Payment Exchange 23 – Eine Fiesta mit Pinatas, Pesos und ganz viel Payment

Payment Exchange 23

Wie beschreibt man eine „PEXicana“ am besten? Als die Los Wochos der Payment-Branche, mitten im Berliner Tipi am Kanzleramt? Als die schönste Fiesta der Finanzbranche? Oder als ein farben- und lebensfrohes Event rund um den Austausch der führenden Payment-Expert:innen? Eines ist sicher: Sie war all das! Und vor allem der Exchange war – wie immer – das Wichtigste daran: „Jeder soll gehört werden“, betonte Nicole Nitsche schon bei der Begrüßung, „Austausch auf Augenhöhe, das ist unser Ziel.“

Verbunden mit einem Stückchen Rührung- immerhin läuft die PEX schon seit 2016. Trotz Pandemie und anderer Krisen: Die PEX ging immer weiter. „Wir richten auch jetzt den Blick nach vorne – wie geht die Reise im Payment weiter, wo geht sie hin?“ Die Themen der Konferenz waren ganz darauf ausgerichtet, Gegenwart und Zukunft der Branche genauer unter die Lupe zu nehmen. 

„Die „Fiesta PEXicana“ soll euch einen festlichen Rahmen geben und euch natürlich auch kulinarisch mit auf eine Reise nehmen“, so Nitsche, „Im Spanischen sagt man auch: Ein voller Bauch macht ein glückliches Herz.“ Das gelang – aber natürlich auch dank all der großartigen Sponsoren: „Ihr seid ein ganz essentieller Teil unseres Teams!“

Credit: Helena Heilig

Und am Ende können wir auf zwei großartige Veranstaltungstage zurückblicken – und das trotz eines unvorhergesehenen hohen Staatsbesuchs, der die Umgebung rund ums Kanzleramt in eine Sicherheitszone verwandelt hat. Schließlich hat es aber jeder der wollte zur „PEXicana“ geschafft, und vor allem der erste Tag zog sich bis weit in die Nacht – aber süd- und mittelamerikanische Fiestas muss man ja auch so feiern. Denn nicht nur die Diskussionen der „PEXicana“ waren ein “Feuerwerk der Emotionen und Themen“, wie Nicole Nitsche es nannte, sondern auch die Fiesta selbst – bis hin zum jonglierenden Barkeeper war hier alles eine wunderbare Abrundung des ganzen Events. Und das liegt auch an den Teilnehmenden: Denn die Themen sind immer nur so gut wie die Leute, die ihnen zuhören, sie diskutieren und hinterfragen. Muchos ¡Gracias dafür!

¿Qué onda? – Time to sing Mariachi, or one last dance for German payments?

„2022 war ein Jahr der Veränderung“, erklärte Irene Peschel. Aber war das eine gute oder eine schlechte Veränderung – Trauerspiel oder Freudengesang? Der deutsche Payment-Markt hat sich in den letzten Jahren entscheidend geändert, und momentan geschieht hier viel. Aber das bedeutet auch, dass man hier genau hinschauen muss, vor allem als Fintech, Bank oder anderer Anbieter, um hier up-to-date mit den Entwicklungen zu bleiben.

In diesem Auftakt gaben folgende Expert:innen ihre Einschätzung ab:

  • Reinhard Höll (McKinsey & Company)
  • Irene Peschel (McKinsey & Company)
Credit: Helena Heilig

Ein Jahr der Veränderung

Viel ist geschehen, vor allem in den letzten Jahren. Das führt aber nicht immer zu Veränderung, sondern manchmal auch dazu, dass der alte Status quo zurück ist: Die Attacker beispielsweise haben ihre Aktionärsgewinne der letzten zwei Jahre zurückgegeben, hielt Peschel in ihrem Vortrag fest, sodass deren Status quasi wie zuvor ist. Außerdem kann man sagen, dass die Transaktionen im E-Commerce bald 73 % des zukünftigen deutschen Zahlungsverkehrs-Wachstums ausmachen werden. Dass das so ist, überrascht hier wahrscheinlich weniger – die hohe Zahl überrascht dagegen durchaus. 

Credit: Helena Heilig

2022 war ein Jahr der Veränderung, vor allem eines, das Veränderungen im deutschen Zahlungsverkehr mit sich zog, die sich auch zahlenmäßig klar belegen lassen. Beispielsweise gab es 9 % mehr elektronische Zahlungen und 10 % weniger Bargeldabhebungen. Die Transaktionen im E-Commerce nahmen um 11 % zu, und die Instant Payments wuchsen um 27 %. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Technologie dahinter funktioniert und von den Konsumenten angenommen wird, so Peschel – ein positives Signal für die Branche.

Neun Treiber im Zahlungsverkehr

Höll fokussierte in seinem Part des Impulses auf den Zahlungsverkehr und identifizierte hier neun wichtige Treiber:

Credit: Helena Heilig
  1. Zinsen und Inflation verändern die Geschäftsmodelle
  2. Industrie-spezifische Payment Lösungen sind wichtig 
  3. Reset der Kapitalmärkte führt zu Gegenwind, nicht zum Tornado
  4. statt Open Banking braucht man mehr Embedded Finance
  5. die Digitale Identität nimmt zunehmend Realität an
  6. Financial Automation treibt den KMU-Markt 
  7. Next-gen Technology gewinnt
  8. Verlagerung der Tech-Provider von Zahlungsverkehr zu Banking
  9. ESG wird immer wichtiger, aber weniger im „klassischen“ Banking

Für Höll sind ISV Payments dabei ein besonders starker Zukunftstrend. 

Skandinavische Modelle

Wie sieht es mit dem digitalen Euro aus? Die Expert:innen erklärten, dass hier noch keine genaue Prognose getroffen werden kann, weil noch nicht klar ist, wohin der digitale Euro gehen wird. Und was wird mit den Bargeldabhebungen – gibt es hier einen noch stärkeren Rückgang? Skandinavien macht es vor, denn hier verweigern einzelne Händler schon Bargeldzahlungen. Auch wenn andere Zahlungsmöglichkeiten zunehmen, sehen Peschel und Höll das erst mal nicht für Deutschland kommen. Aber das Modell zeigt, dass positive und negative Anreize wie in Skandinavien den Abschied vom Bargeld erleichtern können.

En época de crisis? – Infektion, Invasion, Inflation – wie kommt die Payment-Branche durch die Krise?

„Krisen können helfen, dass man sich besser aufstellt – und es gibt auch immer Gewinner aus Krisen“, erklärte Sherin Maruhn. Die Konsumenten verändern sich, und damit die Geschäftsmodelle, Kosten und mehr – und das muss so sein, sonst kann man die Krise nicht gewinnen. Ist die Krise im Moment wirklich so schlimm, und wie sieht sie genau aus, mit all ihren Chancen und Herausforderungen? Darüber sprachen diese Panelist:innen:

  • Marc-Andre Faber (PAYONE)
  • Sherin Maruhn (PwC)
  • Fabian Spielberger (Pepper.com)
  • Marco Annen (bonprix)
  • Martin Wiersch (FICO)

Moderatorin hier war Julia Tschawdarow.

Credit: Helena Heilig

Der veränderte Konsument

„Durch die Pandemie bedingt haben wir ein verändertes Konsumentenverhalten erlebt“, hob Maruhn hervor. Das ließ den E-Commerce natürlich ansteigen, genauso wie Social Media eine stärkere Rolle einnahm. „Es hatte aber auch Auswirkung auf die damit verbundenen Werte, beispielsweise wurde Nachhaltigkeit immer wichtiger“, so Maruhn. Die Inflation beeinflusste alles weiter, natürlich wurden hier die Ausgaben für Lebensmittel und Co. höher, weshalb andere Güter zurückstehen und eben gerade (noch) nicht gekauft werden können. Spielberger kennt dieses Kundenverhalten auch aus dem UK und dass dabei vor allem größere Käufe zurückgestellt werden. 

Credit: Helena Heilig

Man braucht im Moment einfach andere Lösungen, so Faber: „Wir wollten bargeldlos, wir wollten kontaktlos, aber es ist immer so: die Geister, die man rief… Jetzt müssen wir auch eine Lösung für all das anbieten.“ In jedem Fall sind die Konsumenten viel digitaler unterwegs als früher, das betonte Wiersch: „Kunden freuen sich nicht mehr, wenn sie über den richtigen Kanal angesprochen werden – sie erwarten, dass das genau so passiert. Deutschland hat da noch eine Menge zu tun!“

Wie sieht der Handel der Zukunft aus?

