INNOPAY OPEN BANKING MONITOR DEUTSCHLAND

INNOPAY OPEN BANKING MONITOR DEUTSCHLAND

Die Mehrheit der deutschen Banken fokussiert sich bislang auf PSD2 – OpenBanking Potenzial bleibt weitestgehend unausgeschöpft

Der aktuelle INNOPAY Open Banking Monitor für Deutschland zeigt: Deutsche Banken waren bisher vorwiegend mit der Umsetzung der PSD2 beschäftigt. Alle untersuchten Finanzinstitute bieten nun eine PSD2-konforme, dedizierte Schnittstelle für den Zugang zu Zahlungskonten für Drittanbieter an. Jedoch bieten nur 27% aller untersuchten Entwicklerportale API Funktionalitäten, die über die regulatorischen Mindestanforderungen der PSD2 hinausgehen.

Der INNOPAY Open Banking Monitor liefert ei­nen de­tail­lier­ten Über­blick über den se­quen­zi­ell ak­tua­li­sier­ten Stand der API Ent­wick­ler­por­ta­le und die re­la­ti­ve Po­si­tio­nie­rung im Open Ban­king Markt von mittlerweile über 300 Ban­ken welt­weit. In Deutschland gab es bisher nur einige wenige Pioniere mit öffentlich zugänglichen Entwicklerportalen. Mit der immer näher rückenden Frist für die Umsetzung der technischen Standards im Rahmen der PSD2 Richtlinie haben nun die meisten Banken in Deutschland ein Portal für Ihre „Access-to-Account (XS2A)“ Schnittstellen entwickelt. Damit ist die erforderliche Grundlage für eine detaillierte Analyse des deutschen Bankenmarkt anhand des INNOPAY Open Banking Monitors gelegt.

Der INNOPAY Open Banking Monitor bewertet Entwicklerportale von Banken anhand von zwei Dimensionen:

  • Functional Scope (API Catalogue): Funktionaler Umfang der angebotenen APIs auf der Y-Achse – Hier wird analysiert, welche Daten, Produkte und Funktionalitäten über die APIs der Banken bereitgestellt werden.  
  • Developer Experience: Bewertet die Nutzung des Entwicklerportals und seiner APIs auf der X-Achse anhand
    • der Qualität und Verständlichkeit der API Dokumentation (API Documentation),
    • der Benutzerfreundlichkeit des Portals für Entwickler (Developer Usability) und
    • der Wege der Interaktion mit der Entwickler Community (Developer Community)

Sebastian Kauck, Cluster Lead API Banking, Commerzbank AG

„Wir haben frühzeitig erkannt, welche Chancen für die Commerzbank im Open Banking liegen. Darauf ist unser API Hub ausgelegt und der neue INNOPAY Open Banking Monitor zeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.“

Die Analyse des Deutschen Open Banking Marktes zeigt im Bereich Functional Scope einen mehrheitlichen Fokus auf die Umsetzung der regulatorischen Anforderungen der PSD2. Nur wenige Institute bieten einen funktionalen Umfang der APIs, der die Anforderungen der PSD2 übersteigt. In Bezug auf die Developer Experience ähneln sich die Entwicklerportale einiger deutscher Banken. Dies kann dadurch erklärt werden, dass gut die Hälfte aller untersuchten Portale von einigen wenigen White-Label Providern betrieben werden. Die Banken, die sich dazu entschieden haben, mit einer eigenen Lösung an den Markt zu gehen, verfolgen auch bereits einen über die Anforderungen der PSD2 hinausgehenden Ansatz und verbinden ein erweitertes Angebot an APIs mit einer guten Developer Experience (so z.B. Deutsche Bank, Commerzbank, Fidor und Starfinanz).  

Quelle: INNOPAY, *Die beiden API Hubs der Fiducia GAD und Starfinanz (AHOI HUB) aggregieren zusammen über 1200 Banken 

API Catalogue

Der angebotene Funktionsumfang der APIs deutscher Banken beschränkt sich vorwiegend auf die von PSD2 erforderlichen Funktionen (AIS/PIS/CAF). Knapp 73% der untersuchten Banken stellen nur Schnittstellen mit einem reinen PSD2-Fokus bereit. Hierbei folgen 95% der untersuchten Banken, komplett oder zu Teilen, dem NextGenPSD2 Standard der Berlin Group, wobei auch innerhalb dieses Standards Variation im Funktionsumfang der APIs vorzufinden ist. Dies ist dem Spielraum für die Umsetzung des Funktionsumfang innerhalb des Standards geschuldet (einige Funktionalitäten innerhalb des Berlin Group Standards sind optional). Positiv hervorzuheben sind hier Institute wie die Deutsche Bank, Commerzbank oder der API Hub der Sparkassen (AHOI HUB). Diese Banken bieten auf Ihren Entwicklerportalen bereits Schnittstellen zu Funktionalitäten an, die weit über die regulatorischen Anforderungen hinausgehen. Commerzbank und Deutsche Bank bieten Drittanbietern über ihr Entwicklerportal beispielsweise auch Zugriff auf Funktionalitäten im Wertpapierbereich, und über den API Hub der Sparkassen können selbige auf Kategorisierung und Prognosen von Umsatzdaten zugreifen.

