Mit seinem erfolgreichen 2023er-Abschluss sorgte Raisin gerade für Furore in der Fintech-Welt. Für Payment & Banking ordnet Gründer Tamaz Georgadze ein, was es mit dem Rekorderlös auf sich hat und warum ein Börsengang gerade trotz guter Zahlen kein Thema ist.
Vergangene Woche dürften im Frankfurter Hauptquartier der Raisin-Gruppe die Sektkorken geknallt haben. Das Fintech – bekannt vor allem aufgrund seiner Weltsparen-Plattform – legte Geschäftszahlen vor, nach denen sich jedes Start-up die Finger lecken würde: Rekorderlöse, Wachstum in den USA und erstmals war man profitabel.
Wie aber sind diese Zahlen einzuschätzen? Wird Raisin dieses Ergebnis langfristig bestätigen können oder ist das abgelaufene Geschäftsjahr nur ein Strohfeuer? Gründer und CEO Tamaz Georgadze glaubt das naturgemäß nicht. Im Gespräch mit Payment & Banking ordnet er die Geschäftszahlen ein.
Der Umsatz
158 Millionen Euro an Umsatzerlösen verzeichnete Raisin im Jahr 2023, das ist ein Plus von über 90 Prozent (2022: 82 Millionen Euro). Der Großteil – genau genommen 116 Millionen Euro – stammt aus dem Geschäft mit Einlageprodukten, also etwa der Vermittlung von Tages- und Festgeldkonten. Der Bereich profitierte stark von steigenden Zinsen, die die Jagd nach den besten Konditionen für Kunden erst so richtig attraktiv gemacht haben. „Das hat für uns natürlich zu einer Umsatzbeschleunigung geführt“, sagt Georgadze. Damit ergibt sich aber die Frage, ob diese Umsatzgröße nachhaltig ist. Der Raisin-Chef ist da optimistisch: „Wir sehen hier keine Wende, sondern eine Rückkehr zu Zinsnormalität, die so schnell nicht verschwinden wird.“ Das Geschäft mit den Einlageprodukten dürfte also weiter Umsatz generieren.
Der Gewinn
Kaum ein Fintech hat es in Deutschland bisher geschafft, profitabel zu arbeiten. Raisin ist dies aber 2023 gelungen, sieben Millionen Euro operativer Gewinn standen am Ende unter dem Strich. Das ist noch ein relativ geringer Wert, aber einer, den Georgadze in den kommenden Jahren steigern will. Nicht passieren soll das über die Marge beim Einzelkunden, wie er betont: „Wir wollen unseren Gewinn stattdessen über mehr Volumen und die Erschließung neuer Märkte erhöhen“, erklärt er. Außerdem hofft Raisin auf Effizienzgewinne, da in den kommenden Monaten einige Plattformen konsolidiert werden sollen.
Die erfolgreiche Etablierung in den USA
10,7 Millionen Euro Umsatz machte Raisin 2023 in den USA, nach gerade einmal 1,4 Millionen im Vorjahr. Georgadze erklärt das mit der Marktstruktur, die ein Geschäftsmodell wie das von Raisin begünstige. „Es gibt tausende regionale Banken, die unabhängig agieren und miteinander konkurrieren“, sagt er. Für viele dieser Institute sei Raisins Angebot attraktiv. Das zeigt sich auch in den Geschäftszahlen. Hatte Raisin 2022 noch gerade einmal 18 Partnerbanken, sind es mittlerweile über 50.
Als Grundlage für den Erfolg auf der anderen Seite des Atlantiks benennt Georgadze auch, dass man Mitarbeiter vor Ort rekrutiert habe, die den Markt kennen. „Neben den starken lokalen Teams von Deposit Solutions und Raisin hatten wir Choice FS übernommen, die speziell für den amerikanischen Markt Software für Einlagenverwaltung bereits entwickelt hatte. Diese Kombination hat uns das Grundgerüst geliefert“, sagt er. Das Resultat sei ein komplett auf den US-Markt zugeschnittenes Angebot.
Einen potenziellen Börsengang
Gerüchte über einen Börsengang Raisins halten sich seit Jahren. Wäre es angesichts so starker Geschäftszahlen nicht langsam Zeit? Der Chef reagiert eher kühl auf entsprechende Nachfragen. „Akut ist das gerade nicht, wir haben nicht einmal eine Bank mandatiert“, sagt Georgadze. Das Motto bei Raisin scheint zu lauten: Wenn Börsengang, dann richtig. Liquiditätsbedarf hat die Firma gerade nicht. Da sie zurzeit profitabel ist, dürfte der Druck vonseiten der Investoren auch gering sein, ihre Anteile abzustoßen. Zumindest vorerst.