E-Commerce in China: Das Erfolgsrezept des Online-Händlers JD.com

E-Commerce in China: Das Erfolgsrezept des Online-Händlers JD.com

JD.com ist der nach Umsatz zweitgrößte chinesische Händler im Online-Geschäft. Ein riesiges E-Commerce-Ökosystem, zu dessen Schwerpunkten auch die Anwendungsfelder Cloud-Computing, IoT und KI zählen. Der betreibende  Konzern macht daneben als Anteilseigner sowie mit seinen Partnerschaften von sich reden – und erinnert in Sachen Unternehmens-struktur sehr stark an einen US-amerikanischen E-Commerce-Giganten.

Sie gelten als die entscheidende Kraft hinter dem Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte: Die chinesischen Konsumenten und allen voran die kaufkräftigen Online-Shopper. Unangefochtene Nummer Eins im chinesischen E-Commerce: Alibaba. Doch der zweite große Player im Online-Handel, der im ersten Quartal 2019 wieder stark gewachsen ist, macht dem Spitzenreiter ordentlich Konkurrenz. Die Rede ist von JD.com.

Die erfolgreiche digitale Handelsplattform wird vom Unternehmen JD.com Inc. betrieben, einem 1998 von Richard Liu gegründeten Internetkonzern mit Sitz in Peking. JD.com Inc. erzielte im vergangenen Jahr einen Erlös von rund 55 Mrd. Dollar– und festigte so seinen Status als zweitgrößtes chinesisches Unternehmen im elektronischen Handel nach Alibaba. Mit deutlichem Abstand vor Konkurrenten wie Vip.com oder Suning.com. Kontinuierlich steigt seit Beginn des Jahrzehnts in gewaltigen Sprüngen zudem die Zahl der aktiven Nutzer und Kunden-Accounts (aktuell rund 300 Millionen aktive Accounts/Jahr).

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Beteiligungen und strategische Partner

Die unter Käufern vor allem für ihre riesige Auswahl an Unterhaltungselektronik-Artikeln und Haushaltsgeräten bekannte Plattform setzt seit längerem auf strategische Partnerschaften und lukrative Beteiligungen. Dadurch, dass Gründer Liu schon vor Jahren 15 Prozent der Unternehmensanteile an die Tencent Holdings Ltd. verkaufte, konnte sich JD.com einen einflussreichen Partner sichern: Tencents Multifunktions-App WeChat, die eng mit dem JD.com-System verzahnt und im dortigen Plattform-Umfeld direkt eingebunden ist. Diese Partnerschaft ermöglicht JD.com den direkten Zugang zu über 980 Millionen aktiven Nutzern der App – und damit zu Millionen potenzieller (Neu-)Kunden.

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Neben Tencent sind Walmart und Alphabet weitere Investoren. Durch Alphabet erhält die E-Commerce-Plattform zum Beispiel Zugang zu Google Shopping – sowohl in den USA als auch in Europa. Außerdem besteht eine Verbindung mit Baidu, Chinas größter Suchmaschine. Die Partnerschaft ermöglicht es den Baudi-Nutzern, von jeglichen Smartphone-Apps aus auf JD.com zu shoppen. Die entsprechende App muss für den Kaufvorgang nicht mehr verlassen werden. Auf der anderen Seite ist JD.com der größte Anteilseigner von Farfetch, einem weltweit tätigen E-Commerce-Unternehmen, das auf den Handel mit exklusiver Designer-mode und Luxusartikeln spezialisiert ist. Mit Vorteilen für Beide: Farftech erreicht über JD.com mehr Kunden und der Online-Händler kann im Gegenzug seine Geschäfte in der Sparte Luxusartikel weiter vorantreiben.

Weitere Geschäftsfelder

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Die Erschließung neuer Märkte und Betätigungsfelder – ein Erfolgsgeheimnis des Internet-Riesen. Das Dienstleistungs- und Produktportfolio umfasst unter anderem Versicherungen (JD Insurance), den Bereich Finanzierung (JD Crowdfunding), eigene Payment-Lösungen und moderne Bezahlsysteme (JD Pay / JD Wallet) sowie digitale Technologien. Letztere sind das Kerngeschäft von JD Digits, früher als JD Finance bekannt. Die JD.com-Tochter macht sich Digitaltechnologien zu Nutze, um innovative, zukunftsfähige Finanzlösungen bereitzustellen. Und das in ganz unterschiedlichen Sparten, etwa

  • Zahlungslösungen
  • Vermögensverwaltung
  • Darlehen
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Ein Hauptziel von JD-Digits: Die Zusammenführung von Real- und Finanzindustrie mit Hilfe jener Technologien, die für die Zukunft des (digitalen) Finanzwesens von herausragender Bedeutung sind. Diese werden kontinuierlich weiterentwickelt, denn JD Digits schielt längst auch in Felder wie Big-Data, IoT, KI oder Blockchain. Visuelle Analysen, Data-Mining, Data-Warehouse – nur einige der komplexen Kernkompetenzen des Konzerns.

