Mondu expandiert trotz Fundingkrise

Mondu expandiert trotz Fundingkrise

Seit dem Start in 2021 ist Mondu, ein Anbieter von Buy now, pay later-Lösungen für das B2B-Segment, stark gewachsen. Nun hat das Unternehmen Geld für den Angriff auf Europa eingesammelt.

Die fetten Jahre für Fintechs sind vorbei. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2021 ist es schwieriger geworden, Geld einzusammeln. Trotzdem hat Mondu es geschafft, an eine Finanzierung zu kommen: Im Januar gab das Fintech bekannt, dass es sich einen weiteren Kredit über 30 Millionen Euro von der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank (VVRB) sichern konnte. Schon im Oktober 2022 bekam Mondu 20 Millionen Euro von der VVRB. Wie schafft es Mondu, trotz des schlechten Investitionsklimas weiter Geld einzusammeln?

Der Hauptgrund ist, dass das Fintech von einigen der Metatrends, die das Klima verschlechtern, indirekt profitiert. Durch die Inflation wird es schwieriger für Unternehmen, an Kredite zu kommen. Das macht Ratenzahlung und längere Zahlungsziele im B2B-Sektor attraktiver. Mondu, das Buy-Now-Pay-Later-Services (BNPL) für Unternehmenskunden anbietet, will den Firmen hierbei helfen. 

Dass Ratenzahlung in Zeiten von Inflation gut funktioniert, ist eine Erkenntnis, die die Mondu-Gründer Malte Huffmann und Philipp Povel während ihrer Zeit in Brasilien gewonnen haben. Dort gründeten sie 2010 das E-Commerce-Modeunternehmen Dafiti. „Weil die Einkommen gering sind, ist es in Brasilien vollkommen normal, Kleidung und Schuhe über 12 Monate hinweg abzuzahlen“, erzählt Povel. Daher kamen sie schon früh mit dem Thema Ratenzahlung in Kontakt, jedoch im B2C-Segment. 

Der B2B-Markt für BNPL ist viermal so groß wie der B2C-Markt

Als sie 2021, nach dem Verkauf von Dafiti an die Global Brands Group, nach Deutschland zurückkehrten, waren sie auf der Suche nach einer Idee für ein neues Start-up. „Wir wollten in einen großen Markt reingehen, der noch stark wächst und in dem wir Expertise haben“, erklärt Povel. Sie sahen sich im E-Commerce Markt um und fanden heraus, dass B2B in Europa laut Schätzungen viermal so groß ist wie der B2C-Bereich, aber zu diesem Zeitpunkt noch mit alternativen Bezahllösungen unterversorgt war. Obwohl viele Unternehmen Rechnungskauf bevorzugen, waren in der digitalen Welt Vorkasse und Kreditkartenzahlung Alltag. Huffmann und Povel entschieden sich, ein BNPL-Angebot für den B2B-Bereich zu schaffen. Als Technologieexperten holten sie sich Gil Danzinger als dritten Mitgründer an Board. 

Seitdem ist Mondu stark gewachsen: Inzwischen hat das Fintech 120 Mitarbeiter und bedient eine dreistellige Anzahl von Kunden in Deutschland, Österreich, der Niederlande und Großbritannien. „Unser Produkt funktioniert durch die Bank weg sehr gut“, sagt Huffmann. „Unsere Kunden sind in verschiedensten Industrien tätig, von Elektronik über Holzvertrieb bis hin zu Baumaterialien und Kfz-Teilen.“ 

Das Geschäftsmodell ist einfach: Onlinehändler können die Bezahllösung von Mondu in den Check-Out-Prozess integrieren. Wenn ein Geschäftskunde zur Bezahlung geht, führt Mondu eine Bonitätsprüfung in Echtzeit durch. Ist das Ergebnis positiv, kann er den Rechnungs- oder Ratenkauf nutzen. Mondu bezahlt die Rechnung beim Händler sofort und erhält nach dem vereinbarten Zeitraum das Geld vom Kunden. Wenn dieser nicht zahlt, kümmert sich das Fintech um das Inkasso. Für die Dienstleistung bekommt Mondu von den Händlern eine monatliche, individuell vereinbarte Gebühr. Auch die Kunden zahlen eine Servicegebühr, die vom Zahlungsziel abhängt. Neben dem Direktvertrieb sind Partnerschaften mit Bezahlserviceprovidern, Shopsystemen und Versicherern wichtig für Mondu, zum Beispiel Shopware, Acquired und Mangopay. Das Start-up beschäftigt sogar einen eigenen sogenannten „Head of Partnerships“. 

Mondu will nach Frankreich und Belgien expandieren

Allerdings sind die für den laufenden Betrieb nötigen Kredite auch für BNPL-Anbieter wie Mondu teurer. Deshalb kommt der neue Kredit der VVRB genau zur richtigen Zeit: Er hat günstige Konditionen und ermöglicht dem Fintech, mehr Verbindlichkeiten aufzukaufen und so in andere Länder und in neue Geschäftsfelder vorzustoßen. 

Im Fokus der anstehenden Expansion sind erst einmal europäische Märkte, sagt Huffmann: „Mit Europa haben wir einen sehr großen B2B-E-Commerce-Markt mit einem relevanten Anteil am globalen B2B-Payments-Volumen, sodass wir hier noch viel Platz haben, zu expandieren“, sagt Huffmann. „Wir würden gerne pan-europäisch tätig sein.“ Derzeit arbeitet Mondu daran, die Bezahllösungen auch in Frankreich und Belgien anzubieten. Französische und belgische Kunden von deutschen, österreichischen, niederländischen und britischen Unternehmen können bereits mit Mondu auf Raten zahlen, Händler aus den beiden Ländern aber noch nicht. In den kommenden Wochen sollen auch Kunden aus der Schweiz die Bezahlmöglichkeit nutzen können. Auch Märkte wie Spanien, Italien, Polen und die nordischen Länder stehen auf der Liste des Fintechs. Später könnten auch Lateinamerika und die USA folgen.

Embedded Factoring ist der nächste Schritt

Außerdem möchte Mondu im Bereich Embedded Factoring stärker werden und mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Buchhaltungssoftware anbieten. Dabei können Unternehmen schon beim Schreiben der Rechnung ihre Forderungen verkaufen. Das Unternehmen erhält von Mondu innerhalb weniger Tage die Rechnungssumme abzüglich einer Gebühr. Der Kunde zahlt dann nach dem vereinbarten Zahlungsziel an Mondu. Das soll auch mit Verbindlichkeiten funktionieren: Das Fintech zahlt die Rechnung zum fälligen Datum, gewährt dem Unternehmen aber ein längeres Zahlungsziel.

Mondu sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft. Im B2B-E-Commerce-Markt stehen alle Zeichen auf Wachstum, bis 2030 könnte der Markt allein in Europa ein Volumen von bis zu 11,2 Milliarden Dollar erreichen. Bisher teilt sich Mondu das Spielfeld mit nur einer Handvoll weiteren Anbieter im B2B-BNPL-Bereich wie Billie und Ratepay. 

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Autor

  • Sophie Deistler berichtet als freie Journalistin vor allem über Versicherungen, zudem ist sie Schülerin an der Kölner Journalistenschule und studiert Sozialwissenschaften an der Uni Köln.

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