Impulsgeberinnen der Blockchain-Branche: Kristina Walcker-Mayer

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Am Thema Blockchain und Kryptowährungen kommt nun niemand mehr vorbei. Die Berichte und Podcasts zu dieser Branche nehmen täglich zu und Startups sprießen wie Pilze aus dem Boden. Investoren sehen in der Blockchain eine große Zukunft, weswegen das Geld locker sitzt.

Aber unbestreitbar liegt der Prozentsatz der Frauen, die mit Kryptowährung zu tun haben, weit unter dem der Männer. Zwar gibt es diverse Bemühungen, auch Frauen für die Blockchain zu gewinnen – aber Umfragen, Forschungsstudien und vor allem private Beobachtungen bestätigen ihre Unterrepräsentanz. Im Jahr 2020 lag der Prozentsatz der weiblichen Startup-Gründer bei gerade 16 Prozent. In Sachen Blockchain zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Kryptoszene ist weiterhin eine größtenteils von Männern dominierte Branche.

Wir ändern das jetzt und stellen – längst überfällig – ab heute insgesamt fünf Frauen vor, an denen in der Region DACH niemand vorbeikommt, der sich mit dem Thema Blockchain beschäftigt.

Die Frauen eint, dass sie sich seit Jahren für die Technologie interessieren, den Erfolg maßgeblich mitgestalten und daran arbeiten, dass die Blockchain und Kryptowährungen in der Masse der Gesellschaft ankommen. Nicht zuletzt, weil die Blockchain als auch Instrument für die Gleichstellung und Inklusion der Geschlechter eingesetzt werden kann.

Blockchain Kristina Walcker-Mayer

Heute im Gespräch: Kristina Walcker-Mayer

Seit September letzten Jahres ist Kristina Walcker-Mayer Chief Product Officer bei Bitwala, eine Neobank, die sich mit Interesse an den virtuellen Währungen Bitcoin und Ethereum richtet. Bitwala bietet für die Kunden ein klassisches Girokonto, außerdem eine einfache Krypto-Handelsoption. Walcker-Mayer war zuvor bei N26 und Zalando tätig.

Wie bist du zur Blockchain gekommen und was genau machst du?

Die Erwartungen von Kund*innen an Finanzdienstleister haben sich in den letzten Jahren stark verändert, der Bankenbereich bedarf dringend disruptiver Innovationen. Mit inkrementeller Innovation, also der schrittweisen Optimierung von bereits Bestehendem, werden wir keine befriedigenden Lösungen für die Kundenprobleme von heute finden. Auch die Challenger-Banken haben es bis heute nicht geschafft, wirklich innovative, kompetitive Sparprodukte zu lancieren.

Die Blockchain-Technologie bietet die Chance, das Finanzsystem von Grund auf neu zu denken. Es ist eine revolutionäre Technologie, die es uns ermöglicht, Werte ohne eine dritte Partei zu übertragen und Kryptowährungen, ein dezentralisiertes Finanzwesen und den Aufbau eines globalen, transparenten und offenen Finanzsystems hervorgebracht hat. 

Ich baue seit über zehn Jahren disruptive digitale customer-facing Produkte und bin fasziniert von der Blockchain-Technologie, weil sie innerhalb der nächsten Jahre einen großen Einfluss auf diesen Bereich haben wird. Als Chief Product Officer bei der Neobank Bitwala kann ich den Wandel, den die Blockchain-Technologie ermöglicht, mitgestalten und sie dazu nutzen, bewährte Kundenprobleme disruptiv zu lösen. Konkret bin ich bei Bitwala unter anderem für die Entwicklung von Produkten und Features verantwortlich, die es Menschen ermöglichen, einfach und sicher in Kryptowährungen zu investieren.

Was reizt dich an dem Thema?

Die Blockchain-Technologie wird in vielen Bereichen unseres Lebens einen Umbruch bewirken, den wir uns aktuell noch gar nicht vorstellen können. Drittparteien, von denen wir heute noch abhängig sind, wie zum Beispiel zahlreiche Ämter, werden durch die Blockchain-Technologie obsolet. Besonders spannend finde ich, dass wir mit der Umsetzung dieser Technologie in konkrete Use-Cases noch ganz am Anfang stehen.

„Die Blockchain-Technologie wird einen Umbruch bewirken, den wir uns aktuell noch gar nicht vorstellen können.“

Das erinnert mich an das Aufkommen der Mobile-Technologie Ende der Nullerjahre, das ich gleich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Wer hätte sich damals träumen lassen, was sie alles ermöglichen würde? Heute machen wir doch beinah alles ganz selbstverständlich mit mobilen Endgeräten: Mit wenigen Klicks können wir mobil ein Auto leihen, einen Tisch im Restaurant reservieren, eine Reise buchen oder einen Termin beim Arzt vereinbaren.

