Dürfen wir vorstellen: Richard Dratva von CREALOGIX
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Richard Dratva unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Richard Dratva unsere Fragen. Richard ist Co-Founder und Chief Strategy beim Digital-Banking-Softwareanbieter CREALOGIX.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Richard Dratva. Ich bin Digital-Banking-Experte, Mitgründer und Strategiechef beim Schweizer Fintech-Top-100-Unternehmen CREALOGIX. Als einer der weltweiten Marktführer im Digital Banking entwickelt und implementiert CREALOGIX innovative Fintech-Lösungen für die Finanzinstitute von morgen.
Neben der Schweiz ist mittlerweile Deutschland längst zu unserem Heimmarkt geworden. Meine berufliche Laufbahn begann ich bei der UBS und gleich nach der Gründung von CREALOGIX war ich 1997 als Projektleiter für die Credit Suisse für die Konzeption und Einführung der ersten Schweizer Onlinebank verantwortlich.
Seitdem habe ich zahlreiche innovative Digitalisierungsprojekte in den Bereichen Retail und Wealth Management geleitet. Ich bin fasziniert von dem fundamentalen Transformationsprozess, in dem sich die Bankenwelt aktuell befindet und es macht Spaß, hierzu einen aktiven Beitrag zu leisten.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Bei der UBS habe ich die Banking-Industrie von Grund auf kennengelernt. Mit digitalem Banking bin ich erstmals in den Neunzigerjahren während meiner Dissertationszeit an der Universität St. Gallen in Berührung gekommen. Wir haben im Forschungsprojekt versucht, mein privates Konto an das EDIFACT System anzuschließen und elektronische Multibank-Zahlungen durchzuführen. Gelungen ist uns dies damals nicht ganz…
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Als im Jahr 2010 das Buch „Bank 2.0“ von Brett King herauskam. Damals wurde klar, dass der „alte“ Finanztechnologie-Begriff durch ein neues, von der Start-up-Welt geprägtes FinTech-Verständnis abgelöst wird.
Wie definierst Du FinTech?
Der Begriff wird heute sehr breit verwendet, aber im Kern bedeutet er für mich, Banktraditionen mit Technologie aufzubrechen, und zwar aus einer klaren Kundennutzen-Perspektive. Dafür muss man kein Start-up sein, aber Start-ups können dies aufgrund ihres Selbstverständnisses besser.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Etablierte Unternehmen sind besser darin, komplexe und große Strukturen zu managen und punkten gegenüber FinTechs vor allem bei der persön-lichen Kundenbetreuung – zumindest im Anlagegeschäft.
Was kann man von FinTechs lernen?
Agilität, Kreativität und Innovationskraft, die Bereitschaft, ins kalte Wasser zu springen und eine konsequente Kundenorientierung zu leben. Während bei FinTechs ein solches Mindset ganz selbstverständlicher Teil ihrer digitalen DNA ist, besteht hierin für etablierte Institute, die über Jahrzehnte hinweg völlig anders agiert haben, die wohl größte Herausforderung.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Weil Veränderung in etablierten Unternehmen weh tut, da man am eigenen Stamm schneiden muss – und weil der Druck, die Digitalisierung entschieden voranzutreiben, immer noch nicht groß genug ist.
Hinzu kommt, dass etablierte Finanzinstitute keine R&D-Tradition haben. Vor dem Aufkommen der FinTechs waren dort Innovationsabteilungen höchst selten, stattdessen haben Banken geschickt Innovationen eingekauft. Nun aber kopieren diese Innovatoren das Bankgeschäftsmodell anstatt nur die Innovationen anzudienen.
„Innovatoren kopieren das Bankgeschäftsmodell anstatt nur die Innovationen anzudienen.“
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich wäre dann sicher in einem Bereich tätig, in dem genauso viele Veränderungen anstehen, denn das hieße immer genügend interessante und herausfordernde Aufgaben.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
In der Garage von Rick & Morty, dort geschehen immer die verrücktesten Sachen!
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Mit Stephen Colbert. Fünf Mal in der Woche intelligente Unterhaltung auf Top-Niveau zu liefern – wie macht er das?