Unternehmen müssen sich in Sachen Branding und Social Media viel besser aufstellen, das ist Maruhn wichtig – und das bezieht natürlich auch Payment-Lösungen mit ein. „Es gibt einen positiven Wandel im Handel“, so Maruhn, „und B2B hat an Bedeutung gewonnen. Hier stiegen die Umsätze, außerdem kam es nicht zu dem erwarteten Einbruch im SaaS-Geschäft.“

Insgesamt ist der Trend im E-Commerce positiv, aber es gab gerade in den letzten Wochen auch viele schlechte Nachrichten, siehe Karstadt und Co. Wie sieht also das Handels-Modell der Zukunft aus? „Die Erwartung der Kunden ist da, und sie ist hoch“, betonte Spielberger, „Die Kunden trennen nicht mehr zwischen offline und online.

Credit: Helena Heilig

Wenn die Kunden etwas bei einem Anbieter in dessen Online-Angebot nicht finden, dann gehen sie eben zu Amazon.“ Vor allem ist wichtig, bei seinem Business immer ein eindeutiges Konzept samt Marke zu entwickeln: Wer online günstig Mode anbietet, kann das analog nicht anders machen, denn die Kunden merken das sofort. 

Optimieren oder Warten?

Wiersch hob hier noch mal die Convenience hervor, denn die Kunden sehen es einfach nicht mehr ein, wenn etwas komplizierter als nötig verläuft. Annen berichtete, dass Bonprix ganz neue Wege eingeschlagen hat und zusätzlich zum Online-Service eine Filiale aufgemacht hat. Dann kam aber die Pandemie dazwischen, sodass sich das Modell als nicht wirtschaftlich erwiesen hat. Auch deshalb kam es zum Rebranding, das im Moment ausgerollt wird. 

Wo sollte der Fokus im Moment liegen – lieber Geld sparen oder weiter optimieren? Spielberger fiel auf, dass vor kurzem viele noch eine Plattform wollten, auf der alles möglich ist, diese Projekte jetzt aber wieder eingedampft werden. „Wichtig ist aber trotzdem, dass man die richtige Strategie findet“, erklärte er. Faber sieht gerade jetzt die Gelegenheit zum Optimieren gekommen, denn nur so kann man sich von den Konkurrenten abheben. „Neue Ideen, neue Lösungen – das bedeutet manchmal weniger Personal, aber oft einen höheren Mehrwert für den Kunden.“ Jeder muss seine Kernkompetenz kennen, dazu sollte man sich aber auch divers aufstellen, um nicht nur eine Sache anbieten zu können – das hilft bei kommenden Krisen am meisten und sichert so ab. 

Die Gewinner der Krise

Das hat alles aber auch mit Politik zu tun, war sich Faber sicher, denn der Markt kann das gar nicht alleine regeln. Die Investments gingen zurück, berichtete Maruhn aus ihrer Arbeit, auch wenn das bei Early-Stage-Investments bisher nicht so stark geschehen ist.

Credit: Helena Heilig

Bei längeren Investments wird dagegen genauer hingeschaut, man achtet sehr darauf, ob sich das Investment wirklich lohnen wird. Dabei war ihr aber wichtig zu betonen, dass vor allem 20/21 ein Ausreißerjahr gewesen ist, das man nicht als Blaupause für alles nehmen darf. Trotzdem, das Investment-Umfeld bleibt verhalten und zäher als früher. Payment blieb aber ein starker Investment-Markt, stärker als viele andere. „Krisen können helfen, dass man sich besser aufstellt – und es gibt auch immer Gewinner aus Krisen. Ich bin sehr gespannt auf die Gewinner!“

Wie war der Blick in die Zukunft bei den Panelist:innen, positiv oder negativ? Annen ist positiv gestimmt, er glaubt, dass vor allem der Fokus auf die richtige Unternehmenskultur allen helfen kann. „Der Weg ist nicht zu Ende“, so Annen, „das macht nicht Halt im Unternehmen. Man braucht auch die richtigen Partner und muss seine Themen so vorantreiben.“ „Die nächsten zwei, drei Jahre wird es noch nicht so gut gehen, wir sind noch nicht am Boden angekommen“, meinte Spielberger dagegen, „Der Markt wird sich weiter konsolidieren.“ 

Betrunken am E-Commerce

Wiersch war positiv gestimmt, vor allem die Erfahrungen aus anderen Ländern sind sehr positiv. „Wir haben uns alle am E-Commerce betrunken“, hielt Faber dagegen, „Jetzt herrscht Katerstimmung.“ Aber eigentlich liegt immer noch vieles “auf der Straße”, es gibt weiterhin viel zu gewinnen.

Wie geht es dem Publikum mit dem Thema Krisen? Das Publikum stimmte bei der zugehörigen Umfrage sehr unterschiedlich ab: Ja, es gab dadurch große Auswirkungen auf die Branche, aber einige sahen das als sogar positiv für den Markt an, und vielen reichte es auch mit der ewigen Krisenstimmung. „Die richtige Technologie ist da, man kann viel für den Markt und das eigene Geschäft damit simulieren“, erklärte Wiersch. „Nach Gefühl planen – das funktioniert nicht mehr. Man braucht Daten und Analytik.“

Credit: Helena Heilig

Außerdem sei Ehrlichkeit wichtig, fand Spielberger, man muss sich auch eingestehen, wie es im eigenen Geschäft läuft – und wie nicht. Es gibt nicht nur den einen Markt, sondern viele Bereiche, so Faber. „Krisen bedingen verändertes Verhalten, man muss schnell sein“, betonte Maruhn, „so kann man gewinnen.“

La vida es una plataforma – Platform Payment: Revolutionizing the Payment Industry?!

“The platforms  have changed the market extremely, and they themselves have changed a lot”, so Hella Fuhrmann. Und heißt es darum ¡Viva la revolución! – oder doch eher ¡Viva la evolución!? Fest steht: Plattform-Payment-Dienste verändern gerade die Art und Weise, wie Unternehmen Zahlungen akzeptieren, verarbeiten und noch vieles mehr. Darüber sprachen in diesem Panel:

  • Dennis Fache (Stripe)
  • Hella Fuhrmann (Adyen)
  • Maurice Jongmans (Online Payment Platform)
  • Christin Burmeister (Zalando Payment GmbH)

Frank Müller (Annerton) übernahm hier die Moderation.

Credit: Helena Heilig

Das Wissen der Plattformen

Was sind gerade die Hot Topics im Bereich Plattform? Fuhrmann sah den ersten Trend in den Plattformen selbst, die immer noch relativ neu sind: „They have changed the market extremely, and they themselves have changed a lot.“ Das hängt viel mit den Bedürfnissen der kleinen Händler zusammen. Was aber sich vor allem in den letzten Monaten geändert hat, ist das verstärkte Bedürfnis, Embedded Finances einzubeziehen. Dabei ist es weniger „The winner takes it all“, wie Fache betonte, denn die Plattformen selbst unterscheiden sich stark voneinander und bilden starke Verticals zu bestimmten Themen aus. Oft beginnt es mit einem Service und einer Integration, dann geht es mit vielen anderen weiter. 

Credit: Helena Heilig

Jongmans ging auf das Konzept des Reselling ein, denn beispielsweise bietet Zalando die Möglichkeit an, dass Kleidung, die auf der Plattform gekauft wurde, auf einer Erweiterung der Plattform erneut verkauft werden kann. Wie sieht Burmeister das? Zalando Payments GmbH bietet seine Services und Expertise nicht nur für Zalando an, sondern innerhalb aller B2B- und B2C-Services. „But we cannot do all by ourselves. We need expertise, knowledge and solutions which have already been established“, so Burmeister. Gerade in unsicheren Zeiten muss man sichere Services anbieten. Die Plattformen sind hier ideale Partner, weil sie schon großes Wissen über das Kundenverhalten besitzen. 

Trust and Security

Oft ist das eine der ersten Überlegungen: Sollte man das Produkt selbst entwerfen, eine bestehende Form integrieren oder mit einem anderen Partner zusammenarbeiten? Die Details sind dann immer das, was zählt, und deshalb ist gerade hier das richtige Wissen so wichtig. „Trust and security are most important“, so Jongmans, der aus der Arbeit mit Ebay Kleinanzeigen berichtete. „It always depends on what kind of audience you have – different audiences need different kinds of security.“ Die Prozesse sind ebenfalls ein zentrales Thema, vor allem bei den Unternehmen. 

