Sophie Turner war lange bei der Finanzmarktaufsicht und hat dann das Fintech Beatvest gegründet. Warum sie Deutschland für rückständig beim Bezahlen hält – und sie aktuell Null Euro in der Brieftasche hat.

Wer bist Du und was machst Du?

Ich heiße Sophie und bin Mitgründerin von Beatvest, einer Investment-App für Anfänger:innen. Mit der Beatvest-App können Menschen Investieren lernen, ähnlich wie bei Duolingo – in kurzen Einheiten und einfacher Sprache. Ursprünglich aus München habe ich lange im Ausland gelebt und bin ein großer Fan von Diversität und internationalen Kulturen. Ich bin seit 10 Jahren in der Finanzbranche tätig und habe viel Zeit in der Finanzmarktaufsicht in Großbritannien (FCA) und Amerika (SEC) verbracht und mich auf Marktinfrastruktur und Kapitalmarkt spezialisiert.

Wie viel Geld hast Du gerade im Portemonnaie?

Null Euro.

Ich habe viele Jahre in London gelebt und mich dort komplett an bargeldloses Zahlen gewöhnt. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland war ich erstaunt, wie verbreitet Bargeld hier noch ist. Das ist oft ein Nachteil für mich, besonders bei meinem lokalen Späti.

Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?

Schon als Teenager interessierte ich mich für Finanzen. Die globale Wirtschaftskrise von 2008 und die umfangreiche Berichterstattung darüber fesselten mich. Mein Studium hatte einen Wirtschaftsfokus und führte mich direkt ins Banking und zur Finanzmarktaufsicht. Von der Regulierungsseite wechselte ich schließlich in die Start-up-Welt, blieb aber dem Finanzsektor treu.

Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?

Derzeit legen weniger als 17 Prozent der Deutschen Geld am Kapitalmarkt an. Mein Ziel ist es, diese Zahl zu erhöhen und über 80 Prozent der Bevölkerung zu langfristigen Investor:innen zu machen.

Jede Person in Deutschland sollte eine finanzielle Grundbildung erhalten. Denn neben dem Zugang zum Kapitalmarkt ist es wichtig, zu wissen, wie man diesen strategisch nutzt. Ohne dieses Wissen gleicht es einer Autofahrt ohne Führerschein.

Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?

Fintechs sind die Zukunft. Nur wenige traditionelle Finanzinstitutionen werden die nächsten Dekaden überleben, ohne Partnerschaften mit Fintechs einzugehen. Viele traditionelle Finanzunternehmen kämpfen mit veralteten Infrastruktursystemen, politischem Agieren und Ineffizienz. Zudem erreichen sie wichtige Zielgruppen, wie jüngere Menschen, nicht mehr.

Fintechs hingegen können schnell agieren, innovativ sein und sprechen oft Zielgruppen an, die der traditionellen Branche verwehrt bleiben. Oft fehlt es Fintechs jedoch an Kapital und Reichweite. Daher ergänzen sich Fintechs und traditionelle Einrichtungen sehr gut.

Wenn Du Finanzminister:in wärst, was würdest Du sofort ändern?

Ich würde umfassende Steuerinitiativen für langfristige Geldanlagen einführen, ähnlich wie die ISAs in Großbritannien. Dazu würde ich ein relevantes Marketing- und Bildungskonzept entwickeln, denn ohne Verständlichkeit und Kommunikation werden die wenigsten Otto-Normalverbraucher:innen ein solches Angebot nutzen. Der Ansatz des Altersvorsorge-Depots der Regierung ist spannend, aber für mich nur der Anfang.

Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag jetzt nicht “Lesen und Freunde treffen”?

Ich liebe Politik und Philosophie und diskutiere gerne über abstrakte Konzepte und das Weltgeschehen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Wassersport – ob Segeln oder Kitesurfen, am liebsten wäre ich jeden Tag am Wasser.

Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?

Mit ApplePay.

Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?

Zum Investieren natürlich Beatvest. Ansonsten nutze ich meine Banking-App und für Finanznachrichten nutze ich die Financial Times.

Das könnte Dich auch interessieren:

Schlagwörter
Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!