Mit Revolut landet Wero einen echten Coup

Wero und Revolut kündigen Zusammenarbeit auf Money20/20 an

Wero erhöht seine Reichweite deutlich. Es ist einer von zwei bahnbrechenden Ankündigungen in den letzten Wochen. Doch das alleine wird nicht reichen. 

Ausgerechnet eine Neobank ist mit Revolut der neuste Hinzukömmling im Zahlungsnetzwerk von Wero. Am Rande der Messe der Zahlungsdienstleister Money20/20 Europe 2025 in Amsterdam gaben die Unternehmen am Dienstag offiziell die Mitgliedschaft von Revolut zum Wero-Netzwerk bekannt, über die bereits vor einer Woche aus internen Kreisen berichtet wurde. Den Kunden von Revolut wird nun Wero als Zahlungslösung über die App zugänglich gemacht. Mit Wero können sie zunächst Peer-to-Peer-Zahlungen senden.

Dass Revolut dem Netzwerk beitritt, ist keinesfalls selbstverständlich: „Natürlich ist Revolut als größte Neobank Europas gerade ein aufstrebender Wettbewerber für die traditionellen Banken”, sagt Maarten Bleijerveld, Zahlungsstratege des niederländischen Fintech-Unternehmens Ximedes. Und die dominieren den Zahlungsdienst bisher. Die Vorteile liegen jedoch auf der Hand.

Revolut bringt Millionen potenzieller Nutzer 

 „Ich denke, dass es dadurch einen Anstieg der Nutzerzahlen bei Wero geben wird”, sagt Bleijerveld. Revolut zählt in den Wero-Ländern Frankreich, Deutschland, Niederlande und Belgien mittlerweile mindestens acht Millionen Kunden. Gerade weil die Neobank bei digital-affinen Menschen beliebt sei, könne dies der Verbreitung und Nutzung von Wero einen Schub geben. Auch an anderer Stelle passt die Zielgruppe: Revolut ist besonders bei kleinen Selbstständigen beliebt, die Wero mit seiner Lösung erreichen möchte: Yogalehrer:innen, Tutor:innen und Künstler:innen. 

Zu der strategischen Neuausrichtung von EPI gehört auch die vor kurzem angekündigte Zusammenarbeit mit den iberischen Zahlungsdiensten Bizum in Spanien und Sibs in Portugal – eine Abkehr von der bisherigen Ablehnung von Zusammenarbeit mit anderen europäischen Diensten. „Alle Versuche, einen zentralen europäischen Dienst aufzustellen, sind bisher gescheitert”, sagt Bleijerveld. „Die zwei größten miteinander zu verbinden, ist also ein logischer Schritt – gerade hinsichtlich der Rufe nach europäischer Zahlungsunabhängigkeit.” Auch Revolut ist schon in das System von Bizum in Spanien integriert. Konten der Neobank sind ebenfalls über den Zahlungsdienst Blik in Polen erreichbar – hier hat EPI bisher keine Zusammenarbeit angekündigt. 

Technische Integration: Chancen und Herausforderungen

Es könnte sich nun ein Netzwerk von verschiedenen nationalen und internationalen Zahlungsdiensten herauskristallisieren. Das birgt auch gewisse technische Risiken: „Sobald verschiedene Lösungen zusammentreffen und ein technischer Handschlag erforderlich ist, besteht immer die Gefahr, dass es zu Problemen kommt”, sagt Bleijerveld. Jedoch seien alle Partner technisch dazu in der Lage, solche Probleme zu lösen. Sollte die Verknüpfung der Systeme reibungslos verlaufen, wäre damit eine intereuropäischen Zahlungslösung über verschiedene Infrastrukturen geschaffen. 

Doch steht Wero die bisher größte Hürde noch bevor: Bereits im zweiten Halbjahr dieses Jahres möchte der Dienst Zahlungen im E-Commerce anbieten. Zunächst soll das zwar nur mit angezogener Handbremse, also bereits in der aktuellen „Friends-and-Family-Phase” starten, wobei EPI bisher lediglich 15 Online-Händler in der Hinterhand hat. Jedoch soll das im nächsten Jahr schnell ausgebaut und breiter beworben werden. Im Jahresverlauf soll dann auch der stationäre Handel drankommen. Die große Probe kommt also noch: „Meiner Einschätzung nach werden wir in 2027 realistisch sagen können, ob sich Wero nachhaltig im Zahlungsverhalten der Menschen festsetzen wird”, sagt Bleijerveld. Die Voraussetzungen dafür werden jedenfalls durch die Kooperationen besser.

Autor

  • Lukas Homrich ist freier Journalist und Mitarbeiter des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt über Wirtschafts- und Finanzthemen. Besonders Spaß macht es ihm, über Geschäftsmodelle zu philosophieren.

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