Impulsgeberinnen der Blockchain-Branche – Sarah Gottwald

Themen wie Blockchain und Kryptowährungen gehören längst zur täglichen Berichterstattung und Investoren sehen in der Blockchain und deren Unternehmen eine große Zukunft. Doch obwohl sich immer mehr Akteure damit auseinandersetzen, sind Frauen in der Branche noch selten zu finden. In unserer Reihe stellen wir daher Impulsgerberinnen der Blockchain-Branche vor, die diese entscheidend mitprägen. Dieses Mal: Sarah Gottwald der Blockchain Founders.

Der Prozentsatz der Frauen, die mit Kryptowährung zu tun haben, liegt weit unter dem der Männer. Trotz diverser Bemühungen, auch Frauen für den Themenkomplex zu begeistern, ist die Kryptoszene eine größtenteils von Männern dominierte Branche.

Mit unserer Reihe stellen wir Impulsgeberinnen aus der Blockchain-Branche vor, an denen in der Region DACH niemand mehr vorbeikommt. Sie sind Vorbilder für diejenigen, die sich für die Technologie interessieren und den Erfolg maßgeblich mitgestalten wollen. Nicht zuletzt, weil die Blockchain als Instrument für die Gleichstellung und Inklusion der Geschlechter eingesetzt werden kann.

Heute im Gespräch: Sarah Gottwald, Geschäftsführerin der Blockchain Founders

Wie bist du zur Blockchain gekommen und was genau machst du?

Ich blicke auf eine klassische Karriere im Konzernumfeld zurück, die bei BMW ihren Anfang genommen hat. Meine Laufbahn begann 2013 in einer Controlling-Abteilung, wo ich mich speziell mit Themen rund um das Hoch- und Vollautonome Fahren beschäftigte – ein Bereich, in dem ich vier Jahre lang tätig war. Danach zog es mich in ein internationales Arbeitsumfeld, wodurch ich zur Strategie-Abteilung wechselte. Insgesamt habe ich fünf Jahre damit verbracht, mich mit Kooperationen, M&A-Themen und Business Development zu beschäftigen, insbesondere im Kontext der Digitalisierung. Dieser facettenreiche Hintergrund hat meinen beruflichen Weg sehr geprägt.

Parallel zu meiner Tätigkeit bei BMW entdeckte ich 2017 das erste Mal die Welt von Bitcoin und Co. und begann, mich zunehmend mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Anfangs war meine Beschäftigung mit Blockchain sehr sporadisch, doch ab 2020 vertiefte ich meine Kenntnisse und mein Interesse an diesem Bereich kontinuierlich. Letztendlich führte eine immer intensivere Auseinandersetzung dazu, dass ich Ende 2021 die Entscheidung traf, meine gesamte berufliche Aufmerksamkeit diesem faszinierenden Feld zu widmen.

Meine Entscheidung führte schließlich dazu, dass ich im April 2022 meinen bisherigen Karriereweg verließ. Aufgrund meines Hintergrunds in den Bereichen Business und Finanzen war mir von Anfang an klar, dass mein Ziel im Venture-Capital-Bereich liegen wird.

Nachdem ich zunächst neun Monate lang bei einem VC Fonds in München tätig war, übernahm ich im Januar die Rolle der Geschäftsführerin bei der Blockchain Founders Group. Wir sind ein u.a. Start-up-Incubator und Accelerator, der im Web3/Blockchain Umfeld Start-ups in der Entstehung unterstützt und auch investiert. Weiterhin streben wir weitere Aktivitäten wie das Veranstalten von Konferenzen und Beratungsleistungen für Start-ups im Web3 Umfeld an. Diese Position erlaubt mir, mein gesamtes Wissen und meine Erfahrungen zu nutzen und meine Leidenschaft für Blockchain und Kryptowährungen zu leben, um innovative Projekte zu fördern.

Was reizt dich an dem Thema?

In der Zeit vor meinem beruflichen Wechsel habe ich mir intensiv die Frage gestellt, welche Technologie unser Leben in den kommenden Jahren wohl am stärksten prägen würde. Meine Überlegungen führten mich unweigerlich zu dem Schluss, dass die Blockchain-Technologie eine maßgebliche Rolle einnehmen würde.

Ich realisierte, dass die dezentrale Natur der Blockchain-Technologie sie unabhängig von jeglicher menschlichen Kontrolle, Regierungs-Eingriffen oder organisatorischen Maßnahmen funktionieren lässt. Diese Erkenntnis gepaart mit der ständigen Verfügbarkeit hat mich absolut fasziniert.

Das Feld der Blockchain-Technologie, obwohl noch geprägt von Unwissenheit und Unsicherheit, weckte in mir das Verlangen, Teil dieser aufstrebenden Bewegung zu sein. Es war und ist für mich eine erfüllende Aufgabe, aktiv zur Aufklärungsarbeit beizutragen, Vorurteile abzubauen und insbesondere Frauen zu ermutigen, in diesem technisch geprägten Sektor Fuß zu fassen.

Die Blockchain-Technologie revolutioniert die Art und Weise, wie wir Daten und Informationen speichern und teilen. Statt Informationen zentral zu speichern, werden sie über das gesamte Netzwerk verteilt, was die Sicherheit erhöht und das Risiko von Datenmanipulationen minimiert. Zudem ermöglichen Smart Contracts, die auf Blockchain basieren, die Automatisierung komplexer Abläufe und bieten Lösungen für Vertrauensprobleme, indem sie einen unveränderbaren und transparenten Ablauf von Transaktionen garantieren. Die immense Kraft dieser Technologie zeigt sich in ihrer Fähigkeit, unser Verständnis von Transaktionen und Datenintegrität grundlegend zu verändern.

