Im neuesten Podcast werfen André Bajorat und Jochen Siegert ihren gewohnt scharfen Blick auf das Fintech-Geschehen des vergangenen Oktobers. Mit gewitzten Kommentaren und scharfsinnigen Analysen tauchen die beiden tief in den turbulenten Oktober ein – einem Monat voller prägender Ereignisse für die Branche, die auch teilweise fast „erdrutschartige“ Konsequenzen hatten. Diesmal u.a. mit Worldline, Verimi , N26 und Elinvar.

60 Mio. Dollar Finanzierung für Brite

Das schwedische Fintech Brite Payments, das sich auf Instant Payments spezialisiert hat, schließt eine Finanzierungsrunde in Höhe von 60 Mio. Dollar unter der Leitung von Dawn Capital ab. Ein starkes Signal und Vertrauensbeweis in das Unternehmen, das damit dem allgemeinen Abschwung bei Fintech-Investitionen trotzt. Das Unternehmen, das 2019 von Lena Hackelöer gegründet wurde, bietet Account-to-Account (A2A) -Zahlungslösungen an, die sowohl Handelsunternehmen als auch Kund:innen Kosten sparen und Betrug minimieren. Mit seinem eigenen Netzwerk plant Brite, in neue Märkte zu expandieren.

6 Mio. Euro Seed-Finanzierung für Getpaid

Getpaid, B2B-Zahlungslösung für Marktplätze und Plattformen, hat eine Seed-Finanzierung in Höhe von 6 Mio. Euro erhalten. Das Fintech vereinfacht die Aufteilung von Zahlungen, Gebühren und Provisionen und ermöglicht es Unternehmen, ihre B2B-Zahlungen im Online-Bereich besser zu managen. Die Finanzierungsrunde führt Inventure an.

Worldline-Kurssturz

Die Aktien des französischen PSP Worldline sind um mehr als 50 % abgestürzt, nachdem das Unternehmen seine Ziele für das Gesamtjahr unter Berufung auf eine Konjunkturabschwächung und erhöhte Risiken durch Cyberkriminalität revidiert hatte. Die negative Stimmung griff sofort auf die Kurse der Konkurrenten Nexi und CAB Payments über, deren Aktien ebenfalls fielen. Die Auswirkungen betrafen auch US-amerikanische Zahlungsunternehmen. Worldline erwartet ein organisches Umsatzwachstum von 6 % bis 7 % im Jahr 2023, was unter der vorherigen Schätzung von 8 % bis 10 % liegt. Auch die operative Marge des Unternehmens wird voraussichtlich um 150 Basispunkte sinken, während zuvor ein Anstieg um 100 Basispunkte prognostiziert worden war. Das Thema der nachgebenden Kurse bei PSP haben wir auch in einer eigenen Analyse thematisiert.

Verimi: Absturz eines Vorzeigeprojekts

Mit viel medialem Tamtam wurde seinerzeit das Ident-Unternehmen Verimi bedacht. Kein Wunder bei so namhaften Unterstützern wie der Deutschen Bank und der Allianz. Fünf Jahre später ist aber, nun ja, wenig passiert. Die SZ berichtete, dass das Unternehmen bis 2021 fast 100 Mio. € Verlust bei nur 150.000 € Umsatz verzeichnet hat, während die Gesellschafter angeblich zu Verimi stehen. In einem anderen Kontext äußerte jedoch die Deutsche Bank in einem Interview mit der Financial Times, dass sie ihre Anteile verkaufen möchte. Dies wirft Zweifel auf, ob das Vertrauen in Verimi tatsächlich noch besteht. Eine Infografik von Payment Banking zeigt, dass Verimi im Wettbewerb hinterherhinkt.

Meltdown der Trade-Finance Blockchain-Plattformen

Die Blockchain-Welt erleidet einen weiteren Rückschlag: Contour, die Plattform für Handelsfinanzierung, wird Ende November geschlossen. Nach dem Aus für we.trade und Marco Polo reiht sich Contour in die Liste gescheiterter Trade-Finance-Blockchain-Initiativen ein. Die Schließung folgt auf das Scheitern an neuen Finanzierungsrunden, bei denen die Shareholder den Geldhahn zugedreht haben. Es zeigt sich, dass trotz des anfänglichen Hypes, die Blockchain-Technologie im Finanzsektor noch mit erheblichen Wachstums- und Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat.

