBVA an der Solarisbank beteiligt, die mit ihrem Ansatz vor allem neue Ansätze der Kapitalaufnahme ausprobiert.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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