Fractal transformiert mit der Blockchain den Identifikationsprozess

Fractal transformiert mit der Blockchain den Identifikationsprozess

Was haben die Produktion von Schmuck aus dem 3D-Drucker und die Kundenauthentifizierung gemeinsam? Nichts! Dennoch kennt sich Julian Leitloff in beiden Welten aus, denn ehe er 2017 das Berliner Unternehmen Fractal gründete, hatte er mit einem Freund sein erstes Start-up an den Markt gebracht.

Leitloff startete zunächst bei der Deutschen Bank in Frankfur. In dieser Zeit kam er das erste Mal mit dem KYM/AML-Prozess in Kontakt. Parallel studierte er in Mannheim, später an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen am Bodensee Wirtschaftswissenschaften und schrieb seinen Abschluss über Equity Crowdfunding machen. Mit Schmuck oder dessen Produktion hatte er bis dahin wenig am Hut, doch dann begeistert ihn ein Freund für dieses Thema, pries es als „das Ding der Zukunft an“. Das gemeinsame Unternehmen „Stilnest“ vertrieb Ringe, Ketten oder Armbänder aus dem 3D-Drucker von internationalen Designern. Das war 2012 und Leitloff gerade Anfang 20.

Und auch, wenn Leitloff dem Vertrieb von Geschmeide nicht treu geblieben ist, so lernt er in dieser Zeit eine Menge über Unternehmensaufbau. „Es gibt Dinge, die sind immer gleich. Man braucht gute Leute und man muss Investoren überzeugen.“ 2017 bringt er gemeinsam mit Julio Santos das Blockchain-Unternehmen Fractal an den Start.

Datensicherheit ist ein großes Thema

Das Start-up arbeitet daran, den Identifizierungsprozess im Finanzbereich zu transformieren. Das Problem: Bei jeder neuen Kontoeröffnung muss der Kunde bislang in das Videoidentifikationsverfahren reingehen und sich ausweisen. „Für den Kunden ist das nervig und unnötig, denn die Daten liegen teilweise schon vor“, sagt Leitloff. „Außerdem ist es nicht im Sinne der Banken, wenn Kunden kurz vor Abschluss der Neu-Registrierung doch noch abspringen“, so Leitloff weiter, weil ihnen beispielsweise die Zeit fehle oder sie ihre Identifikationspapiere nicht zur Hand hätten.

Hinzu kommt: Jeder Anbieter erhält die Passdaten der Kunden, der damit die Kontrolle darüber abgibt, wer und welche seiner Daten wo vorliegen. Ähnlich wie bei einem Twitter oder Google Log-in will Fractal künftig eine Übersicht anbieten. „Wir sehen, dass der Markt immer internationaler und unübersichtlicher wird, dennoch bietet des dem Kunden gleichzeitig eine Menge Chancen“, sagt der Gründer. Die Möglichkeiten zur Geldanlage, Kapitalisierung und Finanzierungen werden immer größer – und globaler. Längst nicht mehr muss das Geld von der lokalen Sparkasse kommen, sondern kann von Instituten und Banken aus der ganzen Welt stammen.

Identifikationsprozess soll standardisiert werden

„Idealerweise soll das Identifikationsverfahren künftig in allen Ländern über den Fractal-Button, hinter dem durch uns geprüfte für Software für die verschiedenen Stufen im Onboarding-Prozess, das gleiche sein“, beschreibt der Gründer die Vision. Fractal ermöglicht Benutzern die Anmeldung mit nur einem Klick und geben damit einen benutzerdefinierten Ausschnitt ihrer ID-Daten an einen Transaktionspartner weiter. Bislang musste jeder Anbieter diese Lösungen lokal und individuell einbauen, was bei diesen zu einem hohem Zeitverlust und zu hohen Kosten führte.

Fractal transformiert mit der Blockchain den Identifikationsprozess

Klingt nerdig, ist es vermutlich auch, aber mit Vision: Die Blockchain hat das Potenzial, das Finanzsystem zu verändern. Daran glauben auch die beiden Investoren Coprarion aus Köln, der 2016 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die KfW aufgelegte Fond, sowie der Energiekonzern Innogy aus Essen.

Fractal beantragt BaFin Lizenz für Krypto-Vermögenswerte

Die Registrierung und Nutzung des Dienstes ist kostenlos. Aktuell arbeiten 27 Mitarbeiter für das junge Unternehmen, davon der Löwenanteil in Berlin. Parallel unterhält Fractal auch ein Büro in Porto und eine kleines in Singapur, das sich vor Ort auf Sales-Aktivitäten konzentriert.

Unlängst teilte Fractal hat der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit, dass sich seine Tochtergesellschaft Fractal Vault GmbH im Jahr 2019 als Verwahrer von Krypto-Vermögenswerten qualifiziert hat. Zudem hat das Unternehmen sein Vorhaben angekündigt, sich für eine Kryptoverwahrlizenz zu bewerben, während es momentan noch von der Übergangsfrist profitiert, das etablierte Kryptoverwahrer bevorzugt.

„Mit der Gründung eine lizensierten Finanzinstitution machen wir Fortschritte bei unserer Vidion, ein offenes, sicheres und integrativen Finanzökosystem zu schaffen“, sagt Leitloff. Durch die Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden wie der BaFin für Deutschland stellt Fractal sicher, dass die höchsten regulatorischen Standards in jedem Markt eingehalten werden.  

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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