Unser Monatsrückblick im Februar
In der Fintech-Welt wird es nie langweilig. Es wird gegründet, investiert und neue Produkte werden auf den Markt gebracht. Da fällt es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. Wir übernehmen das und fassen die wichtigsten Meldungen des zurückliegenden Monats in einem kompakten Überblick zusammen. Hier also unsere News Schau für den Februar.
Monatsrückblick Februar
Revolut steigt zum wertvollsten Fintech in Europa auf
Die stolze Summe von 500 Millionen Dollar an frischem Kapital hat die britische Neo-Bank Revolut eingesammelt. Die aktuelle Investitionsrunde wurde von der im Silicon Valley ansässigen Risikokapitalgesellschaft TCV geleitet – einem frühen Investor in Unternehmen wie Facebook und Netflix – und von den bestehenden Investoren. Obwohl die britische Digitalbank noch immer Verluste macht, ist sie mit einer aktuellen Bewertung von 5,5 Milliarden Dollar das teuerste Fintech in Europa – gleichauf mit dem schwedischen Wettbewerber Klarna und Monzo. N26 dürften diese Zahlen nicht gefallen: Die deutsche Neobank wurde bei der letzten Finanzierungsrunde vergangenes Jahr mit 3,5 Milliarden Dollar bewertet.
- https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/smartphone-bank-wie-nikolay-storonsky-revolut-zum-wertvollsten-fintech-europas-gemacht-hat/25509540.html?ticket=ST-614876-1cSjQsqTED4fiPeqodA2-ap5
- https://www.faz.net/aktuell/finanzen/digitalbank-revolut-wird-teuerstes-fintech-europas-16651322.html
N26 sagt „bye bye“ zu Großbritannien
Während das britische Revolut nun im Geld schwimmt, zieht sich die deutsche Digitalbank N26 parallel aus dem Königreich zurück. Im vergangenen Jahr hieß es, das Unternehmen gewinne täglich etwa 1000 britische Kunden hinzu. Eigenen Aussagen zufolge geschehe der Rückzug von der Insel als Folge des Brexits, denn die Berliner Onlinebank verfügt über eine europäische Lizenz und darf seine Geschäfte ab jetzt in Großbritannien nicht weiterführen. „In Großbritannien beobachten wir – wie alle anderen Unternehmen – gespannt den Brexit und bewerten laufend, welche Implikationen dieser auf die Bankenwelt haben wird.” Parallel dazu geht Revolut künftig gemeinsam dem offenen Banken-API-Anbieter TrueLayer zusammen, um seine App um Funktionen zur Bankkonto-Aggregation zu erweitern.
- https://de.reuters.com/article/deutschland-n26-idDEKBN1ZN0GP
- https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/n26-zieht-sich-aus-grossbritannien-zurueck-a-a8442f8c-b3f2-4572-81cf-82eee6158d29
- TrueLayer: https://techcrunch.com/2020/02/10/revolut-truelayer/
Holvi sagt „hello“ zu Großbritannien
Und noch einmal Großbritannien: Holvi, der digitale Banking-Service für Selbstständige expandiert auf die Insel und will somit sein Wachstum in Europa voranbringen.„Das Vereinigte Königreich ist einer der wichtigsten Märkte für Fintechs und seit jeher als Nation der Selbstständigen bekannt“, sagt Holvi-Gründer Antti-Jussi Suominen.
via Pressemitteilung
ING führt Kontoführungsgebühr ein
Irgendwann musste es so weit sein, nun macht die ING den Anfang und führt Kontoführungsgebühren ein. Zum 1. Mai 2020 führt Deutschlands größte Direktbank eine monatliche Kontoführungsgebühr von 4,90 Euro im Monat ein. Die „positive“ Nachricht daran – es soll nicht alle Kontoinhaber treffen, sondern nur für jene, die künftig weniger als 700 Euro Geldeingang pro Monat vorweisen können. „Unsere Strategie ist, die Kunden zu bewegen, Hausbankkunden zu werden“, sagt ING-Diba-Vorstandschef Nick Jue.
Geld dür die DHB
Das Family Office „Reimann Investors“ pumpt laut Recherchen von „finanz-szene“ 15 Millionen Euro in die auf die in Finanzierung junger Unternehmen ausgelegte Deutsche Handelsbank (DHB).
Ready2order aus Wien bekommt Geld
Reimann Investors investiert quasi zeitgleich gemeinsam mit dem österreichischen Kapitalgeber Speedinvest sowie der Fintech Growth Fund Europe, Uniqa Ventures und Elevator Ventures in das aus Wien stammende ready2order rund um die Gründer Christoph Zhu, Christopher Fuchs und Markus Bernhart. In Österreich und Deutschland konnte die 2015 gegründete Firma bisher tausende Kunden für seine Cloud-basierte Kassenlösung gewinnen. Das Unternehmen bietet Technologien für den Poin of Sale in der Gastronomie-, Einzelhandels- und Dienstleistungsbranche an.