Bitpanda mit 100 Mio. Verlust

Das Wiener Unicorn Bitpanda hat wegen des eingebrochenen Krypto-Markts im Jahr 2022 erhebliche Verluste hinnehmen müssen. Der Umsatz fiel von 477 Mio. Euro im Jahr 2021 auf nur noch 90 Mio. Euro im Jahr 2022, was einem Rückgang von etwa 80 Prozent entspricht. Die Kehrtwende kam aufgrund der US-Zinswende und Krypto-Crashes nicht überraschend. Es war eher die Frage, wie schwer es Bitpanda treffen würde. Das Fintech verzeichnete im Jahr 2022 einen Verlust von 116 Mio. Euro, einschließlich einer außerplanmäßigen Abschreibung von 33 Mio. Euro. Die Unternehmensbewertung ist, wenig überraschend, ebenfalls gesunken und liegt jetzt bei rund 1,3 Mrd. Euro, verglichen mit 3,3 Mrd. Euro im Jahr 2021.

Dock Financial übernimmt Paydora Finance vollständig

Dock Financial übernimmt den Embedded-Finance-Spezialisten Paydora Finance vollständig. Die Gründer Claudio Wilhelmer, Matthias Seiderer und Christofer Trowe wechseln in das Management von Dock Financial. Claudio Wilhelmer wird Chief Commercial Officer, Matthias Seiderer neuer Chief Information Officer und Christofer Trowe übernimmt die Aufgabe des Senior Vice President für Partner Success. Im Rahmen der Übernahme bleiben alle Arbeitsplätze erhalten. Die Marke für den Außenauftritt wird ausschließlich Dock Financial sein.

N26 erwartet Lockerung der Bafin-Auflage

N26 erwartet eine baldige Anhebung der bestehenden Wachstumsbeschränkung von 50.000 auf 60.000 Neukunden pro Monat durch die Finanzaufsicht Bafin. Die Gründer und Co-Chefs von N26 informierten die Investor:innen darüber in einer E-Mail. Allerdings könnte es sich hier auch um einen mutigen Schritt gehandelt haben, da eine endgültige Entscheidung der Bafin wohl noch aussteht und die Behörde bisher nur eine Lockerung in Aussicht gestellt hat. N26 hat seit November 2021 einen Sonderprüfer der Bafin im Unternehmen und wurde aufgrund seines schnellen Wachstums und unzureichender Prozesse und Kontrollen beschränkt.

Elinvar ist insolvent

Das Berliner Wealthtech-Unternehmen Elinvar hat Insolvenz angemeldet. Zuvor hatte ein Investor aus der Finanzbranche seine Unterstützung zurückgezogen und in der Folge musste die Firma ein Drittel der Belegschaft entlassen. Am 18. Oktober wurde Sascha Feies als Insolvenzverwalter ernannt, zuständig ist das Amtsgericht Charlottenburg. Seit Herbst des vergangenen Jahres mehrten sich die Anzeichen für Schwierigkeiten: Abbau von Personal und Veränderungen auf der Führungsebene, der Verkauf der Anteile von Goldman Sachs und schließlich der Wechsel der Warburg Bank zu einem Konkurrenten.

Flatexdegiro sucht Käufer

Der Onlinebroker Flatexdegiro sucht einen Käufer. Konzernchef Frank Niehage erklärte in einem Interview, dass es sinnvoll sein könnte, von einem strategischen Partner übernommen zu werden, um so einen globalen Player zu schaffen. Die Bafin hatte dem Unternehmen nach einer Sonderprüfung einen Sonderbeauftragten zur Seite gestellt. Inzwischen sieht die Finanzaufsicht aber Verbesserungen. Nun möchte sich der Broker, der nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Kundenkonten in 16 Ländern betreut, auf Wachstum und Chancen konzentrieren.

Scalable startet Credit

Scalable Capital bietet den Kund:innen ab sofort den Zugang zu Wertpapierkrediten im Scalable Broker an. Mit dem Angebot „Credit“ können die Kund:innen zusätzliche Wertpapierkäufe tätigen oder persönliche Wünsche finanzieren, ohne bestehende Positionen verkaufen zu müssen. Die Wertpapiere im Depot dienen als Sicherheit für den Wertpapierkredit, der durch die Partnerbank Baader Bank AG vergeben wird. Die Kreditlinie wird kontinuierlich im Scalable Broker angezeigt. Das Angebot erlaubt eine flexible Rückzahlung ohne feste Laufzeit und Tilgungsraten. Die variablen Zinsen basieren auf dem Geldmarktsatz 3-Monats-Euribor . Das Angebot ist für Kunden in den Kundensegmenten Free, Prime und Prime+ verfügbar. Die Kreditgenehmigung erfolgt in wenigen Minuten online. Der maximale Kreditrahmen liegt bei 100.000 Euro.

Mondu mit britischer Lizenz und 16 Unternehmenskunden

Das in Berlin ansässige B2B-Fintech Mondu hat in Großbritannien die Registrierung bei der Financial Conduct Authority (FCA) erfolgreich abgeschlossen und arbeitet nun mit seinen ersten 16 Unternehmenskunden zusammen. Mondu hatte kürzlich ein Büro in London eröffnet und Roger De’Ath, ehemaligen Landeschef von TrueLayer, als Geschäftsführer eingestellt. Mondu bietet BNPL für Handelsunternehmen und Marktplätze an.

