Warum die Flaute bei Firmenkrediten vorbei ist – und vor allem Fintechs hiervon profitieren werden

Fintechs profitieren vom Ende der Flaute bei Firmenkrediten

Nach langer Stagnation zieht das B2B-Kreditgeschäft wieder an. Der Investitionsbedarf der Unternehmen ist riesig. Vor allem suchen sie nach schnellen und flexiblen Lösungen. Fintechs sind prädestiniert dafür, genau diese zu schaffen.

Letzte Woche hat die Förderbank KFW erstmals seit fast zwei Jahren wieder eine Belebung des Firmenkredit-Neugeschäfts bei Banken und Sparkassen vermeldet. Das ist ein gutes Zeichen für unsere Wirtschaft, weil eine rege Kredittätigkeit dazu beiträgt, die wirtschaftliche Stabilität und das Wachstum zu fördern, die Innovationskraft der Unternehmen zu stärken und die gesamte Wirtschaft widerstandsfähiger und zukunftsfähiger zu machen. Und es ist auch ein klares Zeichen dafür, dass der Kreditmarkt lebt und wächst.

Ich habe trotz Krise immer an das Thema Finanzierungen geglaubt und bin eine echte Fürsprecherin einer neuen Generation des B2B-Kreditgeschäfts, besonders für das Thema Embedded Lending. Natürlich denken nicht alle so. Sogar im PaymentandBanking-Team gehen die Meinungen bei diesem Thema auseinander. Ein Artikel Ende Mai titelte provokativ: „Liegt dieser Fintech-Markt im Sterben?“ Ich gebe zu, dass wir bereits einige Start-ups gesehen haben, die am Kreditgeschäft gescheitert sind und sich aus dem Markt zurückgezogen haben. Was falsch gelaufen ist, kann man in zahlreichen Beiträgen nachlesen. Es ist eben auch ein hochkomplexer Markt. Firmenkredit ist nicht gleich Firmenkredit, kein Geschäftsmodell gleicht dem anderen.

Aber: Es gibt über drei Millionen kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in Deutschland. Der Markt ist also viel zu groß, um zu sterben. Gleichzeitig ist er aber immer noch zu wenig digitalisiert. Er muss sich also verändern – und kann das auch!

Das haben wir bei meinem Kredit-Start-up Banxware selbst erlebt und geschafft. Wir sind jetzt über vier Jahre am Markt und haben alle Formen von Krisen erlebt und überlebt. Dadurch sind wir aber robuster geworden und haben gemeinsam mit unseren Kunden herausgefunden, was es vor allem braucht, um im B2B-Kreditgeschäft zu bestehen.

Wir haben mit E-Commerce- und Restaurant-Finanzierungen angefangen. Inzwischen bieten wir Sofortfinanzierungen für alle Branchen an: sei es Großhandel, Software, Autohandel, Fitness oder Wellness. Das funktioniert allerdings nur, wenn man neue Wege geht. Unser Risk-and-Underwriting-Team integriert Machine-Learning-Modelle in ihre Arbeit, um große Datensätze mit höherer Genauigkeit analysieren zu können und tiefere Einblicke in potenzielle Risiken und Chancen zu erhalten.

Dabei geht es nicht nur um unseren eigenen Schutz und die nötige Compliance. Es geht auch darum, dem Kunden den passenden Kredit anbieten zu können – zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Genau das ist die Schönheit von Embedded Finance: Digitale Finanzprodukte, die sich an die Bedürfnisse der Kunden anpassen. Das wünschen sich immer mehr Menschen. Unternehmen, die in der Lage sind, auf diese Wünsche einzugehen, werden immer großen Erfolg haben. Wir stehen hier noch am Anfang, aber ich bin fest davon überzeugt, dass dies die Zukunft ist. Ein Zeichen dafür ist die Entwicklung der Branche hierzulande. Vergangene Woche gab es etwa die erste Konferenz exklusiv zu diesem Thema in Frankfurt.

Da der Markt wächst und wir bei Banxware längst keine Einzelkämpfer mehr sind, möchte ich hier auch noch andere Stimmen zu Wort kommen lassen, und zwar zwei unserer verlässlichen Partner, ohne die wir längst nicht so weit wären, wie wir heute sind.

Marcus Scheumann, Managing Director Qonto Germany:

„Kredite müssen schnell und unkompliziert verfügbar sein, gerade für Unternehmer und KMUs. Hier sind digitale Anbieter mittlerweile einen deutlichen Schritt voraus. Wo es maximale Flexibilität braucht, um kurzfristige Anschaffungen zu finanzieren oder Liquiditätsengpässe zu überbrücken, können beispielsweise notwendige Vor-Ort-Termine für Geschäftskunden ein echter Nachteil sein. Über unsere Finanzierungsplattform bieten wir seit über einem Jahr Kredite für Selbstständige und Kleinunternehmer in Deutschland an. Dank unserer flexiblen Laufzeitmodelle und einem einfachen, schnellen und unkomplizierten Antragsprozess erhalten Unternehmer die Freiheit und Liquidität, die sie brauchen, um ihr Geschäft voranzutreiben – mit Erfolg: Allein im Jahr 2023 haben wir bei Qonto schon über 60 Millionen Euro an Finanzierungen über unsere Partner, wie zum Beispiel Banxware, bereitgestellt.“

Paul Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Deutsche Firmenkredit Partner (DfKP):

„In einer Phase der Inflation und hohen Zinsen war es gewollt, dass weniger Kredite an Unternehmen vergeben werden, um das Wirtschaftswachstum zu bremsen. Die Kreditvergabe ist und bleibt jedoch das wichtigste und margenträchtigste Produkt für Banken. Langfristig wird es eine steigende Nachfrage nach Kreditprodukten geben, da massive Investitionen in die Wirtschaft notwendig sein werden. Ersatzinvestitionen, die seit Jahren aufgeschoben wurden, und die Transformation der Wirtschaft werden überwiegend durch Kredite finanziert und nicht durch Eigenkapital. Gott sei Dank war das Angebot an Produkten noch nie größer und der Markt für Firmenkredite ist spannender als jemals zuvor. Wir sehen von Finanziererseite Investitionen in digitale Produkte und schnelle Ratingprozesse. Über 50 Prozent des Volumens wird bei DFKP zB. schon über APIs mit digitalem Rating und Open Banking abgewickelt. Wir erwarten zudem eine nachhaltige Erholung des Kreditmarktes mit steigenden Volumina, sobald sich die wirtschaftliche Lage weiter stabilisiert und sich die Erwartungen an Zinssenkungen verfestigen.“

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Autor

  • Miriam Wohlfarth ist Unternehmerin, Aufsichtsrätin und Beirätin. 2009 hat sie das Payment Unternehmen Ratepay gegründet und war dort bis zum Okt 2021 Geschäftsführerin. 2020 hat sie das Fintech Banxware mitgegründet und ist dort Co-CEO und GF. Seit 2016 ist Miriam Gesellschafterin bei Payment & Banking. Sie ist außerdem Aufsichtsrätin bei Daimler Mobility AG, Freenet AG und talentsconnect AG. Weiterhin engagiert sie sich ehrenamtlich als Mitglied im Digital Finance Forum de Bundesfinanzministeriums, als Gesellschafterin bei Startup Teens e.V., als Beirätin der Programmierschule School 42 und im Kuratoriums Vorsitz des Bundesverband Deutsche Startups.

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