Heute startet das Fintech Grünfin mit einem Angebot in Deutschland. Das Versprechen: Die Anleger:innen sollen hier ihr Geld mit positiver Wirkung auf Klima, Gesundheit und Gleichberechtigung investieren können. Die Mitgründerin Karin Nemec hat uns ein bisschen mehr über die Hintergründe verraten.

Gegründet wurde Grünfin 2020 in Estland von CEO Karin Nemec, die vorher bei der Swedbank als „Director Corporate Products“ arbeitete, und Triin Hertmann, die als Finance-Managerin u. a. bei Skype und TransferWise tätig gewesen ist und COO des Fintech ist.

Klarer Fokus auf den Impact der Anlage-Produkte

„Nachhaltig investieren“ – immer mehr Anlageformen kommen auf den Markt, die den Kund:innen versprechen, dass sie ab jetzt „grün“ investieren. Das Problem dabei ist nur, dass die Kund:innen dann mit Beschreibungen der ESG-Kriterien mehr oder weniger allein gelassen werden. So bleibt nur kritisches Studium eines Wust von Unterlagen der gewählten Fonds und ETFs, oder schlichtes Vertrauen. 

Das sieht auch Karin Nemec so: „Nur ein kleiner Prozentsatz aller ‚nachhaltigen‘ Fonds hat sich die positive Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft als klares Ziel gesetzt. Andere berücksichtigen diese Faktoren zwar, gehen aber nicht voran, wenn es um konkrete Maßnahmen geht.“ Das mache die nachhaltige Geldanlage für Anleger:innen schwer durchschaubar. 

Grünfin will sich deshalb auf den Impact der Anlage fokussieren, so wie es in Artikel 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) definiert wird. Die Kund:innen erhalten Informationen darüber, wie die Wirkung ihrer Anlagen konkret aussieht.

Einfache Anlage mit übersichtlichem Gebührenmodell – gerade für Frauen

Grünfin bietet drei thematische Anlageschwerpunkte: Klimaschutz, Gesundheit und Gleichberechtigung. Die Auswahl der ETFs für jedes Portfolio übernimmt das Analystenteam des Fintech. Im Portfolio sollen nur Unternehmen landen, die tatsächlich eine positive Wirkung auf ihr jeweiliges Geschäftsfeld entfalten. Besonderen Wert legen die Gründerinnen auf die Einfachheit des Produkts und die Transparenz. Denn wie Nemec ausführt, sind „viele Menschen, die sich für nachhaltige Geldanlage interessieren, zugleich Erstanleger:innen.“ 

Grünfin richtet sich ausdrücklich an Frauen, die das Fintech dazu befähigen will, „informierte und selbstbewusste Anlegerinnen zu werden, indem wir darüber aufklären, welche ‚Stimme‘ ihr Geld haben kann, um eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.“

Ein trauriger Umstand erklärt auch, warum sich das Fintech gerade Deutschland für seine Expansion ausgewählt hat:

„Deutschland weist eine der größten Rentenlücken in Europa auf – 2019 erhielten Frauen über 65 in Deutschland eine Rente, die im Durchschnitt 36 Prozent niedriger war als die von Männern. Das liegt meilenweit hinter Ländern wie Estland (2 Prozent) oder Dänemark (7 Prozent) zurück.“ 

Karin Nemec, Mitgründerin und CEO Grünfin.

Um diese Rentenlücke zu schließen, tätigen Frauen verstärkt langfristige Investitionen, sind aber stärker an den positiven Auswirkungen ihrer Geldanlagen interessiert. 

Den Weg zur nachhaltigen Geldanlage will Grünfin nicht nur mit Übersicht und Transparenz bei der Produktauswahl vereinfachen, sondern auch mit einem einfachen Gebührenmodell. Bis zu einer Anlagesumme von 1.000 Euro ist der Service kostenlos. Ansonsten wird eine monatliche Pauschale von 3,90 Euro fällig. Die Flatrate deckt alle Transaktionen sowie bei Bedarf das Rebalancing des persönlichen Portfolios ab. Für langfristige Überperformance des Portfolios erhebt Grünfin eine Erfolgsprämie in Höhe von 15 Prozent der Erträge, die das geschätzte Ertragsziel überschreiten.

Besonderen Wert legt Grünfin auf die Transparenz, um den Impact der Investments zu zeigen.

Mindestens einmal im Jahr kontrolliert das Investment-Team die Portfolios, um die ursprüngliche angestrebte Vermögensaufteilung beizubehalten und von Marktbewegungen zu profitieren. 

Maßnahmen gegen „Greenwashing“

Um das Versprechen einzulösen, nur Fonds anzubieten, die tatsächlich einen Impact liefern, nutzt Grünfin eine ganze Reihe von eigenen Faktoren, um so aus über 300.000 Fonds die besten acht auszuwählen. Karin Nemec erklärt: „Wir bevorzugen Fonds, die sich Impact zum Ziel gesetzt haben. Zudem schauen wir uns etwa Gewinne von ‚grünen‘ gegenüber sogenannten ‚braunen‘ Quellen an; auch CO₂-Emissionen im Verhältnis zum Umsatz, der Anteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten oder bestehende Verstöße gegen den UN Global Compact werden für die Bewertung herangezogen.“

Um „Greenwashing“ zu vermeiden, verwendet Grünfin verschiedene Datenlieferanten und kontrolliert die Erfüllung der Kriterien aus Artikel 8 und 9 der SFDR. Zudem prüft es, ob Vermögensverwalter ihre Stimmen in den Aufsichtsräten auch dazu nutzen, die Nachhaltigkeitsagenda von Unternehmen positiv zu beeinflussen.

Bekannte Investoren vertrauen in Grünfin

In das seit 2021 nach MiFID II zertifizierte Fintech haben bekannte Investoren 2 Mio. Euro gesteckt. Zu den Investoren gehören Norrsken VC, das von Klarna-Mitbegründer Niklas Adalberth gegründet wurde. Zu den weiteren Unterstützern zählen Superangel, Lemonade Stand sowie eine Reihe von Angel-Investoren mit Erfahrungen bei Wise, Pipedrive, Skype und Wire.

Am Erfolg auch auf dem deutschen Markt zweifelt Nemec nicht: „Obwohl das Thema Nachhaltigkeit auf dem Vormarsch ist, mangelt es an nachhaltigen Anlagen, die den Impact wirklich in den Vordergrund stellen, ohne dabei Abstriche bei der Performance zu machen. 

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