PEX 2025: Der zweite Tag hier zum Nachlesen

Treffpunkt Berlin: Zum neunten Mal fand die Payment Exchange statt, dieses Mal direkt neben dem Kanzleramt. Alles, was wichtig war, hier nochmal zusammengefasst.

Wo ist das Geld noch sicher?

Und zum großen Finale geht es noch um Kundengeldsicherung. Für Zahlungs- und E-Geld-Institute ein Dauerthema. Auch weil nur wenige Banken zum Beispiel überhaupt noch Treuhandkonten anbieten. „Es ist für viele nicht unbedingt ein attraktives Geschäft“, berichtet Sven Johannesmeier von BNP Paribas. Sein Haus bietet die Konten noch an.

Gerade im E-Commerce machen die Vorgaben immer wieder Ärger, wie auch Lea Maria Siering von Zalando Payments weiß. Grundsätzlich habe gerade der Sektor das Problem, dass die Umsätze stark schwanken können. „Weihnachten, Cyberweek und Co. ragen schon sehr raus“, sagt sie. Auch kurze Fristen, in denen Geldbeträge auf den Sicherungskonten liegen müssen nerven.

Aus einer besseren Welt kann da Marko Karjak von Ellex Raida berichten. Der Este weiß, wie es einfacher geht. In dem baltischen Land sind die Vorgaben lockerer, sowohl was die Fristen als auch die Art der Sicherheiten angeht. „Viele Firmen arbeiten aus Estland in vielen verschiedenen skandinavischen Ländern, da ist die Komplexität noch höher“, berichtet er.

Hoffnung setzen die Panelisten auf eine Gesetzesnovelle, die sie etwas Näher ans estnische Modell bringt. „Aber die muss eben auch erstmal so kommen“, dämpft Siering die Erwartungen.

Payment ja, aber bitte umsonst

Natürlich darf auch das Thema Regulierungen dieses Jahr nicht fehlen. PSD3, FIDA, DORA, AI Act… Gerade die europäischen Behörden haben sich zuletzt mit Vorhaben quasi überschlagen. Ist all das zu viel?

„Manche Sachen sind einfacher zu verdauen als andere“, sagt Kati Meister von Unzer. PSD2 etwa sei essenziell gewesen, um ein Level Playing Field hierzulande zu schaffen. „Aber aktuell ist es schon sehr viel“, beklagt sie: „Und wir werden damit etwas alleingelassen.“

Auch Matthäus Jamroz von Trustly beklagt eine Überregulierung in Europa. „Payment ist eigentlich Commodity und sollte gar nichts kosten“, meint er. Aber auch aufgrund der vielen Regulierung sei das in Europa aktuell nicht so.

Dass es ganz ohne nicht geht, sehen alle Panel-Teilnehmer so. „Aber feste Spielregeln haben wir jetzt schon“, sagt Anja Schäfer vom DSGV. Deswegen sei jetzt mal eine Regulierungspause wünschenswert, um gemeinsam weiterzuarbeiten.

(Fotos: Helena Heilig Photography)

Endlich die Kunden besser kennenlernen

Nun haben wir zum Abschluss noch einen Block mit, sagen wir mal vorsichtig, eher technischen Themen. Vorneweg gibt zunächst Philipp Angermann eine Keynote, Thema ist Merchant Onboarding. Das ist ein Dauerärgernis für Finanzdienstleister hierzulande. Angermanns Arbeitgeber Signicat hat dafür aber eine Lösung, die es deutlich einfacher machen soll. „Das wirkt wie Magie, ist im Wesentlichen aber eine Mischung aus No-Code & Automatisierung“, erklärt er. Das wichtigste sei, große Datenmengen, auch von externen Providern, zu nutzen. „Entsprechende Marktplätze bieten wir an.“ Na dann, alle mal auf zu Signicat.

Innovationen im Geheimen

Wer an Neuerungen im Bereich Payment denkt, der denkt als erstes wohl an die Fintechs dieser Welt oder an US-amerikanische Tech-Unternehmen. Dabei passiere auch viel in der Welt der Banken, ist Andrea Meier überzeugt. Die etablierten Häuser seien allerdings leiser unterwegs als Fintechs und Neobanken. Klar, als Abteilungsleiterin für Lösungs- und Transactionmanagement muss Meier so etwas sagen. Aber auch die anderen Teilnehmer:innen der Diskussionsrunde zur Innovation bei Banken auf der PEX 2025 stimmten ihr zu.

In der Tat passiere bei Banken viel, stellt Open-Banking-Expertin Nicola Breyer fest, zumindest bei größeren Privatbanken. Nur sei die Aufgabe für etablierte Häuser ungleich größer. Allein alles in eine Cloud zu hieven, koste die Unterhemen viel Aufwand. Bei Banken gebe es schon viele kompetente Menschen, es sei viel mehr die Organisationsstruktur, die sie ausbremse.