Das Smartphone ersetzt unsere Hausschlüssel, unsere Geldbeutel mit Geldkarten und Bahntickets. Die Mobile-Technologie hat viele Bereiche unseres Lebens schneller, einfacher und effizienter gemacht. Die Blockchain-Technologie wird eine ähnliche Revolution bewirken.

Warum sollten sich künftig alle mit dem Thema Krypto und Blockchain auseinandersetzen?

Das hängt davon ab, wen man unter „alle“ versteht – Unternehmen, Endverbraucher*innen, die öffentliche Hand? Neben der Künstlichen Intelligenz gehört Blockchain für mich zu einer der spannendsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit. Ihr Vorteil: Es braucht keine zentrale Instanz, der alle Marktteilnehmer vertrauen müssen – und damit gibt es auch keinen zentralen Schwachpunkt, der durch technische Störungen lahmgelegt werden kann oder menschlichen Fehlern unterliegt. Ganz wichtig: Blockchain ist nicht mit Kryptowährungen gleichzusetzen. Es gibt viele Use Cases aus den unterschiedlichsten Branchen, die auf der Blockchain aufbauen, zum Beispiel die manipulationssichere Nachverfolgung von Lieferketten in der Lebensmittelindustrie. Denken wir an die Verwaltung, so lassen sich mit Hilfe der Blockchain Buchungsprozesse, die Prüfung von Eigentumsverhältnissen oder die klassische Sachbearbeitung effizienter machen. 

Welchen Anteil trägst du daran, dass das Thema in der Masse ankommt?

Blockchain und Krypto sind sehr komplexe Themenfelder und als Produktverantwortliche bei Bitwala besteht ein wichtiger Teil meiner Aufgabe darin, darüber aufzuklären und sie einfach zugänglich zu machen. Die Produkte, die wir entwickeln, können noch so gut sein – ohne das Vertrauen unserer Kund*innen werden wir ihre Probleme nicht lösen können.

Blockchain Kristina Walcker-Mayer

In der breiten Masse haben Kryptowährungen vielfach eine negative Konnotation, Stichwort Betrug im Darknet oder BaFin-Warnung. Natürlich ist es mit einem Risiko verbunden, in Kryptowährungen zu investieren aber so verhält es sich auch mit ETFs und Aktien. Wir müssen besser aufklären, Potentiale aufzeigen, Ängste nehmen und Neugierde wecken. 

Ich will außerdem dazu beitragen, dass mehr Frauen anfangen, sich für Kryptowährungen zu interessieren und es als Anlagemöglichkeit für sich entdecken – zu lange war Krypto eine reine Männerdomäne. Frauen sollten es nicht verpassen, sich einen „Teil des Kuchens” zu sichern. Es dauert nicht mehr lange, bis die 21 Millionen Bitcoins weg sind und dann teuer verkauft werden. Es wäre schade, wenn wir zu wenig Diversität in der Aufteilung dieses Assets hätten.

Welche Social Media Tools sind für dich und deine Arbeit besonders wichtig bzw. welche nutzt du für deine Expertise als Blockchainexpertin?

Ich bewege mich oft und gerne auf Twitter. Der Kurznachrichtendienst ist für mich nach wie vor der erste Weg, um mich mit Mitgliedern der Tech-Branche zu vernetzen und dient für mich als eine Art Sprungbrett, um mich zu Tech-Themen auf den neuesten Stand zu bringen. Twitter macht es einem sehr einfach, seine Gedanken zu teilen und schnell mit anderen ins Gespräch zu kommen. 

Dem neuesten Hype – Clubhouse – kann auch ich mich nicht entziehen. Die App hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Ähnlich wie bei Twitter kann ich hier easy mein Netzwerk erweitern und neue Impulse zu Themen, die mich interessieren, abgreifen – die deutsche und internationale Kryptoszene sind stark vertreten. Ich muss aber auch sagen, dass es mein Zeitmanagement vor große Herausforderungen stellt und ich mich frage, woher viele Leute die Zeit nehmen, täglich mehrere Stunden in Talks auf der App zu verbringen. Ansonsten kann ich den Block52 Podcast (von Katharina Gehra) empfehlen. 

In unserer Reihe „Impulsgeberinnen der Blockchain-Branche“ bereits erschienen:

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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