JD Digits hat mit seinen Datentechnologien in den sechs letzten Jahren

versorgt. Und: JD Digits unterstützte seit seiner Gründung bislang weit über 10.000 Startups und andere innovative, junge Unternehmen. JD Digits konnte im letzten Jahr in der Fintech 100-Rangliste (herausgegeben von H2 Venture und KPMG) den zweiten Platz belegen. Dazu passt die Aussage von CEO Shengqiang Chen, der FinTech als „das Kerngeschäft des Unternehmens“ bezeichnet.

Erinnerungen an Amazon

In vielerlei Hinsicht erinnert JD.com an den globalen Marktführer im Online-Handel: Amazon. Ein Beispiel: Neben dem Direktvertrieb-Geschäft tummeln sich auf der Plattform längst unzählige andere Anbieter und viele, eng mit JD.com kooperierende stationäre Einzelhändler, die ihre Produkte über die Seite vertreiben – wie es Amazon mit seinem Marketplace, auf dem Drittanbieter ihre (neuen oder gebrauchten) Waren zu einem Festpreis verkaufen können, seit vielen Jahren bereits umsetzt.

Eine weitere Gemeinsamkeit: Der chinesische Konzern liefert nicht nur Lebensmittel zu den Kunden nach Hause sondern unterhält, ganz ähnlich wie Amazon in Seattle, mittlerweile eine ganze Reihe an Supermärkten, die vor allem eines sein sollen, smart und High-Tech. Mit seiner intelligenten Supermarktkette „7 Fresh“ will der Konzern ein Top-Player unter den chinesischen Supermärkten werden. Indem der Einkauf für den Kunden zu einem regelrecht unvergesslichen, hochemotionalen und auch lehrreichen Shopping-Erlebnis wird.

Selbstständig fahrende, intelligente Einkaufswagen „führen“ den Käufer durch den Markt. Es existiert digitale Ladentechnik, die dem Konsumenten etwa auf riesigen Monitoren und in gestochen scharfer Auflösung Infos zum jeweiligen Produkt, zum Beispiel den Nährstoff-gehalt, anzeigt. Und das alles interaktiv, denn diese Informationen werden erst angezeigt, wenn der Käufer ein Produkt aus dem Warenträger entnimmt. Hinzu kommt die allgegenwärtige strategische Vernetzung mit anderen Diensten und Online-Angeboten von JD.com.

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Wettkampf mit Alibaba: Vorteile JD.com

Seit Jahren liefern sich die beiden großen Online-Händler einen erbitterten Wettstreit um die Kunden. In Sachen B2C-Marktanteilen (siehe oberste Infografik) sowie dem Gesamtanteil am (immer weiter wachsenden) E-Commerce-Markt in China kann JD seinem großen Konkurrenten Alibaba nicht das Wasser reichen. Zudem setzt Alibaba viel mehr Waren ab als JD.com (bezogen auf das GMV, das Brutto-Warenvolumen in einem bestimmten Zeitraum). Einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil aber sehen Beobachter ganz klar auf Seiten von JD. Der Konzern verfügt nämlich über ein ausgeklügeltes, perfekt ineinandergreifendes System an bewährten Logistik- und Abwicklungslösungen. So verkauft JD.com seine Waren per Direktvertrieb, also ganz ohne Zwischenhändler. Zwei entscheidende Elemente und gleichzeitig wichtigste Stützen dieses Abwicklungsnetzwerks:

  • ein sich über das ganze Land erstreckendes Warenlager-Netzwerk (über 100 Lager)mit riesigen Lagerhallen, wodurch in manchen Regionen eine Zustellung noch am gleichen Tag ermöglicht wird
  • die Inhouse-Logistik: das Unternehmen besitzt ein eigenes Logistiknetz (JD Logistics), bestehend aus zahlreichen Liefer- und Abholstationen

Investitionen in High-Tech

Durch die Konzentration auf das Eigenvertriebs- und Logistik-Geschäft, erweist sich JD.com in diesen Geschäftszweigen längst auch als PS-starker Job-Motor. Rund 180 000 Mitarbeiter beschäftigt der Internet-Riese, davon entfallen allein 65 000 Stellen auf die Zusteller und Fahrer, die alle über JDM.com gekauften Waren ausliefern und verteilen. Nur einige Vorteile des eigenen Versands:

  • Lieferpünktlichkeit
  • niedrige Kosten bei Inhouse-Abfertigungen von Lieferungen
  • völlige Vertriebskontrolle bis zum Endverbraucher
  • die Waren können im Lager auf Vorrat überprüft werden

Und JD hat ebenso in diesen Geschäftszweigen großes vor, in dem die konsequente Verzahnung unterschiedlicher Technologien, (Hoch-)Automatisierungsprozesse, High-Tech, Autonomität und die Digitalisierung weiter vorangetrieben werden. In naher Zukunft sollen unter anderem das Logistiknetz vollautomatisiert und Lieferungsdrohnen sowie unbenannte Auslieferungs-fahrzeuge einsatzfähig sein.

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