Michael Hülsiggensen, bei SurePay für die DACH-Region zuständig übt vor allem Kritik an den Verbänden, die Innovationen ausbremsen würden. Das gelte zum Beispiel für das Thema Verification of Payee. Alle drei großen Bankverbände in Deutschland hätten gegen das System am Anfang geschimpft, sagt er. Und dann zögerten natürlich auch Banken. Dabei liege der Vorteil dieses Systems auf der Hand: „Wir vermindern den Rechnungsbetrug um über 50 Prozent“, so Hülsiggensen. Und auch die Anzahl fehlgeleiteter Zahlungen lasse sich so reduzieren. Vielleicht ist ja alles nur eine Frage des Mindset.

Spiel mir das Lied von der Shopping-KI

Na, das geht doch mal wild los. Das Panel zum Potenzial von KI im Zahlungsverkehr wird erstmal musikalisch eröffnet. Experte Nicolas Allebrodt hat dazu die KI ein Lied erstellen lassen. Und so viel muss man da einfach mal festhalten: Es klingt definitiv nicht schlechter als so mancher Titel der deutschen Pop-Musik.

Nun zum Inhaltlichen, denn auch dort geht es wild weiter. Während Allebrodt eine Zukunft zeichnet, in dem die KI beauftragt wird, Produkte wie weiße Sneaker zu kaufen und darin eine große Herausforderungen für Händler sieht, hält Felix Jahn, Managing Director bei P&C, dagegen. Er glaube nicht, dass dahinter ein großes Multiple für Modehändler steckt. KI sei dann gut, wenn sie repetitive Prozesse vereinfachen kann, sagt er. „Wir sehen bei der Nutzung der Zahlungsarten über die Jahre kaum Veränderungen“, merkt er an. Jahn ist zwar vom Einsatz von KI überzeugt, aber nicht unbedingt im Payment-Bereich. Kund:innen wollten ein Shopping-Erlebnis bei Anziehsachen, sagt er. Und deshalb würden sie in Zukunft weiter einkaufen wollen, wie bisher.

Einen Vorteil von KI im Payment sehen die Experten auf der Bühne aber doch: Wird mittels einer Künstlichen Intelligenz eingekauft, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Kauf beim Checkout doch noch mal abgebrochen wird. Immerhin einen kleinen gemeinsamen Nenner haben sie dann doch noch gefunden.

Paralleluniversen lösen Skepsis aus

Bereits zum ersten Panel ist es sehr voll. Aber das hat auch einen sehr guten Grund, denn eines der ganz heißen Themen wird jetzt auf die Bühne gebracht: Der digitale Euro. Bereits gestern wurde er immer wieder angeschnitten, aber jetzt sind die Fachleute da. Heike Winter von der Bundesbank erklärt, warum die EZB das Projekt überhaupt für nötig erachtet: „Die Banken haben es jahrzehntelang nicht hinbekommen, ein europäisches Zahlungssystem zu schaffen, das machen wir jetzt.“

Patrik Pohl von der Deutschen Bank sieht das naturgemäß ein wenig anders, verweist auf Projekte wie Wero, „das ist ja im Prinzip der gleiche Use Case“. Grundsätzlich stellt er infrage, dass es für den digitalen Euro viele Anwendungsfälle geben wird. „Was haben zum Beispiel Händler davon?“

Nicht viel, wie Thomas Ficht, bei Douglas tätig und so was wie der Vertreter des Handels in dieser Runde, bestätigt: „Wir wollen morgen einen Lippenstift mehr verkaufen als heute.“ Wie der Kunde diesen bezahle, das sei dem Händler egal. Auch der Ökonom Peter Bofinger ist zumindest in Teilen skeptisch. „Wenn wir ein souveränes europäisches Zahlungssystem haben wollen, dann gut“, sagt er: „Aber warum dann dieses Paralleluniversum mit Eurokonten einführen, die voraussichtlich sowieso keiner nutzt?“

So richtig viel Begeisterung lösen die EZB-Pläne also bisher nicht aus. Aber es dauert ja auch noch, bis die EZB überhaupt die Testphase abgeschlossen hat.

Und weiter geht’s

Der erste Tag war ereignisreich und lang, der eine oder andere wirkt hier auch noch etwas angeschlagen. Aber hilft ja alles nichts, wir müssen und wollen auch wieder loslegen. Nach dem ersten Kaffee sieht die Welt auch schon wieder anders aus.

Autoren

  • Jan Schulte ist freier Journalist und Mitgründer des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt unter anderem für den Tagesspiegel Background Sustainable Finance, die ZEIT und die WirtschaftsWoche. An der Finanzbranche fasziniert ihn, dass inzwischen jeder angeblich Nachhaltigkeit schon immer in seiner DNA stehen hatte.

  • Lars-Thorben Niggehoff ist freier Journalist und Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei. Er schreibt über Finanzthemen, Mittelstand und den Immobilienmarkt, neben Payment & Banking unter anderem auch für Brand Eins, Capital, Welt und Wirtschaftswoche.

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