Gesichter der Branche – Alexandria Gessner von der Solarisbank

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Jetzt haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Alex Gessner von der Solarisbank

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Alex Gessner, meine Pronomen sind sie/ihr und ich bin Vice President Onboarding & Integration bei der Solarisbank. Dieser fancy Titel bedeutet, dass ich mehrere Teams von über 30 Leuten Personen, die dafür sorgen, dass unsere Parter:innen blitzschnell unsere Plattform nutzen und ihren Kunden Finanzprodukte – und -dienstleistungen anbieten können, ihr Portfolio diversifizieren und wachsen können.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Morgens erinnern mich unsere beiden Katzen daran, dass es überhaupt noch nie was zu fressen gab. Meistens klappt es danach mit Krav Maga oder Crossfit. Dann setze ich mich an den Laptop und stehe viel zu lang nicht mehr auf. Manchmal laufe ich während Meetings 10.000 Schritte auf dem Walking Pad und schaffe es einmal die Woche abends zum Bouldern. Bevor das jetzt zu beeindruckend klingt, hier noch eine Ergänzung: Ich betreibe alle meine Hobbies mit sehr viel Begeisterung und sehr wenig Talent. Ansonsten wird gelesen, Ziel ist: 100 Bücher pro Jahr.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Es ist einfach wahnsinnig spannend, die Gegenwart und Zukunft der Branche so aktiv mitgestalten zu können. Nach vielen Jahren in einem großen Corporate beeindruckt mich immer noch die Agilität.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Ich wollte noch nicht mal in der Finanzbranche arbeiten! Ich bin eher zufällig in der Branche gelandet. Ich wusste nach dem Abi nicht, was ich machen will und bin mit 500 Euro nach England ausgewandert. Der Plan war, ein Auslandsjahr zu machen und ich habe zuerst bei einer Firma gearbeitet, die Videospiele testet. Das war auf Freelance-Basis, weshalb ich am Monatsanfang nicht wusste, was am Ende dabei herumkommt, also musste ich mir einen „Erwachsenen“-Beruf suchen und der war zufällig bei einer Kreditkartenfirma, aus einem Jahr wurden vier und plötzlich war ich tief in Kreditkarten und Payments und allem, was dazu gehört.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Ich stecke sie mit meiner Leidenschaft für ein dynamisches Umfeld an, erzähle von meinen sagenhaft besten Teams, meinen fantastischen KollegInnen und davon, wie wir mit unserem Frauennetzwerk futura die Finanzbranche umkrempeln.

Wie definierst du Erfolg?

In Bewegung, Wachstum und Fortschritten. An manchen Tagen muss man die mit der Lupe suchen und andere Tage enden mit einem riesigen Sprung nach vorne. Gilt für alles: finanzieller Erfolg, persönlicher Erfolg, beruflicher Erfolg. Für mich bedeutet es auch Bewegung im Denken: Hat man es geschafft, Menschen zum Umdenken zu bringen – zum Beispiel einen Millimeter weg von veralteten Weltbildern und Führungsstilen und näher zu einer inklusiven und gerechten Community.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Anpassungsfähigkeit und KundInnenzentrierung. In Deutschland hinken wir mit der Digitalisierung noch so hinterher, dass es große Incumbents schon für innovativ halten, WLAN in Filialen anzubieten. KundInnenbedürfnisse haben und werden sich verändern, Unternehmen, die hier nicht auf Diversität an Entscheidungstischen setzen, werden zusehen müssen, wie der Wettbewerb an ihnen vorbeizieht.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Wenn’s gut läuft: mein Handy, meistens ist das aber auf mysteriöse Art verschwunden. Im Rucksack findet man sonst noch Kopfhörer und Proteinriegel.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

How to lift each other up. Dass man für die eigenen Ideale, Werte und Ziele einstehen kann und sich selbst immer wieder hinterfragen darf. Man kann von mir lernen, was soziale Gerechtigkeit bedeutet, wie man Privilegien hinterfragt und Stereotypen „unlearned“, wie man aktivistisch für eine bessere Zukunft kämpft, und wie die beste Excelstruktur für die Urlaubsplanung aussieht. Meine Frau würde hinzufügen: Du kannst erstaunlich gut kreativ im Auto fluchen. Aber sowas würde ich natürlich nie erwähnen.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

#TeamBeides – allein schon, weil das Büro für mich über 500 Kilometer weit weg ist. Also aktuell 75% Homeoffice, für focus work, 25% Büro für Teamwork, Kreativität und den besseren Ausblick.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Oh, das ist schwer. Ich bin immer begeistert, wenn ich hinter die Kulissen schauen kann, ob das im Lehrer:innenzimmer, auf Großbaustellen, in der Marketingabteilung von Netflix oder bei der Obama-Stiftung wäre. Nur um alle Unternehmen, die tierische Produkte verarbeiten oder Produkte an Tieren testen, mache ich einen großen Bogen.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Ich würde viel früher netzwerken, damit hätte ich mir viel Zeit und Umwege in der Karriere sparen können.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

… eine Strategie entwickeln, die unsere Gesellschaft stärkt. Stichpunkte, bevor hieraus ein ganzes Buch wird: Ehegattensplitting abschaffen, solidarisches Grundeinkommen, bessere Förderung und vereinfachte Startbedingungen für Start-ups. 

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Spenden, anlegen, meiner Mutter eine Eigentumswohnung kaufen und eine Boulderwand in meinem Arbeitszimmer einbauen.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Frisch gekochter Brokkoli, den ganzen Tag (großes Sorry geht raus an unseren CFO, Thom!).

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Definitiv Kanada.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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