Zilch bringt Kreditangebot

Das Fintech Zilch führt sein neues Produkt „Zilch Up“ ein. Es hat das Ziel, Menschen, die oft vom herkömmlichen Kreditwesen ausgeschlossen sind, eine Lösung anzubieten. Zilch Up ermöglicht es den Nutzer:innen, ihr Kredit-Scoring zu verbessern. Dazu kombiniert es die zinsfreie Kreditaufnahme mit werbefinanzierten Angeboten von Zilch. Die Nutzer haben die Flexibilität, ihre BNPL-Kredite zu pausieren und Zilch als Debitkarte zu nutzen oder in den „Credit“-Modus zu wechseln, um in Raten zu zahlen. Das Angebot wurde in Zusammenarbeit mit Auskunfteien entwickelt.

TrueLayer meldet Meilenstein

Das Open-Banking-Zahlungsnetzwerk TrueLayer meldet einen aus seiner Sicht bedeutenden Meilenstein: Innerhalb eines Monats hat es eine Million Transaktionen mit variablen wiederkehrenden Zahlungen (VRP) verarbeitet. TrueLayer war der erste Open-Banking-Anbieter in Großbritannien, der VRPs zwischen Konten unterstützt hat. VRPs sind eine Alternative zum Lastschriftverfahren und ermöglichen es den Nutzer:innen, Zahlungsanbieter zu autorisieren, Zahlungen in ihrem Auftrag vorzunehmen.

Mohamed Omaizat ist neuer CFO bei Taxfix

Die Steuerplattform Taxfix ernennt Mohamed Omaizat zum neuen Chief Financial Officer (CFO). Omaizat verfügt über 25 Jahre Führungserfahrung in den Bereichen Investment-Banking, Private Equity und Leitung von Wachstumsunternehmen. Zuvor war er „CFO International“ bei WeWork und leitete als „Senior Vice President Corporate Finance“ bei Rocket Internet SE die Bereiche Corporate Finance und Venture Development.

Sven Schneider wird Chief Operating Officer bei PAIR Finance

PAIR Finance, Fintech für KI-basiertes Inkasso, ernennt Sven Schneider zum Chief Operating Officer. Damit wird er das operative Geschäft des Fintechs leiten und soll die Strukturen für die weitere Expansion aufbauen. Zuvor war Schneider 18 Jahre lang in verschiedenen Managementpositionen bei Riverty (ehemals Arvato Financial Solutions) tätig, zuletzt als Leiter des Inkasso- und Forderungsgeschäfts in elf europäischen Ländern. Er hat einen Executive MBA der IFM Business School, Genf.

Laura Wirtz wechselt zur DKB

Laura Wirtz wechselt im April 2024 von der ING Deutschland zur Deutschen Kreditbank (DKB), um gemeinsam mit Maren Heiß das Privatkundengeschäft der Onlinebank zu leiten. Gemeinsam mit Heiß soll Wirtz das Privatkundengeschäft vorantreiben, profitabler machen und die Automatisierung von Produkten vorantreiben. Sascha Dewald, der bisherige Co-Bereichsleiter des Privatkundengeschäfts, wechselt intern zur Unternehmensentwicklung und Solutions. Wirtz arbeitet seit 2003 bei der ING und ist derzeit „Head of Daily Banking & Payments“. Auf sie wartet eine anspruchsvolle Aufgabe, schließlich hat die DKB im ersten Halbjahr des Jahres fast 5 Mrd. Euro an Kundeneinlagen verloren hat.

Moonfare ernennt Co-CEO

Moonfare hat Lorenz Jüngling zum Co-CEO ernannt. Jüngling war zuvor bei der deutschen Neobank N26 tätig und bringt umfangreiche Erfahrung in der Finanzbranche mit. Der promovierte Materialwissenschaftler und Physiker war u. a. zwölf Jahre lang bei McKinsey tätig. Die Mission von Moonfare ist es, Private Equity auch Privatkund:innen zugänglich zu machen.

Jane de Vries wird Chief Development & Growth Officer bei Quirin Privatbank

Zum 1. November übernimmt Jane de Vries die neu geschaffene Position „Chief Development & Growth Officer“ bei der Quirin Privatbank. In dieser Funktion soll sie das stetige Wachstum der Bank strategisch leiten. De Vries berichtet direkt an den Vorstandsvorsitzenden und Gründer der Bank, Karl Matthäus Schmidt. Sie bringt umfangreiche Expertise im Bereich Banking mit, insbesondere in den Bereichen digitale Transformation, strategische Unternehmensentwicklung und Nachhaltigkeit. Zuvor war sie für die Marke DKB tätig, zuletzt als Head of Strategic Marketing.

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