Credit: Helena Heilig

Wie kann man diese erleichtern? Man braucht dafür nicht unendlich viele Payment-Methoden, so Burmeister: „Automation can help here. An easy access to data helps to create better automation.“ Jongmans nannte es „Mediation“ zwischen Buyer und Seller, um alle zu erreichen. Dabei geht es immer um die Vorteile der Plattformen, denn beispielsweise sind die Subseller viel loyaler gegenüber einer Plattform. „That adds a lot of value to both sides“, erklärte Fuhrmann. Fache berichtete, dass eine gute technische Infrastruktur, in der die Kunden viel machen können, ohne erst einmal groß nachfragen zu müssen, eine der besten Grundlagen ist. 

Ask the Users first

„We grow together“, das ist Burmeister wichtig, ebenso dass man aus einer Anzahl von Lösungen auswählen kann. Sie denkt da an die Kollaborationen mit anderen, die schon zehn Jahre oder länger zurückliegen, und oft existiert zwar die Zusammenarbeit nicht mehr, aber der Austausch sehr wohl. Fuhrmann sah das Geschehen durchaus als Revolution, aber noch stärker als Evolution. 

Und das Dauerbrenner-Thema Regulierung – was soll hier geschehen? Für Fuhrmann war das Vertrauen, das durch die Regulierung kommt, besonders wichtig. Aber eine gesamteuropäische Regulierung muss auch für ganz Europa auf die gleiche Weise angewandt werden, dafür muss man aber davor alle einbeziehen. „Talk to the users first“, so Fache, das schaffe die beste Grundlage. Momentan ist alles noch nicht effizient genug – hier liegt der wahrscheinlich wichtigste Punkt für eine gute Veränderung.

„El Rey de los Muertos – BNPL!

„Das ist nicht nur Convenience, sondern die Möglichkeit zu Konsum, die sonst nicht gegeben wäre – mit der Aussicht, eben einfach später zu zahlen“, hob Urs Bader hervor, als es um eine Definition bei BNPL ging. Das Thema BNPL selbst kehrt immer wieder zurück, bei jeder PEX, auch wenn schon so oft für tot erklärt wurde. Die „Armee der Untoten“ stand in diesem Panel im Mittelpunkt: Was für Player gibt es, wie sehen sie aus und wohin entwickelt sich das Ganze? Über all diese Entwicklungen und Möglichkeiten sprachen:

  • Urs Bader (Payla)
  • Aiga Senftleben (Billie)
  • Josephine Ackerman (Schufa Holding AG)
  • Susanne Krehl (Fabit)

Moderiert wurde dieses Panel von Maik Klotz.

Credit: Helena Heilig

Shift im Verhalten

Warum hat BNPL in den letzten zwei Jahren so an Fahrt aufgenommen – ganz neu ist es ja nicht? Ackermann sah natürlich den ersten Grund im veränderten Konsumentenverhalten durch die Pandemie, es wurde mehr online, von daheim aus, gekauft. „Das hat viel mit Convenience zu tun“, so Ackermann. „Alles ist ganz bequem – wir sehen da einen Shift im Konsumentenverhalten.“ Früher wurde allerdings per Katalog bestellt, so Bader, es gab auch hier gar nicht so viel Veränderung in dem Verhalten, wie alle behaupten. Wichtiger war ihm beim Thema, dass BNPL ein Modell ist, um kurzzeitig eine Art Kredit zu geben. „Das ist nicht nur Convenience, sondern die Möglichkeit zu Konsum, die sonst nicht gegeben wäre – mit der Aussicht, eben einfach später zu zahlen.“ Oft sind es die unbewussten Entscheidungen, die schneller als früher getätigt werden, betonte Ackerman, das sei eigentlich die stärkste Veränderung.

Finanzielle Bildung

Credit: Helena Heilig

Geht das Ganze nicht doch zu sehr in Richtung Kleinkredit? Krehl sah hier das Problem, dass vor allem die finanzielle (Aus)Bildung fehlt. Das Problem selbst muss in die Schulen, das ist Krehl wichtig, und es muss dort als Erstes besprochen werden. Sie sieht den größten Shift darin, dass das Bestellen stärker in den Alltag integriert ist als früher – beim Bestellen aus dem Katalog war der Prozess einfach noch viel langsamer. „Aber das Schnelle ist doch gar nicht das Problem, Convenience muss ja einfach beim Bestellen sein“, betonte Senftleben, „problematisch ist eher, dass sich die Käufe oft summieren.“ Auch Bader sieht weniger das Problem in der fehlenden Barriere beim Einkauf, denn auch vor BNPL haben die Leute Schulden gemacht, oft über große Kredite. Probleme, die man wieder in den Griff kriegen muss, wie über die App Fabit, wie Krehl erklärte: „Der digitale Peter Zwegat für die Hosentasche“.

Blick auf den Kunden

So etwas wie #Klarnaschulden ist vor allem für Bader nicht das entscheidende Thema, denn das sei eher eine Randgruppe, die nicht die ganze Gesellschaft widerspiegele. BNPL ist jetzt oft im Check-out verankert, das ergibt noch mal eine viel stärkere Convenience. Das Besondere an Billie ist nach Senftleben, dass sie die Kunden genau ansehen. Oft geht es um Schulen oder Gemeinden, für die genaues Scoring entscheidend ist. Im Businessumfeld sieht vieles noch mal anders aus. Vor allem ist wichtig, wie Senftleben betonte, dass sie bei Billie Scoring und Fraud-Risiko übernehmen. 

Denn Fraud und Co. sind wichtige Themen: Manche User stellen sich einfach nicht besonders intelligent beim Bestellen an und fallen dadurch auf – aber manchmal geht es dann doch um Fraud. Das Bestellen auf Rechnung hat in jedem Fall seine Berechtigung, vor allem beim Kleidungskauf, weil man dann sowieso viel wieder zurückgibt. „Man muss einen Strauß an Möglichkeiten anbieten“, so Bader, „aber man darf es auch nicht übertreiben – sonst verwirrt man die Kunden.“

Die Macht der Marke

Sind Marken bei diesem Thema eigentlich wichtig? Krehl erklärte, dass es beispielsweise bei Klarna Fluch und Segen zugleich ist. Jeder kennt Klarna, aber über die #Klarnaschulden sind sie gleichzeitig negativ behaftet. Für Senftleben ist es aber auch eine Vertrauensfrage: Wenn man eine Marke kennt, fällt es einem leichter, diese zu benutzen. Für die Schufa nimmt die Anzahl der Anfragen im Moment natürlich zu, aber es geht für sie um andere Dinge, wie Ackerman betonte. „Uns geht es auch um volkswirtschaftliche Effizienz, damit Zahlungsausfälle vermieden werden können.“ Hier stehen der Schutz und auch der Verbraucherschutz im Mittelpunkt, hob Ackerman hervor, deshalb ist das Wissen über verschiedene Anbieter hinweg von Bedeutung.

Und wie sieht es mit den großen Playern aus? Die sind noch nicht so weit, betonte Bader, und er sah da erst einmal keine Gefahr, denn sie seien noch viel zu weit weg. Aber Senftleben prognostizierte, dass, würde beispielsweise Apple stärker in das Geschäft einsteigen, sich auf einmal ein größerer Zug von allen in diese Richtung ergeben würde, weil Apple als Marke da Sogwirkung hat.

Credit: Helena Heilig

Faulheit oder Convenience?

Ein Gast aus dem Publikum stellt die Frage, wie man eigentlich eine Mahnung oder Zahlungserinnerung wirklich durchsetzen könne, wenn nicht zahlende Kunden dann sofort Rechtsschutz suchen. „Manchmal machen Mahnungen Angst“, erklärte Krehl, „vor allem, weil die wenigsten wissen, wie es bei einem solchen Prozess weitergeht.“ Ein Stück weit kann es auch Faulheit sein, wie Klotz anfügte, denn auch hier spiele Convenience eine Rolle. Je leichter verständlich, aber auch bei Mahnungen ein Prozess für den Kunden ist, desto eher wird er umgesetzt werden – wie bei allem anderen auch.