API Documentation

Der regulatorische Fokus spiegelt sich auch in der Dokumentation der Schnittstellen wider. Hier setzen die meisten Banken auf eine ausschließlich technische Dokumentation der Schnittstellen und Testumgebung (da diese unter anderem eine Anforderung der PSD2 ist). Dies zeigt sich bspw. dadurch, dass auf nicht einmal der Hälfte aller untersuchten Entwicklerportale eine generische Beschreibung der angebotenen APIs zu finden ist. Bei Banken, die sich bereits mit Funktionalitäten über die PSD2 hinaus beschäftigen, ist hingegen erkennbar, dass sich die Dokumentation nicht nur auf die technische Funktionsweise konzentriert, sondern auch einen klaren Überblick über die Funktionen, Daten und Mehrwerte der APIs liefert. Diese Banken nutzen bspw. Use Cases zur Illustration der Mehrwerte Ihrer angebotenen APIs. Produktverantwortlichen wird somit die Orientierung auf den Portalen erleichtert und APIs können besser gegenüber Drittanbietern vermarktet werden.

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Developer Usability

Im Bereich der Nutzerfreundlichkeit der Portale sind starke Unterschiede zu erkennen. Viele Banken fokussieren sich lediglich auf die Beschreibung ihrer Schnittstellen über PDF Dokumente und den Zugang zur technischen Testumgebung nur mit Hilfe entsprechender Test-Zertifikate. Best-Practice Beispiele zeigen jedoch freie Zugänglichkeit eines vollumfänglichen Portals mit weitreichendem Funktionsumfang. Diese Portale bieten beispielsweise Funktionalitäten im Bereich App/API Management, Guides und Tutorials zur Nutzung, sowie Tools zur Reduktion des Arbeitsaufwandes für Entwickler wie bspw. Software Development Kits (SDKs). 52% der untersuchten Portale verlangen Zertifikate für lizensierte Drittanbieter für einen vollumfänglichen Zugang zum Portal und nur 13% bieten Entwicklern die Möglichkeit zur Nutzung von SDKs auf Ihrem Portal an.

Developer Community

Nur die wenigsten Banken nutzen Tools zur Unterstützung der Entwicklung einer Developer Community. Hierzu zählen bspw. das Angebot von und die Aktivitäten auf Foren, die Qualität des Supports sowie die Veranstaltung und Teilnahme an Events wie bspw. Hackathons. Nur ein einziges Portal bietet ein Forum, um einen direkten Austausch mit Entwicklern und Drittanbietern zu fördern. Lediglich 13 % der Banken veranstalten eigene Events wie bspw. Hackathons. Hier bleiben große Potenziale zur internen Innovationsförderung und zum Aufbau eines erfolgreichen Partnerökosystems bislang weitestgehend ungenutzt.

Karl Illing, Director Innopay Deutschland

Einige wenige Institute haben den enormen Wert eines API getriebenen Geschäftsmodells bereits erkannt und arbeiten mit gutem Tempo an Ihren Entwicklerportalen, jedoch ist insbesondere im globalen Vergleich festzustellen, dass noch reichlich unausgeschöpftes Potenzial im Ausbau der Open Banking Angebote deutscher Banken liegt“

Empfehlungen an deutsche Banken

Für Banken, die die Vorteile eines offenen Ansatzes und der damit verbundenen Kollaborationen mit Drittanbietern über ein Entwicklerportal ausschöpfen wollen, hat INNOPAY aus der globalen Best-Practice einige Empfehlungen entlang der Komponenten des Monitors abgeleitet: 

  1. Erweiterung des API Scope:

Banken sollten Ihr Angebot an APIs über die Anforderungen der PSD2 hinaus auf weitere Funktionalitäten, Daten und Services erweitern.

  • Zielgerichtete API Documentation:

Banken sollten den strategischen Mehrwert und Nutzen der APIs illustrieren sowie mit Hilfe von Beispielcodes und einer einfachen und international verständlichen technischen Dokumentation der Schnittstellen die Integration für Entwickler erleichtern

  • Einfache Developer Usability:

Ein responsives und einfach zu navigierendes Portal erhöht die Traktion auf dem Portal und erleichtert den Integrationsaufwand für Entwickler. Das Portal sollte Anleitungen und Tutorials enthalten, die das API-Management und die Integration vereinfachen. Die Testumgebung sollte ein möglichst nahes Abbild der Produktionsumgebung darstellen. Hierbei hilft ein gradueller, risikobasierter Ansatz, welcher Testfunktionalitäten barrierefrei zugänglich macht und erhöhte Registrierungsanforderungen für Zugang zur Produktionsumgebung erfordert

  • Förderung der Developer Community:

Die Entwicklerportale sind das Kommunikationszentrum für Kollaboration mit Partnern innerhalb des Ökosystems. Sie sollten Support und Interaktionsmöglichkeiten bereitstellen um einen aktiven Austausch mit und unter Entwicklern fördern. Hierbei helfen die Einrichtung von bzw. die Aktivität auf Foren, Newsletter und innovationsfördernde Veranstaltungen wie bspw. Hackathons.

Der Zustand des Open Banking in Deutschland ist gegenwärtig noch stark vom regulatorischen Druck des PSD2-Zeitplans geprägt. Sobald dieser absolviert ist, werden mehr und mehr Institute über die weitere Öffnung nachdenken. Hierfür bietet der INNOPAY Open Banking Monitor eine sinnvolle Orientierungshilfe. Für detailliertere Informationen zum Open Banking Monitor kontaktieren Sie Tian Genthner via [email protected].

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Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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