2,7 Millionen Likes auf TikTok und dennoch die Insolvenz: Das Fintech Ruuky wollte die Teenager-Bank für die Gen Z sein. Doch trotz namhafter Unterstützer zum Start musste das Fintech nun Insolvenz anmelden. Diese Entwicklung zeigt: Die Generation GenZ ist eine schwierige. Und Investoren schauen längst auf mehr als nur auf den Kundenstamm.

Erst Mitte 2022 wurde aus der Marke Pockid nach einem Relaunch Ruuky. Ziel des Hamburger Fintechs um Jes Hennig und Max Schwarz war es, die Zielgruppe hin zu den jungen Erwachsenen zu erweitern.

Auf den sozialen Medien funktionierte das Konzept gut: Mit coolen TikTok Videos und der Zusammenarbeit mit Influencern, generierte Ruuky eine Menge Buzz in jenen Kanälen, die von der anvisierten Altersgruppe konsumiert werden. Doch was dort gut und bei den jungen Menschen funktioniert, ist noch lange kein Garant dafür, dass die Investoren dem Fintech die Bude einrennen.

Und so war es vermutlich am Ende die geplatzte Finanzierungsrunde, gepaart mit fehlender Traktion, die zu der Insolvenz und für Gründer Jes Hennig zu einem „der härtesten und traurigsten Momente seiner beruflichen Karriere führten“, wie er in seinem LinkedIn Post schrieb.  

Die aktuelle Marktdynamik habe die Regeln dramatisch verändert und man sei nicht in der Lage gewesen, die zusätzlich benötigten Mittel aufzubringen. Zu den Unterstützern zählten Cavalry und Vorwerk Ventures, die Millionen in das Fintech investierten. Die Bewertung lag bei etwa 16 Millionen Euro.

Knackpunkt also wie derzeit so oft: das mangelnde Geld. Kapitalgeber scheuen angesichts der mannigfaltigen Krisenlage das Risiko. Aufgeben will Ruuky dennoch nicht. Doch wie geht es den weiteren Wettbewerbern, insbesondere Owwn und bling, die ihrerseits ebenfalls angetreten sind, eine Zielgruppe – Gen Z – anzusprechen, die als schwierig gilt?

Die Aversion der Kapitalgeber hat Gründe – nicht nur bei GenZ

Die GenZ, das sind jene, die zwischen 1995 und 2010 zur Welt gekommen sind. Diese Generation gilt als technologieaffin und immer online, ungeduldig und fordernd, gesundheits- und umweltbewusst und hat hohe Erwartungen an Bequemlichkeit und Benutzerfreundlichkeit. Trotz dieser Herausforderungen ist sie eine beliebte Zielgruppe für Fintechs, da sie schließlich die nächste Generation von Verbrauchern darstellt. In Zukunft wird sie über eine erhebliche Kaufkraft verfügen.

Doch seit einigen Monaten bringen nicht mehr alle Kapitalgeber ausreichend Geduld mit, um auf die Kaufkraft von morgen zu warten. Wachstum der Kundengruppe ist nicht mehr das einzige Kriterium, sondern vor allem auch Profitabilität. Die Zeiten, in denen sich Fintechs darauf konzentrieren können, fancy zu sein und mit reinen Nutzer:innenzahlen punkteten, ist aktuell vorbei. Die Erkenntnis zieht sich momentan durch die gesamte Branche – von Krypto bis eben zu GenZ – Hypethema hin oder her. Egal!

Mitbewerber bling sammelte mitten im Funding-Winter nach der ersten Seed-Finanzierung Anfang 2022 nur ein knappes Jahr später weitere 3,5 Mio. Euro ein. Lead-Investor ist Peak aus Amsterdam, den Co-Lead übernimmt La Famiglia aus Berlin.  Wo also ist der Unterschied? Ein Grund könnte sein: bling hat sich von Anfang an nicht nur auf die Jugendlichen konzentriert, sondern nahm gleich die ganze Familie mit ins Boot. Die App kostet 2,99 Euro monatlich pro Kind. Nach Unternehmensangaben nutzen rund 10.000 Familien die App aktiv. Damit war von Tag eins Cashflow garantiert.

Problemlösung statt Branding

Statt jungen Erwachsenen 25-Euro-Sparpläne schmackhaft zu machen, versucht bling unterschiedliche Finanzprobleme zu lösen, die sowohl Kinder als auch deren Eltern und Großeltern betreffen. „Über das Branding allein wird es schwierig, Kunden und Umsatz zu holen“, sagt Gründer Nils Feigenwinter, der bling gemeinsam mit Leon Stephan 2020 gründete. Hinzu kommt die Frage: Warum auch sollten junge Erwachsene einen hip wirkenden Broker langfristig lieber nutzen wollen als einen Neobroker, der sich an alle Altersgruppen richtet? Denn: modern sehen sie doch alle aus.

Das gilt auch für Owwn: Gründer Bastian Krautwald konzentriert sich mit seiner App eher auf den sozialen Aspekt der Finanzverwaltung. Social Banking soll Freunden und Partnern dabei helfen, ihre Finanzen gemeinsam und zentral von einem einzigen Bankkonto aus zu verwalten. Dies ermöglicht eine größere Transparenz und Bequemlichkeit sowie den Zugang zu Tipps und Ratschlägen zu verschiedenen finanziellen Fragen.

Die App ging im Mai 2022 nach einem Rebranding an den Start. Krautwald hatte einst deineStudienfinanzierung an den Start gebracht und dadurch „verstanden, dass wir der Gen Z eine digitale Infrastruktur bieten müssen, die die Studienkreditvergabe mit einem kompletten Banking-Angebot und weiteren Finanz-Features vereint“, sagt Bastian Krautwald. Erwies sich Owwn seitdem als echter Problemlöser? Wie es aktuell um Owwn steht, darüber hält sich Krautwald zurzeit bedeckt.

Herausforderungen im Vertical Branding

Feigenwinter ist da deutlich redseliger: „Herausforderungen sehe ich bei Vertical Banking. In der Produktentwicklung müssen spezifische Probleme der Zielgruppe gelöst werden. Die Spezialisierung kann nicht nur im Marketing passieren.“ Echte Probleme effizient, alltagsnah und praktikabel zu lösen, bleibt also auch 2023 Kernaufgabe eines jeden Fintechs. Auch für jene, die GenZ als Zielgruppe adressieren.

Die Lehre von der Geschicht`? Ruuky hat womöglich zu sehr auf eine wachsende Kundenbasis geschielt. Als das Geld noch locker saß, genügte das. Doch im Umfeld steigender Zinsen darf die Monetarisierung nicht vergessen werden, um Investoren glücklich zu machen.


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