Optimice su experiencia de compra – Optimierung des Einkaufserlebnisses: Checkout- und Conversion-Optimierung im Fokus

„Der Großteil der Bevölkerung hat kein Bewusstsein für das Thema Payment. Es muss funktionieren, unsichtbar sein – und nur eine schlechte Erfahrung kann da viel kaputt machen“, so Boris Griesinger. Natürlich soll alles so einfach laufen wie möglich beim Checkout, aber kann er vor allem bei mobilen Einkäufen ein echter Gamechanger sein? Und kann er noch leichter von der Hand gehen? Darüber hat sich dieses Panel ausgetauscht:

  • Hedi Krüger (Mastercard)
  • Thomas Wernet (CRIF Deutschland)
  • Nenad Klaric (Paymenttools)
  • Boris Griesinger (HUGO BOSS)

Als Moderatorin übernahm hier Nina Pütz (Ratepay) das Ruder. 

Credit: Helena Heilig

Reibungslos und unsichtbar

Was denken die Panelist:innen über den Checkout an sich? „Wenn mir der Checkout nicht passt, kaufe ich als Kunde da nie mehr ein“, erklärte Klaric. Wernet sah sein Unternehmen vorrangig als Gestalter des Checkouts; und Krüger betonte, dass Mastercard im Hintergrund erreichen will, dass alles klappt und das Ökosystem reibungslos funktioniert. „Der Großteil der Bevölkerung hat kein Bewusstsein für das Thema Payment“, hielt Griesinger für die Händler-Seite fest. „Es muss funktionieren, unsichtbar sein – und nur eine schlechte Erfahrung kann da viel kaputt machen.“

Den Self-Checkout im Supermarkt kennen inzwischen die meisten schon, aber wo gehen die Trends hin? „Es ist ein tolles Gefühl, wenn man nicht mehr an der Kasse warten muss, sondern einfach die Waren nehmen und gehen kann“, so Klaric. „Es gibt viele unterschiedliche Lösungen – es kommt darauf an, in welcher Branche man ist und was man anbieten will.“ Denn natürlich unterscheiden sich hier die analoge und digitale Welt vehement.

Hausaufgaben statt Gamechanger

Für Griesinger ist das individuelle Angebot in diesem Bereich ebenfalls sehr wichtig, denn man braucht hier immer die richtige Strategie. Wernet nannte dafür Basisthemen wie das Merken der bevorzugten Bezahlmethode – aber gerade das fehlt noch bei den meisten Anbietern, obwohl es hier klare Kundenwünsche gibt. „Das sind eigentlich nur Hausaufgaben und keine Gamechanger!“

Credit: Helena Heilig

Krüger erklärte, dass Mastercard natürlich darauf aufpasst, dass alle ihre Hausaufgaben machen. „Wir wollen einen neuen Standard, Click-to-Pay“, so Krüger, „dann kann man ohne Griff zur Karte auf alles zugreifen – das bringt bessere Conversion.“ Ist Personalisierung also das neue Durchbruchsthema? In jedem Fall ist es hochrelevant, so Griesinger: „Man muss wissen, wer der Kunde ist, um ihm das Richtige anbieten zu können. Gerade was er in verschiedenen Ländern braucht, ist dabei besonders wichtig.“ Das jeweilige Setting ist dabei entscheidend, denn das kann viel verändern.

Das Erlebnis im Zentrum

Tatsächlich ist das aber nicht nur für die Kundenseite wichtig: Denn es geht auch um Fraud. Beispielsweise können Betrüger nicht nur eine Identität nehmen, sondern Teile aus vielen Identitäten zusammensetzen und darüber Fraud begehen. Das muss man als Händler merken und die Transaktion im Zweifel abbrechen. Machine Learning und KI sind die hier Grundlagen, um aufgrund der Daten neue Entscheidungen zu treffen, erklärte Wernet. „Solche Technologien sind nicht mehr wegzudenken.“

Stichwort Omnichannel: „Es geht am Ende immer um das Erlebnis“, so Klaric, „aber letztendlich ist es egal, wo das angefangen hat und wie es aussieht. Manchmal finden Kunden etwas im Laden, aber wollen es noch nicht gleich kaufen. Bei Payment geht es letztendlich darum, eine bessere Verzahnung zu schaffen, damit analoge und Online-Welt richtig gut passen.“ Der ganze Gesamtkontext ist sehr komplex, so Griesinger. In der Theorie funktioniert das, aber in der Praxis ist das allein wegen der großen Infrastruktur so schwierig. Und das größte Problem: Den Kunden interessiert das gar nicht so sehr, er will einfach seine Ware – das muss am Ende stimmen.

Credit: Helena Heilig

Der Checkout als das geringste Übel

Die Journey zwischen analoger und virtueller Welt zu gestalten, das ist der Königsweg. Der Checkout ist noch das „geringste Übel“ in dem ganzen Prozess, deshalb sollten gerade hier die Händler darauf achten, dass sie hier wirklich ihre Hausaufgaben machen und alles reibungslos bleibt. Am Ende ist das echte Detailarbeit, vor allem muss man sich auch alle Szenarien anschauen. Wurde beispielsweise der Kaufvorgang abgebrochen, kann dies ganz verschiedene Ursachen haben. 

Lifecycle-Management-Tools sind wichtig, betonte Krüger, und man will jeden dabei unterstützen, den Kaufprozess abzuschließen; Griesinger fügte noch an: „Es gibt kein One-fits-all. Ein Self-Checkout kann für Decathlon super sein, für Louis Vuitton wird das aber nichts sein.“ Und ein großes Problem: Man kann in einem Land etwas kaufen, aber nicht so leicht in einem anderen zurückgeben, weil die Steuern unterschiedlich sind. Customer Centricity ist hier aber das Stichwort, man muss möglich machen, was für den Kunden geht.  „Solange alles vom Kunden aus gedacht wird“, fasste Pütz zusammen, „kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.“

Tengo una suscripción – Subscription Payment: Navigating the Future of Recurring Payments

“Und ich dachte, das ist ein reines Nerdthema”, meinte Jochen Siegert während der Diskussion – aber keinesfalls, das ganze Publikum war sehr an dem Thema interessiert. Vor allem, was alles beim Thema Subscription Payment möglich ist – und welche Chancen und Herausforderungen es gibt. Darüber sprachen:

  • Julia Körffer-Höhne (Netflix)
  • Olga Lang (SIXT)

Die Moderation übernahm hier Jochen Siegert.

Credit: Helena Heilig

Verschiedene Subscription-Modelle

Die beiden Expertinnen auf der Bühne standen zwar beide für Subscription Payment, aber für jeweils ganz unterschiedliche Modelle: Bei SIXT geht es oft um sich ändernde Beträge, die durch zusätzliche Leistungen entstehen, bei Netflix ist das dagegen ein normalerweise immer gleichbleibender Betrag. „Die meisten Kunden bei Netflix zahlen mit PayPal und Lastschriftverfahren“, erklärte Körffer-Höhne. Die Zusammenarbeit mit Schemes ist hier wichtig. Wie sieht es mit der Zwei-Faktor-Verifizierung aus? Das erzeugt oft einen Dropout, der natürlich problematisch ist, so Lang. Die wechselnden Beträge sollten für die Kunden keine Überraschung sein, schließlich gehören die bei der Autovermietung dazu, deshalb muss hier alles transparent sein. 

Globaler Fraud

„Als Händler kann es painful sein, wenn wir von einer fehlgeschlagenen Transaktion erfahren, wenn der Kunde schon vorher gecancelt hat“, so Körffer-Höhne. Bei Autos ist das natürlich noch komplexer. Wie geht man hier damit um, wenn der Rechnungskauf fehlschlägt? Das händelt SIXT selbst in verschiedenen Abteilungen, ohne zusätzlichen Provider. 

Credit: Helena Heilig

International gibt es da noch weitere Themen, Cross-Boarder-Streaming zum Beispiel, wenn man in einem Land die Subscription abschließt, aber sie in einem anderen nutzt (weil dort das Abschließen teurer wäre). „Unsere Fraud-Abteilung reagiert darauf, beobachtet das Pattern oder schließt im Zweifel auch den Account“, erklärte Körffer-Höhne. In jedem Fall beobachtet die Fraud-Abteilung solche Fälle ganz genau.

