ISO 20022 – Die perfekte Steilvorlage für Banken

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Die Zukunft sieht so aus: Immer mehr Unternehmen setzen vermehrt auf digitale Ökosysteme, die die Bedürfnisse der Konsumenten aus einer Hand abdecken sollen. Wer ein Ökosystem etabliert, benötigt vor allem ein funktionsfähiges Zahlungssystem. Banken, die ein modernes Zahlungssystem anbieten können, erspielen sich einen enormen Vorteil. Damit das gelingt, muss die IT  cloud-ready sein und ISO 20022 unterstützen.

Lina ist Fußballfan. Seit Jahren schlägt ihr Herz für Eintracht Frankfurt und nach langer Zeit kann sie nun endlich wieder ins Stadion. Über die Website des Bundesligisten ergattert sie ein Ticket. Die vereinsinterne App speichert das Ticket mit Linas Daten auf dem Smartphone. Von dort aus nimmt alles seinen Lauf. Am Spieltag legt sie das Smartphone auf den Ticketschalter, das Drehkreuz gibt den Weg frei und es beginnt das digitale Stadionerlebnis. Weil sie seit zwei Jahren nicht mehr im Stadion war, besucht Lina noch schnell den Fanshop. Einmal kurz das Smartphone über die Ladentheke gezogen und schon hat sie ihr neues Trikot plus Fan-Schal.

Bevor es auf den Platz geht, deckt sie sich noch mit einer Bratwurst und einem Getränk ein und bezahlt flink mithilfe der App auf dem Smartphone. Nach einem spannenden Schlagabtausch fährt sie glücklich mit der Bahn nach Hause. Das Bahnticket befindet sich selbstverständlich am selben Ort, an dem sie sich noch auf der Rückfahrt ein Ticket für das nächste Heimspiel besorgt: Auf der digitalen Plattform. Digitale Ökosysteme sind in Unternehmen längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern vielmehr fest in unseren Alltag integriert.

Wie Banken in die Wertschöpfungskette der digitalen Plattformen gelangen

Aus diesem Beispiel ergeben sich für Banken vielfältige Chancen. Wer sich Linas Stadionbesuch genauer anschaut, merkt, was für eine entscheidende Rolle Payment-Dienste in einem funktionierendem Ökosystem spielen. Die Bank, die eine „Silent Payment“-Lösung anbieten kann, ist auf der Siegesstraße, weil sie den Kunden somit auf der gesamten Wertschöpfungskette begleitet. Digitale Plattformen sind in der Regel einfach über Standard-Schnittstellen (API) erreichbar. Nur wer diese APIs bedienen kann, wird in Zukunft ein Teil der digitalen Partnernetzwerke. Im Falle eines Stadionbesuchs ist es beispielsweise der Caterer, der die Transaktion der Brezel abwickeln muss oder der regionale Nahverkehr, der seine Bahntickets in der Plattform anbietet. Ebenso will der Energieanbieter sein nachhaltiges Beleuchtungssystem direkt über die Plattform beim Veranstalter abrechnen können.

Oft verpassen Banken die Möglichkeit, sich mit ihren Diensten an neue Ökosysteme anzuschließen. Ihre IT-Infrastruktur kann schlichtweg den technischen Entwicklungen nicht gerecht werden. Damit Banken für die Zukunft gut aufgestellt sind, müssen sie zum einem ihre IT modernisieren und zum anderen die neuesten Standards unterstützen. Die Banken werden sich weiter öffnen müssen, um mit verschiedenen Dienstleistern zu kommunizieren und sich als fester Bestandteil der Wertschöpfungskette zu positionieren.

Keine Zukunft ohne Cloud und die neue Nachrichtennorm

Eine cloudfähige IT-Infrastruktur ist für die Bank die Grundvoraussetzung, oft aber noch nicht vollends vorhanden. Da digitale Ökosysteme ein entscheidender Bestandteil der Transformation von Unternehmen sind, müssen Banken schnell reagieren, um das Wettrennen nicht gegen auf den Markt drängende Payment-Dienstleister zu verlieren. Ohne eine moderne Infrastruktur drohen Banken den Geist der Zeit zu verfehlen und damit nicht mehr Teil der Wertschöpfungskette zu sein. Die gute Nachricht: Der Wettstreit ist noch nicht verloren, denn mit der richtigen Umstellung der IT-Infrastruktur löst die Bank direkt ein Problem, mit dem sie sich ohnehin längst beschäftigen sollte.  

Klar bedeutet eine Veränderung an den IT-Systemen eine Herausforderung, doch wer jetzt agiert, sollte gleichzeitig die neue ISO-Norm 20022 einführen. Sie ist der neue Standard, der das Nachrichtenformat im Zahlungsverkehr weltweit regeln soll. Die bisher von der SWIFT-Gemeinschaft verwendeten MT-Formate (Message Types) werden vom neuen Nachrichtenstandard auf Basis einer XML-Syntax, sogenannten MX-Formaten, abgelöst. Eine Umstellung auf ISO 20022, die den Auslandszahlungsverkehr vereinfachen soll, aber gleichzeitig einen großen Wandel nicht nur für Banken, sondern für alle im Netzwerk beteiligten Partner bedeutet – auch die Payment-Service-Provider (PSP) und Acquirer.

Wenn Lina sich entscheidet, mit ihrer Cousine aus England Tickets für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland zu besorgen, dann muss der in der EM-App integrierte Bezahldienst in der Lage sein, MX-Formate zu erzeugen und empfangen zu können. Um das Erlebnis vor Ort perfekt zu machen, sollten bis dahin alle Zahlungen in Echtzeit erfolgen können. Denn sie werden sich ohnehin zum „new normal“ im europäischen Bankenmarkt entwickeln. Darüber hinaus sind Instant Payments für die gesamte Wertschöpfungskette kosteneffizient und beschleunigen den Zahlungsverkehr.

Neue Marktpotentiale mit ISO 20022 erschließen

Mit dem Angebot flexibler, effizienter und integrierbarer Zahlungslösungen bleiben Banken weiterhin langfristiger und wertvoller Partner der gesamten Value Chain. Wenn zum Beispiel Lina ihr Elektroauto nach dem Spiel noch einmal schnell „tanken“ will, wird womöglich bald nur noch die Fahrt über eine Induktionsschleife nötig sein, die automatisch über in-App-Payment abgerechnet wird. Noch schnell ein Getränk im nächsten „Shop&Go“ mitgenommen und beim Verlassen des Ladens automatisch bezahlt. Banken können mit ISO 20022 jetzt die Chance nutzen, um den europäischen Zahlungsverkehr zukunftsfähig zu gestalten und amerikanischen und asiatischen Big Playern die Stirn bieten.

Über die Autorin:

Christiane Neumüller verfügt über langjährige Führungserfahrung in multinationalen Organisationen. In mehr als 20 Jahren hat sie insbesondere Expertise in den Bereichen Zahlungsverkehr, Banking, Kartenmanagement und Processing aufgebaut. Ihre Stärke ist die strategische Geschäftsentwicklung. Bevor sie Partnerin bei der Senacor Technologies AG wurde, hatte sie leitende Positionen in verschiedenen IT-Abteilungen von Banken inne. Als Country Manager und Geschäftsführerin bei der SIA Group war sie für den gesamten deutschen Markt verantwortlich. Bei der UniCredit Group war sie unter anderem als Head of Payment and Cards tätig. Christiane Neumüller ist mit den Trends in der nationalen und internationalen Zahlungsverkehrs- und Kartenbranche vertraut.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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