Neues Zeitalter für Überweisungen beginnt

Porträt von Thomas Walkner und Porträt von Lena Hackelöer

Seit heute müssen Banken in der EU Echtzeitüberweisungen annehmen und verarbeiten können. Es ist nur der erste Schritt auf dem Weg, Instant Payments zum Kassenschlager zu machen. Dennoch dürften längst nicht alle in Jubel verfallen.

Es ist jetzt gut zwei Jahre her, dass die Deutsche Kreditwirtschaft gegen die Pläne der EU zu Echtzeitüberweisungen Sturm lief. Dabei ging es weniger um Instant Payments an sich, die finden eigentlich auch Banken prima, schließlich haben sie selbst entsprechende Lösungen entwickelt. Es ging vor allem um die Frage, was diese denn nun kosten dürfen. Die EU-Verordnung, die ab heute gilt, ist da recht eindeutig: Instant Payments dürfen nicht teurer sein als klassische SEPA-Überweisungen. So schön die neue Einnahmequelle für so manche Bank also auch war, so schnell ist sie nun auch wieder weg. 

Banken mussten sich in den vergangenen Monaten also auf diesen Tag vorbereiten, und das nicht nur, weil einige nun weniger Geld für eine Echtzeitüberweisung verlangen können. Die größte Umstellung dürften die Geldhäuser gehabt haben, die bisher gar keine Instant Payments angeboten haben. „Im Grunde standen zuletzt alle kleineren Privatbanken vor Herausforderungen, die sonst nicht viel mit dem üblichen Zahlungsverkehr zu tun haben“, sagt Banking-Experte Thomas Walkner von der Unternehmensberatung Capco. 

Eine Hürde, mit der sich alle Banken rumschlagen dürfen, ist indes das Thema Geldwäsche – und hier kann es haarig werden. „Echtzeitüberweisungen auf Geldwäsche zu prüfen, ist dank KI schon in wenigen Sekunden machbar“, sagt Walkner. „Spannend wird es aber, wenn eine Bank das bei vielen solcher Überweisungen gleichzeitig machen muss. Dann braucht sie eine verdammt gute Hardware.“ Der Experte weist noch auf ein weiteres Problem hin: „Instant Überweisungen in großem Stil führen dazu, dass Banken mehr Geld selbst vorrätig halten müssen, um es zu verschicken. Sie können nicht mehr so große Mengen bei der Bundesbank oder der EZB parken.“ 

Und dass Instant Payments spätestens ab Oktober beliebter werden, ist sehr wahrscheinlich. Denn sie bringen viele Vorteile. So ärgerlich der Preisdeckel für Banken sein kann, so sehr schützt er zumindest Verbraucher. „Und er führt dazu, dass man Paypal angreifen kann. Denn Instant-Überweisungen sind für Händler nun günstiger als Paypal zu nutzen“, sagt Walkner. 

Frischen Wind spürt auch Lena Hackelöer, Gründerin vom Instant-Payment-Anbieter Brite Payments. „Wir profitieren natürlich von der Aufmerksamkeit, die die Regulierung auf das Thema der Echtzeitzahlungen lenkt“, sagt sie. Die ehemalige Klarna-Managerin hofft, mit Brite nun eine noch größere Abdeckung in Europa zu erreichen. Immerhin: 3800 Banken sind bereits über das Unternehmen vernetzt. 

Autor

  • Jan Schulte ist freier Journalist und Mitgründer des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt unter anderem für den Tagesspiegel Background Sustainable Finance, die ZEIT und die WirtschaftsWoche. An der Finanzbranche fasziniert ihn, dass inzwischen jeder angeblich Nachhaltigkeit schon immer in seiner DNA stehen hatte.

Weitere interessante Beiträge

  • Financial Well-Being: Zwischen Buzzword und neuem Verständnis von Banking 

    Financial Well-Being: Zwischen Buzzword und neuem Verständnis von Banking 

    Immer mehr Finanzunternehmen stellen das finanzielle Wohlbefinden ihrer Klienten in den Mittelpunkt. Was aber verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff?…

  • Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Wie Exporo Impact Investing fördern will 

    Die Firma will Investitionen in erneuerbare Energien einfacher machen. Im Podcast spricht Chef Simon Brunke über Herausforderungen bei dieser Mission.

  • Exklusiv: Fünf Fintech-Gründungen, die auf die Watchlist gehören 

    Exklusiv: Fünf Fintech-Gründungen, die auf die Watchlist gehören 

    Im vergangenen Jahr gab es so viele Newcomer-Fintechs wie seit dem Rekordjahr 2021 nicht mehr. Wir stellen die fünf spannendsten…

  • Wie Nelly das All-You-Need für Ärzte baut

    Wie Nelly das All-You-Need für Ärzte baut

    Das Fintech Nelly holt sich in einer Series-B-Runde gerade eine Millionenfinanzierung, um die digitale Transformation der Finanzoperationen im Gesundheitswesen in…

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!