Request-to-Pay als Modell

Wie sieht es mit Request-to-pay aus? Bei SIXT gibt es erst ein langsames Herantasten an das Thema, bei Netflix ist es ähnlich, hier sucht man noch nach den richtigen Partnern: „Wenn wir das hinkriegen, von allen Seiten, dann ist das eine große Chance.“ Recurring Payment muss übrigens nicht immer ein Abo-Modell sein, das ist Siegert noch wichtig, und deshalb eine neue Chance für viele aus der Branche.” Und ich dachte, das ist ein reines Nerdthema”, meinte Siegert zum Abschluss, aber keinesfalls: Die vielen Fragen aus dem Publikum haben gezeigt, dass es hier viel Interesse gab.

Regulación, ¿quién puede ver a través de ella? – Navigating the Regulations: From PSD2 to PSD3 and the Impact of Open Banking on Payment Industry

“Momentan muss man viele Brücken bauen, um die bisherigen Möglichkeiten zu verbinden”, fasste Dr. Susanne Grohé eine der Lösungen zusammen. Denn Regulierung ist ein zentrales Thema, nicht nur im Bereich Payment, aber in diesem Bereich gibt es eine besondere Komplexität der Vorschriften, ebenso wie die Schwierigkeit der technischen Anforderungen und der Datensicherheit sowie verschiedene Anforderungen der EU-Richtlinie. In diesem Panel diskutierten das folgende Expert:innen:

  • Dr. Susanne Grohé (Annerton)
  • Klaus Igel (Subsembly GmbH)
  • Dr. Vincent Haupert (YAXI)

André M. Bajorat war hier der Moderator.

Credit: Helena Heilig

Was kommt Neues?

Was nutzt man denn bisher? Das Whitelisting nutzen Haupert und Igel, aber vor allem Igel fand nichts wirklich Neues in der momentanen PSD2. Vieles ist dort eher ein „Nerd-Feature“, also etwas, das Menschen außerhalb der Branche nicht wirklich viel bringt. „In jedem Fall gibt es jetzt mehr Konkurrenz und einen Innovationsschub“, das zumindest sah Grohé hier deutlich.

Credit: Helena Heilig

Was wird jetzt wirklich Neues dazukommen? Fraud wird ein wichtiges Thema sein, aber auch Open Banking bzw. Open Finance. Igel erhofft sich viel mehr Vereinheitlichung. Wer sich heute beispielsweise ein Konto einrichten will, findet bei allen Banken unterschiedliche Modelle vor, deshalb würde Vereinheitlichung hier sehr helfen. 

Europäischer Brückenbau

Wird es also wirklich keine große Besserung geben – und eher eine Ausweitung auf andere Kontoarten? Für das Panel wirkt das momentan so. Die Standardisierung der Schnittstellen ist immer wieder ein zentrales Thema, allerdings gibt es, wie Haupert hervorhob, kein standardisiertes Verfahren zur Sicherheit.

„Gerade gibt es aus politischer Sicht einen starken Druck“, so Grohè, „die Europäische Union will wirklich etwas vorantreiben.“ Stablecoins und tokenisiertes Geld spielen hier auch eine große Rolle und werden ebenso ein Teil der PSD3 sein müssen. „Das knirscht hier alles einfach“, betonte Grohé, „gleichzeitig will man die großen Player aus dem amerikanischen Markt eindämmen und betont die europäischen Möglichkeiten. Momentan muss man viele Brücken bauen, um die bisherigen Möglichkeiten zu verbinden.“

Credit: Helena Heilig

Neidfaktor Europa

„Die Use Cases bringen wenig, aber wir haben in der EU den Sonderfall, dass wir es überall umsetzen können“, hob Grohé hervor, „da beneiden uns sogar die Amerikaner darum, denn die müssen für jeden Bundesstaat einzeln eine Lizenz schaffen.“ Wie sieht es bei der PSD3 mit Bereichsausnahmen aus? Zu den Bereichsausnahmen gehören zum Beispiel die Handelsvertreterausnahme oder die Ausnahme für Limited Networks. Man erwartet da noch mehr Standardisierung und Vorgaben für die nationalen Behörden – aber eine komplette Harmonisierung? Die klingt zwar gut, aber die wird es ziemlich sicher nicht geben.

¿Revolución en la movilidad?- It’s all about Mobility Payments Solutions:Automotive, Mobility und InCar Commerce

“Wir machen, was der Markt möchte und passen uns da an. Für uns ist wichtig, dass die Kunden bekommen, was sie brauchen – und das unterscheidet sich stark”, so Sebastian Hager. Sorgt Payment in der Mobilitätsbranche also für eine neue Revolution? Darüber diskutierten diese Expert:innen:

  • Tobias Hödtke (Senacor)
  • Sebastian Hager (DKV Mobility)
  • Stefani Poßner (Mercedes Pay)
  • Jens Kohnen (Starfish)

Dieses Panel moderierte Reinhard Höll (McKinsey & Co).

Credit: Helena Heilig

Die Dynamik der Branche

Warum geht es hier um eine Revolution? Weil der Mobilitätsbereich sich verändert wie kein zweiter. Bei Mercedes Pay beispielsweise steht das Auto als Gesamtwerk im Mittelpunkt, deshalb muss alles stimmig sein. Die neuesten Autos können auch Parkplätze suchen und automatisch zahlen – alles ist also vernetzt. Digitalisierung ist auch bei Aspekten wie Nachhaltigkeit wichtig, betonte Hager, denn so kann man noch mehr erreichen.

Credit: Helena Heilig

„Man könnte zwar sagen, das ist alles Software, aber gerade in der Mobilitätsbranche ist noch mehr dabei“, so Hödtke. Hier gibt es viel Dynamik, und es passiert vor allem im Moment extrem viel. „Die Themen stehen an, das ist eine super spannende Zeit für Unternehmen, die für Netzwerke sorgen, wie unseres“, erklärte Kohnen. 

Payment, so komfortabel wie möglich

Die ganz große Revolution kommt noch, wenn die selbstfahrenden Autos kommen, kündigte Hödtke an. Und Hager erklärte: „Wir machen, was der Markt möchte und passen uns da an. Für uns ist wichtig, dass die Kunden bekommen, was sie brauchen – und das unterscheidet sich stark.“ Bei Mercedes Benz sei wichtig, dass die Kunden in diesem speziellen Ökosystem alles reibungslos nutzen können, natürlich auch das Bezahlen. Poßner erzählte daher von der Weltneuheit bei ihnen: „Bei uns kann man jetzt mit dem native In-Car-Payment auch mit dem Fingerabdruck zahlen.“ 

Am Ende muss der Markt zeigen, was er braucht und was die Kunden sich wünschen und wirklich verwenden. Wenn der Kunde am Ende doch noch einen Kaffee an der Tankstelle nach dem Tanken will, ist das In-Car-Payment doch nicht so sinnvoll. Davon abgesehen hält Poßner diese komfortable Art der Bezahlung für einen besonders bequemen Service von Mercedes, der vielen Kunden gefällt. Wie sieht es dann mit der Infrastruktur dafür aus? „Knackpunkte sind eher die Integrationsschnittstellen“, so Hödtke. Insgesamt können sich aber auch ganze Modelle verändern, wie in der Gaming-Branche: Früher hat man dort eine Playstation gekauft und dann die Spiele dafür – das hat sich völlig verändert, und so etwas kommt auch auf andere Branchen zu.

Credit: Helena Heilig

Die Zukunft der Shared Mobility

Die Schnittstellen sind auch hier ein Thema, aber dafür gibt es keine einheitliche Antwort: Einige Anbieter werden dann lieber eigene Lösungen suchen, andere werden eher Kooperationen in Betracht ziehen, vermutete das Panel. „Am Ende entscheidet der Kunde“, so Hödtke. Wie kommt dann aber Shared Mobility ins Spiel? Das ist natürlich beim Trend von mehr Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. „Die technische Basis ist hier aber auch gelegt“, erklärte Kohnen. Das ganze Thema ist natürlich sehr komplex, denn natürlich kann es vor allem helfen, neue Modelle zu finden. „Aber hier steht noch viel am Anfang“, so Hager, „gerade die Pandemie hat diese Branche stark zurückgeworfen. Trotzdem: hier muss und wird noch viel passieren.“ 

Die Revolution der Zukunft

Poßner prognostizierte für die Zukunft noch mehr Services – das Auto, das die Pizza bestellt? Für Hödtke wird es dann vor allem um das Thema selbstfahrende Autos gehen, das Thema Payment wird dann schon so einfach geworden sein wie heute auf dem Smartphone.

