Banken haben in vier Jahren viele Millionen Euro in Fintechs und Insurtechs investiert. Wir haben getrackt, wo das Geld der deutschen Geldhäuser hinfloss. Spoiler: nicht unbedingt in die heimischen Fintechs.
Viele Banken investieren in Fintech, um sich den Zugriff auf die neuesten Innovationen in der Finanzindustrie zu sichern. Doch wofür geben die Banken ihr Geld aus, wenn es um den neuesten Scheiß geht? Die folgende Infografik deckt die Investitionstätigkeit von in Deutschland tätigen Banken in Fintech und Insurtech für den Zeitraum von 2020 bis 2024 ab. Sie knüpft dabei direkt an eine unserer Infografiken aus dem Jahr 2020 an.
Die Daten stammen aus öffentlichen Datenbanken, Zeitungsartikeln und Pressemitteilungen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und freuen uns über weitere Hinweise aus der Community für die dann ultimative Liste aller Investments seit 2020.
Meiste Beteiligungen in Deutschland, Schwankungen über die Jahre
Von den 109 identifizierten Start-ups, in die in Deutschland tätige Banken investiert haben, sind 101 Fintechs und acht Insurtechs. 35 der jungen Unternehmen stammen aus Deutschland, darauf folgen Großbritannien mit 29 Beteiligungen und die USA mit 20 Beteiligungen. Die sonstigen 25 Beteiligungen verteilen sich auf Start-ups aus Brasilien, Kanada, der Schweiz, Ägypten, Spanien, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, den Philippinen, Singapur, Schweden und Vietnam.
Während die Investitionstätigkeiten in Fintech weltweit seit 2021 kontinuierlich zurückgehen, zeigt sich bei den Investitionen der in Deutschland tätigen Banken ein anderes Bild: Hier schwankt die Anzahl der Deals stark. Nach einem Höhepunkt im Jahr 2021 mit 33 Investitionen in Fintechs (ohne Insurtechs) sank die Zahl im Jahr 2022 auf zehn. 2023 gab es dann wieder 23 Beteiligungen an Fintechs, für 2024 ist die Zahl wieder auf 14 gesunken.
Commerzbank bleibt Vorreiter
Die meisten Beteiligungen hat die Commerzbank. Wir konnten insgesamt 25 Fintechs identifizieren, in die die viertgrößte deutsche Bank in den vergangenen vier Jahren investiert hat. Davon investierte in 18 Fällen die Beteiligungstochter Commerz Ventures. Sieben Fintechs wurden vom Start-up-Inkubator der Commerzbank unterstützt, der bis 2022 Main Incubator hieß und nun unter dem Namen Neosfer firmiert.
Aktiv ist auch die niederländische ING, die sich über ihre Wagniskapital-Tochter zwischen 2020 und 2024 an 15 Fintechs beteiligt hat. Die Corporate Venture Capital-Einheit der Deutschen Bank hat sich in dieser Zeit an elf Finanz-Start-ups beteiligt.
Bei den Genossenschaftsbanken stechen die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank aus Reinheim, die in Fintech wie Mondu, Zasta oder Mondu investiert hat, und die Berliner Volksbank mit ihrer Wagniskapital-Tochter Berliner Volksbank Ventures heraus. Mit VR Ventures gibt es außerdem seit 2020 einen gemeinsamen Fonds mehrerer Genossenschaftsbanken, darunter die Bank 1 Saar, die Rheingauer Volksbank, die Verbund Volksbank OWL, die Volksbank Bielefeld-Gütersloh, die Volksbank Kassel Göttingen, die Volksbank Rhein-Ruhr, die VR-Bank Südpfalz und die VR-Bank Würzburg. Investiert ist außerdem die Ideal Lebensversicherung.
Nicht alle Banken investieren in Fintech
Jedoch gibt es auch Banken, die in der Start-up-Finanzierung andere Strategien verfolgen als ausgerechnet auf die Fintech-Konkurrenten zu setzen. Die LBBW VC, die unabhängige Venture-Capital-Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, legt ihren Fokus zum Beispiel auf Informationstechnologie- und Life Science-Start-ups, sodass sie in dieser Übersicht nicht vorkommt.
Die KfW steckt ihr Geld nicht direkt in Start-ups, sondern investiert über die Tochter KfW Capital in verschiedene Venture Capital Fonds. Fonds, die sich an Fintech beteiligen, sind dabei 13books Capital, Blackfin Capital Partners und Notion Capital.
Ihr wisst von weiteren Beteiligungen in Deutschland tätiger Banken in Fintechs oder Insurtechs? Wir freuen uns über eure Hinweise. Schickt uns gerne eine E-Mail an [email protected]. Vielen Dank für euer Engagement!