Fino beteiligt sich an anybill
Passend dazu beteiligt sich das Kasseler FinTech-Unternehmen fino an der techreach GmbH fort, das mit anybill eine App für digitale Kassenzettel entwickelt hat.
Berliner Sparkassen legen Fond für Fintechs auf
Die Berliner Volksbank und ein paar kleinere Genossenschaftsbanken haben einen Fonds in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro aufgelegt. Der Fokus soll auf Fintechs und Proptechs liegen. Der Wagniskapitalfond läuft künftig unter dem Namen VR Ventures und wird von Timo Fleig geleitet.
Aus für Yomo
Die Betreiber, namentlich die Sparkassen, der Smartphone-Banking App Yomo., haben einen Schluss-Strich gezogen verabschieden sich von ihrem Vorhaben, die Smartphone-App „Yomo“ als Extrakonto anzubieten. Vier Jahre hatten die deutschen Sparkassen versucht, mit einer Alternative zu Digitalbanken nach N26 Vorbild eine jüngere Klientel zu erreichen.
Zusammenschluss von Worldline und Ingenico
Die französischen Wirecard-Rivalen Worldline und Ingenico schließen sich zusammen. Ingenico wird durch die Transaktion mit 7,8 Milliarden Euro bewertet. Mit der Übernahme entsteht nach eigenen Angaben die weltweite Nummer vier im Bereich der Zahlungsdienstleistungen mit rund 20.000 Mitarbeitern in etwa 50 Ländern mit Präsenz vor Ort. Nach dem Abschluss der Transaktion will die neue kombinierte Gruppe fast einer Million Händlern und 1.200 Finanzinstituten Zahlungsdienstleistungen anbieten.
Management Buy-out bei Traxpay
Payment & Banking Mit-Initiator und im richtigen Leben CFO des Frankfurter Trade-Finance-Fintech Traxpay hat gemeinsam mit Markus Rupprecht, Sven Weissmann und Thomas Fuhrmann einen Management-Buy-Out vollzogen. Bisherige Investoren wie die Commerzbank, die Software AG oder Earlybird nun nicht mehr an Traxpay beteiligt. Drei Family Offices hätten den Deal mitfinanziert, heißt es in dem Bericht von finanz-szene weiter.
Yunar ist Geschichte
Die Deutsche Bank will aus Geldmangel ihr Prestigeprojekt Yunar beenden, schreibt der „Spiegel“ in seiner Printausgabe. Die App sollte ursprünglich zur virtuellen Geldbörse ausgebaut werden, um Fintech-Rivalen etwas entgegenzusetzen. Dafür wäre nun aber frisches Geld nötig.
- „Spiegel“ 07/2020, S. 61 (Paid)
- https://www.turi2.de/aktuell/die-deutsche-bank-will-ihr-fintech-projekt-yunar-verkaufen/
Klarna dringt nach Australien vor
Bislang ist der deutschsprachige Markt für Klarna von größter Bedeutung und legt aber zusätzlich einen Fokus auf die USA. Unlängst wurde bekannt, dass die Schweden nun auch nach in neue Märkte, wie beispielsweise Australien und Neuseeland, vordringen wollen. Im 15. Geschäftsjahr hat die Firma nun erstmals einen Verlust in Höhe von 85 Millionen Euro verbucht. Die Gründe, so das Unternehmen, sind vielfach.
- https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/klarna-launches-in-australia-8450008
- https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/schwedischer-finanzdienstleister-das-von-snoop-dogg-unterstuetzte-fintech-klarna-macht-erstmals-verlust/25585448.html
Receeve bekommt Geldspritze
Das Hamburger Fintech Receeve hat von Mangrove Capital Partners und Speedinvest vier Millionen Euro erhalten, um die europäische Schuldendienstbranche digital umzuwandeln. Diese Runde findet innerhalb eines Jahres nach einer Pre-Seed-Finanzierung statt, die eine Million Euro von Seedcamp und anderen Angel-Investoren einbrachte. Receeve wurde 2019 von zwei ehemaligen amerikanischen VCs gegründet und bietet eine digitale Schuldendienstplattform, die veraltete Prozesse ersetzt.
Kein Interesse mehr an Apples Schnittstelle
Nach zähem Ringen um die Zugriffsrechte auf Apples Schnittstelle zu bekommen, machte der Bundestag den Weg zum Jahresanfang frei. Und nun das! Nach Recherchen von Finance FWD haben die Banken das Interesse an der NFC-Schnittstelle verloren, und Ideen für eigene Bezahlangebote fallen gelassen haben.