Credit: Helena Heilig

Alles ganz easy im Hintergrund, das sieht Kohnen kommen, aber nicht, dass „jeder Quatsch“ kommen muss. Stattdessen glaubt er an eher neue, sehr einzigartige Services, die ganz automatisch laufen werden.

Gerade wenn man von 2030 redet, dann ist das bereits die nahe Zukunft, nicht die ferne, wie Hager noch wichtig war zu betonen. Denn die neuen Modelle sind dann alle sicher sehr schön, aber es wird noch Millionen von alten Verbrennern in ganz Europa geben. „Wir brauchen auch dafür eine nachhaltige Lösung – und vor allem brauchen wir für alles andere auch eine Lösung.“ Die Revolution ist also noch nicht da – aber der Wille zu ihr sehr wohl!

El gran colapso – Meltdown – SVB und die Fintech/Startup Branche

„Kleiner Tipp: Ein bisschen paranoid sein hilft“, erklärte Rafael Otero angesichts der momentanen Krisenstimmung bei den Ereignissen rund um die Silicon Valley Bank. Denn gerade ist die Branche hier sehr in Aufruhr: Die Silicon Valley Bank war immer eine der größten Finanziers von Start-ups, aber gerade gab es hier eine riesige Lücke im Kapital. Die Folge: Vermögenswerte wurden beschlagnahmt, die Bank unter staatliche Kontrolle gestellt, Einlagen an eine neu gegründete Bank überwiesen. Was macht das mit dem Markt, und hat das auch für die deutsche Branche Auswirkungen? In diesem Panel wurden diese aktuellen Ereignisse noch mal rekapituliert, und zwar durch diese Panelist:innen:

  • Rafael Otero (Payment & Banking)
  • Miriam Wohlfarth (Payment & Banking)
  • Dr. Carsten Lösing (YPOG)
  • Romina Bungert (Centrifuge Network Foundation)

Die Moderation übernahm Kilian Thalhammer.

Credit: Helena Heilig

Eine Frage der Existenz

Was ist eigentlich passiert? „1983 gegründet, hat die Silicon Valley Bank sich schnell zur Hausbank im Silicon Valley gemausert“, erklärte Otero. „Und sie wurde zur 16-größten Bank – und dann gab es den großen Knall.“ Denn wie jede Bank nahm auch die Silicon Valley Bank das Geld ihrer Kunden, um es vernünftig anzulegen – leider war es aber nicht vernünftig genug. Denn da die Anlagen zu langfristig geplant waren, konnten sie nicht schnell genug ausgezahlt werden, was schließlich zu dem großen Kollaps geführt hat. 

Credit: Helena Heilig

Bungert hat das Problem hautnah mitbekommen. Auch wenn die Probleme absehbar waren, war sie am Ende über die Geschwindigkeit der Lösung überrascht: Als am Freitag alles kritisch wurde, wurde in den USA sofort an der Lösung gearbeitet, und nach dem Wochenende sah die Lage schon besser aus. Wohlfahrt erzählte, dass sie drei Wochen vorher noch das Geld auf ihr Konto bekommen hatte, aber viele andere haben das nicht mehr erhalten. „Das kann ja für einige auch zeitkritisch sein und die Existenz runterreißen.“ 

Maximales Stresslevel

In Deutschland hat das Problem nicht so viele betroffen, aber in den USA natürlich sehr wohl. Das bringt immer das Thema Risikomanagement auf – eine Schwachstelle vieler Startups, wie Wohlfahrt betonte. Gerade weil sie noch im Aufbau sind, kann man nicht gleich die Parallel-Lösung mitdenken und sich auch auf so einen Fall einstellen.

Auch Lösing hat die Krise miterlebt: „Das Stresslevel war enorm. Es wurde noch schnell versucht, die Gelder zu transferieren.“ Viele Lösungen wurden in kurzer Zeit erdacht, am Ende kamen einige trotzdem nicht mehr ans Geld. Freitag bis Sonntag waren kritische Tage für viele, dann kam die Lösung am Montag relativ schnell und überraschend. Und wenn das nicht so gekommen wäre? „Der Kollateralschaden wäre extrem gewesen, wenn der Staat nicht reingegangen wäre“, so Lösing. Viele Startups mit wichtigen Aufgaben wie der Krebsforschung hätten fürs Erste mit dem Arbeiten aufhören müssen, und das hätte zwar vorrangig die USA betroffen, hätte aber dann auch nach und nach auf andere Länder ausgestrahlt.

Das fallende Messer

Viele Banken sind jetzt ein bisschen eingeschüchtert, betonte Bungert. Niemand kann die Silicon Valley Bank als Ganzes kaufen, das hob Otero noch mal hervor. „Diese Bank zu kaufen ist ein fallendes Messer“, so Otero, „eigentlich kann man sie nur in die Insolvenz überführen.“ Noch kann man hoffen, dass der Verkauf der Loans etwas einbringt, aber hier kann man noch nicht genau sagen, was passieren wird. 

Was ist mit dem angelegten Geld? Otero betonte, dass das Geld auf viel zu lange Zeit hin angelegt ist, wobei Bungert entgegenhielt, dass Lehman hier schon etwas gekauft hat. Otero sah hier aber auch das Problem mit der Inflation, die viel entwerten wird – es ist am Ende ein Strukturproblem. Und am Ende, so Lösing, trifft das alle Banken. 

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Die Learnings

Die Silicon Valley Bank war eine Nische: „So etwas kann schnell zum Klumpenrisiko werden“, erklärte Otero. Dass die Technik mal nicht funktioniert, ist allen klar, aber niemand schaut darauf, was passiert, wenn die Bank nicht mehr funktioniert – das ist für die meisten unvorstellbar.

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Dabei sieht Otero das Hauptproblem darin, dass die Banken sich nicht breit genug aufstellen – andere Banken konnten überleben, obwohl sie den gleichen Fehler gemacht hatten, aber sie hatten immer noch Bereiche zum Ausweichen. „Kunden können sich einfach nicht mehr blind auf ihre Banken verlassen“, so Bungert, „wahrscheinlich muss am Ende mehr Self Custody stehen.“ 

Natürlich gibt es einen Vertrauensbruch, meinte Lösing, aber er sieht erst mal keinen echten Kollateralschaden. Wie kann es aber jetzt weitergehen? „Man muss die Lehre daraus ziehen, dass man sich immer breit aufstellen muss“, betonte Wohlfahrt. „Man muss resilienter werden, um die Krisen zu überleben – und man muss am Risikomanagement selbst arbeiten.“

Ein bisschen Paranoia hilft sehr

Kann man das alles verhindern? „Kleiner Tipp: Ein bisschen paranoid sein hilft“, empfahl Otero. „Bei einem Startup hat man genug zu tun, da will man sich nicht auch noch mit seiner Bank herumschlagen – man sollte sich da nicht zu sehr darauf verlassen, dass man immer richtig liegt.“ Stablecoins können helfen – oder sind die nicht auch ein Klumpenrisiko? Bungert empfahl decentralized Stablecoins, um genau das zu verhindern. Und das Ende vom Spiel? Das kann noch keiner genau absehen, aber das Panel hat gezeigt, dass sogar bei einer Bank ein wenig paranoides Misstrauen nicht schaden kann.

Por qué es importante la sostenibilidad – Sustainability in Payments & Banking

„Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht mehr – aber man muss sie strategisch denken“, das ist für die Expertin Miriam van Straelen die Grundlage von allem. Nachhaltigkeit ist DAS Buzzword schlechthin – aber allen ist klar, dass da ganz viel dahinter steckt, nicht zuletzt unser aller Zukunft. Wie also diese nachhaltige Zukunft gestalten? Was kann sie auch an Chancen bringen, wo muss man aufpassen? 

Nachhaltigkeit im Fokus

Van Straelen ist nicht nur Expertin für Nachhaltigkeit, ihr Herz schlägt auch für Payment, wie sie in ihrem Impuls erzählte. „Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht mehr – aber man muss sie strategisch denken“, betonte sie, auch in Hinsicht auf Payment. Wichtig sind dafür erst einmal die richtigen Informationen – wer weiß zum Beispiel, wie hoch die CO2-Emissionen des eigenen Unternehmens sind?

Credit: Helena Heilig

Schon die eigene Website kann da optimiert werden, denn natürlich muss man auch Maßnahmen ergreifen, um Emissionen zu reduzieren und dafür bestimmte Initiativen ergreifen. Last but not least steht jeder Einzelne ebenso dafür ein, daran mitzuarbeiten. 

