Fit für die CSRD? Warum kleinere Unternehmen jetzt handeln sollten

Paul, Experte für Nachhaltigkeitsmanagement und CSRD-Compliance

Auch kleine und mittlere Unternehmen sind künftig verpflichtet, detailliert zu Nachhaltigkeit zu berichten. Wer sich rechtzeitig mit den neuen Anforderungen auseinandersetzt und Stolpersteine aus dem Weg räumt, profitiert davon nicht nur beim Reporting.

Nur wenn wir Nachhaltigkeit zuverlässig messen, können wir sie auch aktiv steuern und die Transformation hin zu einer CO2-ärmeren, ressourceneffizienteren und widerstandsfähigeren Wirtschaft gezielt vorantreiben. Dieser Gedanke steht hinter der EU-weiten Neuregelung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung, die sukzessive für immer mehr Unternehmen greift. Rund 50.000 Unternehmen in der gesamten EU sind betroffen, etwa 15.000 davon in Deutschland. Darunter sind – anders als bisher – auch viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU): Ab dem Geschäftsjahr 2026 müssen kapitalmarktorientierte KMU gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) über ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) Auskunft geben. Für die Unternehmen bedeuten die CSRD-Vorgaben, dass sie weit mehr Daten als bisher erheben und bereitstellen müssen – eine Anforderung, die speziell für kleinere Betriebe oft eine große Herausforderung bedeutet, da diese häufig (noch) nicht über entsprechende Prozesse und Ressourcen verfügen.

ESG-Daten sind wertvoll

Die gute Nachricht: In den ESG-Daten steckt ein Schatz, der weit mehr ermöglicht als eine regelkonforme Berichterstattung. Strukturiert und systematisch erfasst, bilden die Nachhaltigkeitsdaten beispielsweise die Basis für ein präziseres Risikomanagement. Auch die Innovationsfähigkeit profitiert: Ausgehend von den ESG-Informationen können neue – grüne – Produkte und Geschäftsmodelle entwickelt werden. Hinzu kommt: Unternehmen, die verlässliche ESG-Daten bereitstellen, genießen bei Investoren ein höheres Maß an Vertrauen. Nicht zuletzt unterstützt eine solide Datenbasis die transparente und glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation. Es lohnt sich daher gleich aus mehreren Gründen, den Weg hin zur CSRD-Konformität in Angriff zu nehmen und die Stolpersteine dabei Schritt für Schritt zu beseitigen.

Wer ist zuständig für Nachhaltigkeit?

Eine entscheidende Voraussetzung ist es, Verantwortlichkeiten eindeutig zu definieren. Keine Frage, Nachhaltigkeit ist ein Querschnittsthema, das sämtliche Unternehmensbereiche betrifft. So müssen beispielsweise ganz unterschiedliche Stellen vom Personalwesen über die Finanz- und die Rechtsabteilung bis hin zum Umweltmanagement eng zusammenarbeiten, um die Berichtsvorgaben korrekt umzusetzen. Denn die Anzahl von Frauen in Führungspositionen und die Entwicklung der Treibhausgasemissionen sind dabei ebenso relevant wie etwa ergriffene Compliance-Maßnahmen oder die interne Gehaltsstruktur.

Gleichzeitig ist es gerade bei einem Querschnittsthema wichtig, klare Governance-Strukturen zu etablieren. Dafür muss nicht gleich eine komplette Nachhaltigkeitsabteilung geschaffen werden. Viele Unternehmen fahren gut mit einem oder einer Nachhaltigkeitsbeauftragten und einem interdisziplinären Nachhaltigkeitskomitee, um das Reporting abteilungsübergreifend zu steuern und zu koordinieren.

Dabei lohnt sich auch der Blick auf bestehende Prozesse: Sind diese darauf ausgelegt, Nachhaltigkeitsdaten zu erfassen? Anders gefragt: Wird Nachhaltigkeit bereits überall als integraler Bestandteil aller Geschäftsprozesse mitgedacht?

Smarte Softwarelösungen erleichtern effizientes Nachhaltigkeitsmanagement

Zahlreiche Softwarelösungen unterstützen mittlerweile das ESG-Datenmanagement: Mithilfe der Technik lassen sich standardisierte Prozesse einrichten und Daten leichter erheben – in vielen Fällen ist das eine empfehlenswerte Investition. Denn die ESRS – die European Sustainability Reporting Standards, die regeln, zu welchen Nachhaltigkeitsindikatoren berichtet werden muss – umfassen über 1.100 potenzielle Datenpunkte. Erfassung, Verarbeitung und Bereitstellung der erforderlichen Informationen werden dadurch sehr komplex. Hier auf Automatisierung zu setzen, macht das Sammeln von ESG-Daten nicht nur effizienter, sondern auch weniger fehleranfällig. Moderne Softwaretools bieten Schnittstellen zu bestehenden Systemen, wodurch Kennzahlen nahtlos übertragen werden können. Eine gute Integration erleichtert den Zugriff auf die relevanten Daten aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen.

Gute Entscheidungen dank guter Datenbasis

Und auch bei der Auswertung der Daten hilft die Software: Viele Lösungen arbeiten mit Dashboards, anhand derer Schwachstellen identifiziert und die Nachhaltigkeitsstrategie gezielt gesteuert und immer wieder angepasst werden kann. Über die Berichterstattungspflicht hinaus dienen die Nachhaltigkeitsdaten so als Schatztruhe, um die Entscheidungsqualität im Unternehmen insgesamt zu verbessern, zum Beispiel wenn es darum geht, neue Marktchancen zu beurteilen und das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.

Herausforderung Lieferkette

Um CSRD-konform über Nachhaltigkeit berichten zu können, sind neben den Daten aus dem eigenen Unternehmen auch Informationen von Lieferunternehmen wichtig. Klassisches Beispiel: die CO2-Emissionen, die in drei Kategorien eingeteilt werden, sogenannte Scopes. Unter Scope 3 sind Emissionen zu berichten, die entlang der Lieferkette entstehen, etwa bei der Fertigung von Vorprodukten durch Partnerunternehmen. Diese Scope-3-Emissionen, aber auch andere Lieferanten-spezifische Daten zu ermitteln, ist aufwändig und komplex.

Drei Tipps, die die Datenerhebung entlang der Lieferkette erleichtern:

1) Lieferunternehmen priorisieren

Welche Lieferunternehmen haben besonders hohen Einfluss auf die eigenen ESG-Ziele? Eine entsprechende Bewertung hilft, sich auf die wichtigsten Datenquellen zu konzentrieren.

2) Digitale Tools gemeinsam nutzen

Über zentrale Datenmanagementsysteme lassen sich relevante ESG-Daten systematisch erfassen, Genauigkeit und Transparenz werden verbessert. Wer keine eigene Softwarelösung implementieren will, kann vorhandene Plattformen wie EcoVadis nutzen, um Nachhaltigkeitsbewertungen durchzuführen.

3) Im Austausch bleiben

Regelmäßige Schulungen für Lieferunternehmen über die Art der benötigten Daten unterstützen diese bei der Einrichtung entsprechender Prozesse. Bei der Datenerhebung helfen strukturierte Methoden wie Fragebögen oder Interviews, sofern keine digitale Lösung zum Einsatz kommt. Feste Ansprechpersonen auf beiden Seiten fördern den kontinuierlichen Austausch.

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