Immer stärkeres Interesse an Fintechs
Laut des „2. FinTech Kooperationsradar“ von PwC haben sich im Zeitraum zwischen Januar und Juli 2019 hiesige Banken in 36 Fällen an FinTechs direkt beteiligt – Rekord! „Speziell bei den Banken sieht es so aus, als würden sie insgesamt weniger neue Kooperationen mit FinTechs eingehen als noch in den beiden vergangenen Jahren. Aber wenn sie sich zu einer Zusammenarbeit entschließen, dann offenbar mit deutlich größerer Konsequenz“, sagt Leader Fintech bei PwC Deutschland Sven Meyer. Er hält diese Entwicklung „für ein starkes Signal“. Mit insgesamt 693 Fällen sind Banken der eindeutig wichtigste Kooperationspartner von Finanz-Startups hierzulande; Versicherer kommen mit 354 Fällen deutlich dahinter. An dritter Stelle stehen Medienunternehmen mit 127 FinTech-Kooperationen.
Velvon startet nun doch nicht in Deutschland
Das Expansionsprojekt Velvon des tschechischen Finanzinstituts Home Credit ist abgebrochen und vollständig eingestellt worden, berichtet das „Handelsblatt“. Die Investitionen für den geplanten Markteintritt in Deutschland seien bereits abgeschrieben. Der Antrag auf eine deutsche Banklizenz sei zurückgezogen. Dabei war das Projekt noch im vergangenen Oktober vollmundig angekündigt worden. Sogar von einer eigenen BaFin-Lizenz war die Rede. Home Credit werde sich stärker auf die aufstrebenden Märkte in Asien konzentrieren.
Lending Club kauft sich eine Bank
Das Fintech-Unternehmen Lending Club übernimmt die Radius Bank für 185 Millionen US-Dollar.
Qplix bekommt Geld von der Deutschen Bank
Die Deutsche Bank investiert in das Münchner Wealth-Management-Startup Qplix. Das 2012 von Philipp Pötzl und Kai Linde gegründete Fintech entwickelt eine Software zur Analyse unterschiedlichster Asset-Formen – von Aktien über Anleihen bis hin zu Immobilien. Zielgruppe der B2B-Jungfirma sind Family Offices. Die Deutsche Bank hält nun 18 % der Qplix-Anteile.
Iwoca um 100 Mio. Euro reicher
Der Fintech-Kreditgeber für Kleinunternehmen iwoca erhält 100 Millionen Euro von Insight Investment. Mit dem Geld soll das Wachstum in Deutschland beschleunigt werden. Angaben nach hat das deutsch-britische Unternehmen rund um die Gründer James Dear und Chistoph Rieche bereits über eine Milliarde Euro an Darlehen an Kleinunternehmen vor allem in Großbritannien und Deutschland vergeben. Iwoca kündigte, sein Team in Frankfurt auf 100 Mitarbeiter zu verdoppeln. Der Großteil der etwa 320 Mitarbeiter sitzt bislang in London.
FinanceFWD vermutet mit diesem Investment ein Testballon von Insight. Es wäre nicht der erste.
- https://financefwd.com/de/iwoca-kmu-kredite/
- https://thefintechtimes.com/iwoca-and-insight-investment-partner-to-provide-e-100m-to-german-small-businesses/
B-Social stockt auf
B-Social wurde im Februar letzten Jahres eingeführt und existiert derzeit als „Social Finance“-App mit begleitender Debit-Mastercard. Sie ermöglicht es den Benutzern, Einkäufe zu tätigen, Ausgaben mit Freunden und Familie zu teilen. Nun gibt das Unternehmen bekannt, dass es weitere 7,8 Millionen Pfund in Form von Startfinanzierung aufgebracht hat, darunter Rudy Karsan von Karlani Capital. Das aufgebrachte Kapital erhöht sich mit der letzten Kapitalspritze auf insgesamt 13,25 Millionen Pfund.
Personalia:
Mit Michael Miebach rückt erstmals ein Deutscher an die Spitze von Mastercard. Ab März soll er zunächst die Bereiche Verkauf, Marketing, Services und Technologie verantworten, ehe Er zum 1. Januar 2021 den bisherigen Konzernchef Ajay Banga ablöst, der seit zehn Jahren den Visa-Konkurrenten führt. Bisher ist Miebach, der 2010 von Barclays zu Mastercard kam, Produktvorstand. Bevor Miebach in den Mastercard-Vorstand aufrückte, führte er bereits die Geschäfte in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika.
via Pressemitteilung
Der digitale Kreditmarktplatz CrossLend setzt seine europäische Expansion weiter fort und eröffnet ein Büro in Wien. Den Eintritt in den österreichischen Markt wird Ingo Rieger als Country Head verantworten, der neu zum Unternehmen gekommen ist und über 20 Jahre Erfahrung im Investmentbanking verfügt. Rieger kommt von der Infrastrukturbank Kommunalkredit Austria.
via Pressemitteilung
Tobias Wenhart wechselt von der Hiscox SA zur Finanzchef24 GmbH und verstärkt ab Februar die Geschäftsführung. Gemeinsam mit Benjamin Papo soll die führende Position von Finanzchef24 als Anbieter digitaler Versicherungslösungen für Gewerbekunden weiter ausgebaut werden.