Facts, Figures & Greenwashing

Zahlenmäßig sieht das Thema im Moment für die Branche so aus:

  • 53 Billionen Euro werden bis 2025 an klimabezogenen Investitionen erwartet (ein Drittel der weltweiten Investitionen)
  • 70% aller systemrelevanten Banken haben Pläne dafür formuliert
  • nur 49% aller deutscher Banken haben das in ihrer Strategie verankert
  • 40% aller führenden CIOs bei Banken sehen das als Top-3-Thema
Credit: Helena Heilig

Natürlich gibt es aber auch das Thema Greenwashing: „Man muss schon hingucken und es richtig machen“, betonte van Straelen, „Sonst kann das auch zum Vorwurf werden. Einfach irgendwas zahlen, um gut dazustehen, hilft da nicht – man muss sich vorher gründlich damit auseinandersetzen.“ 

Reaktion oder Disruption?

Interne Workshops sind ein guter erster Schritt, um die richtigen Themen für das Unternehmen zu finden, vor allem auch für den ersten Schritt. „Seid ihr reaktiv oder Disruptor im Markt?“, das ist für van Straelen eine der ersten wichtigen Fragen, die man sich stellen muss. „Wichtig ist: Stellt euch in jedem Fall für das Thema auf, denn hier werden viele Vorgaben auf euch zukommen.“

Verschiedene Bezahlarten sorgen auch für verschiedene Emissionsstärken – ein Thema, das viel zu selten in der ganzen Diskussion erwähnt wird. Bitcoin verursacht beispielsweise beim Zahlen mehr Emissionen als eine Zahlung von PayPal. Völlige Transparenz kann es aber nie geben, trotzdem ist ein Ansatzpunkt gerade bei diesem Thema so wichtig – schließlich wird jeden Tag millionenfach gezahlt. Alle mischen gerade mit, deshalb kann man sich noch nicht wirklich darauf verlassen, was gesagt wird – aber der Ansatz ist gegeben.

El futuro es ecológico- The future of payment is green?!

„Es ist eine Zeit des Changes, und deshalb muss man sich richtig aufstellen. Wenn man hier von den alten Geschäftsmodellen weggeht und sich neu erfindet, kann das auch viel beim eigenen Business-Modell helfen”, das betonte Therese Flämig. Win-Win also, und weil das Thema so wichtig ist, gab es hier auch noch nach dem Impuls ein ganzes Panel mit diesen Gästen:

  • Ferdinand Dabitz (Ivy)
  • Therese Flämig (selbstständig)
  • Dr. Mirko Kämpf (ecolytiq)
  • Laura Simonow (This Place)
  • Miriam van Straelen (Roland Berger)

Hier war Christina Cassala die Moderatorin.

Credit: Helena Heilig

Grünes Payment – gibt es das?

Was ist grünes Payment eigentlich? Cassala hat schon bei der Vorbereitung gemerkt, dass es hier viele Definitionen und Meinungen gibt. Gibt es überhaupt eine einzige Definition? Viele Leute im Publikum meinten, dass es Grünes Payment selbst (noch) gar nicht gibt – bisher fehlt sogar noch viel zu oft die Auseinandersetzung damit. Simonow berichtete dann von den Problemen, die This Place zu Anfang hatte, natürlich auch beim Payment. In der Beratung ist Flämig der Mindshift bei der ganzen Belegschaft wichtig, damit man wirklich begreift, was hinter allem steht. Payment ist oft allerdings noch kein Thema, einfach, weil sich viele dazu noch keine Gedanken machen. 

Die Transaktion im Fokus

“Das Thema hat auch in den letzten Jahren gelitten“, konstatierte van Straelen, „Weil viele Unternehmen den Blick darauf lenken mussten, überhaupt zu überleben.“ Dabitz berichtete davon, dass sie Win-Win-Situationen suchen: Man kann beispielsweise nachhaltig arbeiten, aber dabei auch etwas gewinnen. „Diese Transaktionen sind eine ganz besondere Aktion“, betonte Kämpf. „Aber dass man hier etwas bewegen kann, das wissen die meisten Menschen noch gar nicht – deshalb setzen wir genau hier an.“

Credit: Helena Heilig

Man kann hier eine Entscheidung treffen, dafür braucht es allerdings die richtigen Informationen, und die müssen die Menschen bekommen. „Wir wollen erst mal aufklären“, so Kämpf, „Je mehr Informationen wir geben, desto mehr wollen die Konsumenten wissen. Das hat wiederum Einfluss auf die Unternehmen, die dann mehr Informationen zur Verfügung stellen.“ Die Transaktion ist ein Vehikel, darauf setzt Kämpf in der eigenen Arbeit.

Zeit des Changes

Konsument oder Handel, wer ist wichtiger? Beide sind gefragt, van Straelen sah es auf jeden Fall als bedeutend an, dass der Kunde empowered wird, eben beispielsweise durch die passenden Informationen. „Unser Ziel ist, die Welt zu verändern – und dafür müssen wir unser Verhalten verändern“, so Kämpf. Alle Mitarbeiter:innen sind Entscheidungsträger:innen, und das führt am Ende zu einem ganzen Ökosystem, und jeder Fall ist dabei ganz einzigartig.

„In Zukunft kann es sich ein Unternehmen gar nicht mehr leisten, sich bei diesem Thema nicht aufzustellen“, erklärte Simonow. „Am Ende verbessert man nicht nur die Welt, sondern kann so auch ein Unternehmen gesund und resilient aufstellen.“ Es kommen außerdem immer mehr Regularien aus dieser Richtung. „Es ist eine Zeit des Changes“, erklärte Flämig, „und deshalb muss man sich richtig aufstellen. Wenn man hier von den alten Geschäftsmodellen weggeht und sich neu erfindet, kann das auch viel beim eigenen Business-Modell helfen.“

Wie kommt man zum Impact?

Das hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, denn immer mehr Menschen wollen einen Job mit Impact. Wer also hier etwas bieten kann, hat auch in Sachen Recruiting Vorteile. „Es ist eine Mindset-Frage: Was will man mit dem Unternehmen?“, so Simonow. Können denn die Kunden wirklich für einen Impact sorgen? Kämpf ist davon überzeugt, dass der Kunde eine starke Wirkung haben kann – wenn er denn die richtigen Informationen hat. „Bisher fehlen noch die Informationen, um die richtige Entscheidung zu treffen“, so Kämpf, „Die Anbieter müssen transparent werden. Wir brauchen ein neues Mindset und Wissen, aufbauend auf den richtigen Daten.“ 

Wissbegierige Kunden

Man muss Werte für das Unternehmen definieren, so Simonow: „Das ist ein langer und schwieriger Prozess, vor allem wenn man als Unternehmen neu auf dem Markt ist.“

Mit der Zeit wird es aber leichter, und es bringt jeder Marke ein besonderes Standing. Wie weit gehen die Fragen der Kunden? Simonow erzählte, dass die Kunden immer wissbegieriger werden. Der Trend geht ganz deutlich in diese Richtung, das betonte auch Dabitz. Wenn Firmen Nachhaltigkeit in ihr Core-Business aufnehmen, wird es für sie auf lange Sicht leichter. Wo kommt aber hier Payment mit rein? Beispielsweise, wenn man beim Kauf noch eine Nachhaltigkeitsentscheidung treffen kann oder gleich seine Investments so steuern kann. Statt unklarer Zertifikate will Kämpf echte Informationen darüber bieten.

Credit: Helena Heilig

Nachhaltige Äpfel aus Neuseeland

Messbarer Impact ist hier natürlich wichtig, wie Dabitz betonte. Gibt es schon etwas wie reines grünes Payment? Dafür fehlen noch die richtigen Daten, denn da muss man oft ganz viele Faktoren vergleichen. Der deutsche Apfel muss nicht zwingend nachhaltiger sein als der aus Neuseeland, wenn der regionale davor monatelang in einer Kühlkammer gelagert wurde. Genau diese Transparenz und Aufklärung über alles sind deshalb so wichtig. In jedem Fall benötigt man hier kontinuierliche Arbeit, eine gute Basis, die vom Unternehmen erstellt wird. Und genau diese Basis wird gerade erstellt, mit neuen Infos, Alternativen und Services. 