Warum sollten sich künftig alle mit Kryptos und Blockchain auseinandersetzen?

Im Zentrum meiner Auseinandersetzung mit Blockchain und Kryptowährungen steht das Prinzip der Souveränität: die Souveränität über unsere eigenen Daten und unser Geld, einschließlich des Schutzes vor Inflation. Leider beschäftigen sich viele Menschen erst mit dem Thema Souveränität, wenn sie mit einem Problem konfrontiert werden – oft ist es dann allerdings schon zu spät. Unsere Gesellschaft ist es teilweise gewohnt, Verantwortung abzugeben (z.B. über Banken) und ggf. anderen die Schuld für auftretende Probleme zuzuschreiben.

Anstatt die Verantwortung abzugeben, bevorzuge ich es, meine Entscheidungen bewusst und eigenständig zu treffen. Auch wenn dies oft den unbequemen Pfad bedeutet, so führt er doch letztendlich zu größerer Freiheit und Unabhängigkeit. Genau hier kommt die Blockchain-Technologie ins Spiel. Sie ermöglicht uns, die Kontrolle über unsere digitale Identität und unser Vermögen zurückzuerlangen und ermutigt uns, diese Verantwortung anzunehmen.

Darüber hinaus repräsentieren Kryptowährungen und Blockchain möglicherweise die Zukunft der Finanz- und Informationssysteme. Das Potenzial dieser dezentralisierten Systeme kann die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen und Transaktionen durchführen, fundamental verändern. Sie ermöglichen Peer-to-Peer-Transaktionen ohne die Notwendigkeit eines intermediären Dritten, was zu erhöhter Effizienz und Autonomie führen kann. Zusätzlich bietet die Unveränderlichkeit der Blockchain-Technologie ein hohes Maß an Sicherheit und Vertrauen, das in traditionellen Systemen oft fehlt.

Welchen Anteil trägst du daran, dass das Thema in der Masse ankommt?

In meiner beruflichen und privaten Laufbahn sind meine Aktivitäten eng miteinander verknüpft und dennoch klar unterschieden:

Auf privater Ebene habe ich gemeinsam mit Katharina Zeuch den Podcast „Blocktales“ ins Leben gerufen. Unser Anliegen ist es, die Geschichten verschiedener Menschen des Blockchain-Ökosystems zu teilen und ihre Motivationen und Interessen besser zu verstehen – ganz so, wie in diesem Interview. Zudem bin ich als Mentorin im Rahmen der Talents Programme des Frankfurt School Blockchain Centers aktiv und unterstütze die dortigen Initiativen.

Beruflich betrachtet, bekleide ich die Position der Geschäftsführerin bei der Blockchain Founders Group (https://blockchain-founders.io/). Als Start-up Incubator und Accelerator haben wir uns darauf spezialisiert, Start-ups in ihrer Frühphase zu unterstützen. Wir versuchen alle relevanten Bereiche abzudecken: Product-Market-Fit, Marketing, Vertrieb, Fundraising, Kommunikation und die Blockchain-Technologie an sich und vieles mehr. Diese Unterstützung erfolgt im Rahmen eines strukturierten dreimonatigen bzw. sechswöchigen Programms (abhängig vom Stadium des Start-ups), am Ende dessen entscheiden wir, ob wir an die Vision und das Team des Start-ups glauben.

Wir sehen in der Blockchain-Technologie große Potenziale, um Geschäftsmodelle zu revolutionieren – insbesondere in den Bereichen Finanzdienstleistungen und Fertigung.

Wir verbinden technologisches Wissen mit Investitionen und unternehmerischer Expertise. Dank unserer Expertise und unseres Netzwerks – bestehend aus Meinungsführern und erfahrenen Unternehmern im Blockchain-Bereich – sind wir in der Lage, Gründerteams gründlich zu evaluieren und die besten Ideen zu fördern.

Bis heute haben wir bereits 20 Start-ups begleitet, die nun Teil unseres Portfolios sind, und wir sind ständig auf der Suche nach neuen, aufstrebenden Talenten.

Unser Engagement zeigt sich auch in unserer Mentoring-Arbeit: Wir versprechen insbesondere in der Anfangsphase wöchentliche Sitzungen mit unseren Portfolio-Start-ups. Weiterhin haben wir einen Pool an Beratern, die unsere Start-ups in einer Vielzahl von Bereichen unterstützen: von der Einführung von Investoren und Leads, über den Unternehmensaufbau, bis hin zu rechtlicher und steuerlicher Beratung.-

Welche Social Media-Plattformen sind für dich und deine Arbeit besonders wichtig bzw. welche nutzt du?

LinkedIn hat sich für mich zur wichtigsten Plattform entwickelt. Mit nahezu 7.000 Kontakten in meinem Netzwerk habe ich die Möglichkeit, schnell eine große Anzahl von Personen zu erreichen. Dies ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn es darum geht, Informationen zu teilen oder Feedback einzuholen.

Neben LinkedIn nutze ich auch Twitter bzw. nun „X“ regelmäßig, um mich über aktuelle Themen zu informieren und auf dem Laufenden zu bleiben. Des Weiteren bin ich Mitglied in verschiedenen Blockchain-Gruppen auf WhatsApp und Telegram. Diese ermöglichen mir, mich direkt mit Gleichgesinnten auszutauschen und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.

Zuletzt verfolge ich auch diverse Newsletter, die hochwertige Inhalte bieten. Sie stellen eine ergänzende Informationsquelle dar und helfen mir, ein umfassendes Bild der Branche und ihrer Entwicklungen zu bekommen. Sehr empfehlen kann ich:

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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