Eine neue Zukunft gestalten

„Der Kunde will auch entscheiden“, so van Straelen, „Aber wie, darauf gibt es noch keine Antworten.“ Es gibt momentan viel Trial and Error, viele unterschiedliche Wege – aber das Wichtigste ist, dass gerade etwas geschieht. Trotzdem ist alles noch am Anfang, deshalb ist ein Panel wie dieses so wichtig. „Im Endeffekt erschaffen wir damit eine neue Zukunft“, betonte Simonow. Nachhaltige Produkte müssen nicht automatisch teurer sein, wenn man jetzt die richtigen Weichen stellt – und das kann dann wirklich für eine neue Zukunft sorgen.

¿un universo mágico? Ist das Metaverse das gelobte Land oder die UX-Hölle für den E-Commerce?

„Das Metaverse ist gar nicht so anders, es ist nur der next step!“, so Dr. Abir Haddad. Im Moment hat das Metaverse ein großes Problem: Das Metaverse ist da, aber (noch) geht niemand hin. Was wäre denn hier alles möglich, vor allem für Payment? Und vor allem: Lohnt es sich, hier wirklich mal den Anfang in seinen Aktionen zu machen? Dazu sprachen Expert:innen aus ganz unterschiedlichen Bereichen in diesem Panel:

  • Robin Kocaurek (Jumpy Bit)
  • Miriam Wohlfarth (Payment & Banking)
  • Dr. Abir Haddad (Institute for Legal Transformation)
  • Prof. Julia Finkeissen (Vioventi Art)

Sebastian Diego Zelada Ocampo war hier der Moderator.

Credit: Helena Heilig

Das sagenumwobene Metaverse

Das Metaverse, dieser sagenumwobene Ort – was ist das Metaverse überhaupt? Finkeissen erinnerte erst einmal an den Beginn des Internets zurück, als es anfangs eher zur Informationssuche genutzt wurde, bevor immer mehr Services dazu kamen. Das Metaverse erweitert jetzt einfach den Raum des Internets, sodass man direkt in diese virtuelle Welt gehen kann. „Überall, wo etwas durch das Internet gesteuert wird, wie autonomes Fahren, sind wir bereits an der Schwelle zum Metaverse“, so Finkeissen, „der Schritt zwischen diesen Welten wird zunehmend leichter.“ Haddid sieht einen der wichtigsten Punkte in der dezentralisierten Form, in der die Daten gespeichert werden. Regulatorisch kommen so natürlich ganz neue Themen auf alle zu.

The next step

Credit: Helena Heilig

Wohlfahrt beschrieb das Metaverse einfach als andere Form des Internets – aber als viel spannendere Form. Kocaurek erklärte, dass man das ebenso wenig klar definieren kann wie beispielsweise die Cloud, aber auch die ist für uns inzwischen allgegenwärtig. Viele Unternehmen hoffen zum Beispiel auf neue Arten der Zusammenarbeit und Meetings. Haddad ist wichtig, dass man ganz einfach ins Metaverse gehen kann, ohne komplizierte Virtual-Reality-Brillen oder ähnliches. Schon jetzt kann man viel dort machen, sie empfahl, das einfach auszuprobieren: „Das Metaverse ist gar nicht so anders, es ist nur der next step!“ 

Gamechanger Metaverse?

Wie kann die Zukunft hier aussehen, vor allem im Bereich Handel? „Momentan gibt es zwei Handelswelten, einmal physisch, einmal im Internet“, so Finkeissen. „Wer etwas im stationären Handel nicht bekommt, kann es bestellen. Umgekehrt kann man die Kleidung online nicht probieren.“ Im Metaverse kann man aber vieles verbinden: Kleidung dort anprobieren und sich sogar von außen sehen, das hilft viel – auch gegen dann hoffentlich nicht mehr nötiges Zurückschicken der bestellten Kleidung. 

IKEA ist beispielsweise schon sehr weit, berichtete Kocaurek, indem man mit Augmented Reality noch eine zweite Informationsebene über die reale Welt legt. Darin sieht er aber noch keine Metaverse-Ebene, denn hier fehlen die Connectivity, die persistente Welt und der Austausch. Für den Handel ist genau diese Weiterentwicklung wichtig, als die Disruption des Ganzen. Wohlfahrt sieht hier die Chance, dass, wenn man mit einer guten Customer Journey und den richtigen Rabatten arbeitet, das ein echter Gamechanger werden kann.  

Goldgräberstimmung im Metaverse

Gerade Payment kann hier auch eine Erleichterung sein, denn je leichter man auch im Metaverse zahlen kann, desto geringer ist die Hemmschwelle. Viele Dinge wurden für eine Nische gehalten, wie das Internet selbst. „Die nächste Generation ist schon längst im Metaverse“, betonte Finkeissen. „Die werden gerade erwachsen, da muss man mithalten. Noch kann man sich ausprobieren im Metaverse, zu noch geringen Kosten, ohne viel Druck. Wenn das Metaverse schließlich wirklich kommt, kann man dann leichter dabei sein.“ Der erste Schritt ist wichtig, dann kann man sich auch eine Strategie ausdenken. 

Es gibt viele Kopien aus der echten Welt, die in die virtuelle Welt kommen, wie Werbung beim Race-Game – aber diese Form der Werbung kann auch leicht getrackt werden, anders als die der realen Welt, erklärte Kocaurek. Das lohnt sich auch, denn die Gamer verbringen viel Zeit dort, allerdings sieht das in Sachen Metaverse noch anders aus. „Noch herrscht eher wenig Goldgräberstimmung“, so Kocaurek, „aber der Zug der User hin zu dieser Welt wird kommen. Noch ist es aber anstrengend, weil viel im Metaverse noch nicht richtig funktioniert, und es ist noch viel zu wenig dort los.“ 

Credit: Helena Heilig

Eine Welt voller neuer Use Cases

Auch im Metaverse gilt die Regulatorik der normalen Welt, genauso wie meisten Gesetze dort genauso gelten. Wie sieht es mit neuen Kunstformen wie NFTs aus? „Viele Künstler haben noch nicht verstanden, dass sie etwas verpassen, wenn sie ihre Kunst nicht auch als NTFs verkaufen“, so Finkeissen. Für den Kunstmarkt ist das besonders interessant, weil man dadurch beispielsweise Fälschungen ausschließen kann. Man kann das jeweilige Kunstwerk aber auch weltweit anbieten, der Smart Contract sorgt dazu für die langjährige Verwertung: „Es ist eine Befreiung der Künstler.“ 

Wie viele Menschen sind denn schon im Metaverse? Bisher sind es wohl nur etwa 200.000 Menschen, angeblich wollen nicht mal die Mitarbeiter von Metaverse richtig dabei sein. Bis zu 40.000 tägliche Nutzer gibt es, aber da ist viel Luft nach oben, vor allem in Hinsicht auf die zukünftigen Generationen. Bereiche wie Wissensvermittlung, Recruiting, Präsentation von Waren, das ist bereits vorhanden, und es sind noch viele neue Use Cases möglich. Es ist in jedem Fall eine Chance für den E-Commerce, die aber noch viel Gestaltung braucht. Aber das Metaverse bietet eine Chance – man muss nur mal hin!

Bleibt in Verbindung!

Die Payment Exchange hat wieder viele Menschen zusammengeführt, in Gesprächen, mit neuen Ideen, bei einer guten Margarita. Und mal wieder gezeigt, wie vielfältig die Branche ist – und dass wirklich immer etwas passiert.

Dass wir diese Veranstaltung überhaupt in diesen schwierigen Zeiten machen können, ist nicht selbstverständlich. Das geht nur aufgrund wunderbaren Menschen und Unternehmen, die uns unterstützen und uns ihr Vertrauen schenken. Das wissen wir sehr zu schätzen und möchten uns an dieser Stelle von Herzen bei unseren Sponsoren und Partnern bedanken.

Credit: Helena Heilig

Auch eine Fiesta geht mal vorbei – die Veranstaltungen von Payment & Banking gehen aber natürlich weiter: Was genau da alles geboten werden wird, wird noch nicht verraten – aber wer Payment & Banking kennt, der weiß, dass es sicher wieder eine einzigartige Veranstaltung werden wird. Hasta Pronto – wir sehen uns im März! Hasta pronto – wir sehen uns spätestens auf der Banking Exchange 2023!

  • Die BEXtravaganza wird am 1. und 2. Juni in Frankfurt stattfinden
  • The Fintech Triple folgt am 21. bis 23. November (Fintech des Jahres, TRX und CryptX)
Die „BEXtravaganza“ findet am 1. & 2. Juni in Frankfurt statt

Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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