Weibliche Führungskräfte wollen was verändern
Die Zahl der Frauen in den obersten Führungsebenen der Finanzbranche steigt. Gefühlt gibt es aber noch keine echte Chancengleichheit. Wie können weibliche Führungskräfte helfen, Frauen als Zielgruppe besser zu erschließen, auch wenn es um Produkte geht? Am Internationalen Frauentag diskutierten wir in einer Clubhouse Session unter dem Motto: #choosetochallenge über die Zukunft der Finanzbranche aus der Perspektive weiblicher Führungskräfte.
Der Finanzsektor ist zwar keine klassische Männerbranche, aber immer noch sehr traditionell strukturiert. Hier arbeiten ungefähr genauso viele Frauen wie Männer. Doch schaut man die Karriereleiter hinauf, findet man immer weniger Frauen. Natürlich stehen ungleiche Bezahlung und Mangel an Frauen in Führungspositionen im Zusammenhang. Doch wieso ist das gerade hier so virulent?
Trotz dem positiven Trend ist in Sachen Gleichstellung noch viel Arbeit zu leisten.
Bisher waren die Aufsichtsräte der Branche ein Lichtblick, der Frauenanteil war hier vergleichsweise hoch – aber die Frauenquote in den Aufsichtsräten der 100 größten Banken blieb 2019 im Vergleich zum Vorjahr unverändert bei rund 23 Prozent.
Die Branche hat also durchaus eine männliche „Note“ und hier bleibt man gern beim Alten. Aber Besserung ist in Sicht: Viele Banken haben Gender beziehungsweise Diversity oben auf ihre Agenda gesetzt. Nach Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung und…
Trotz dem positiven Trend, der sich abzeichnet, ist in Sachen Gleichstellung noch viel Arbeit zu leisten. Denn es darf nicht bei einem gutgemeinten Ansatz bleiben, nur weil man sich das Thema auf die Agenda geschrieben hat. Es geht nicht darum im übertragenen Sinne die Frauen am Kuchen zu beteiligen, sondern wenn man es richtig macht, beteiligt man sie an der Bäckerei.
Die aktuell politischen Bestrebungen um eine gesetzlich geregelte Frauenquote in börsennotierten Unternehmen ist längst fällig. Aber die Umsetzung immer noch viel zu fahrig und nicht ausreichend reguliert. Die Unternehmen sind angehalten offenzulegen ein Bestreben ihre Führungsetagen auch weiblich zu besetzten, nachzuweisen, aber dennoch steht bei Nichteinhaltung kein Strafkatalog zur Verfügung. Aber eigentlich ist es relativ simple: Die wichtige Metrik in der Wirtschaft, und damit einhergehend in Führungsetagen und v.a. Geschäftsführungsetagen der Finanzbranche – ist immer noch Geld. Und dann muss man eben Diversität und Frauenförderung an das Thema Geld knüpfen und dafür sorgen, dass es weh tut, wenn man sich in dieser Hinsicht nicht verändert.
Mittels Frauen in Top-Positionen könnten Unternehmen jedenfalls die weibliche Zielgruppe besser verstehen lernen, das zeigen auch viele Studien. Gender-Diversität sollte als strategisches Thema anerkannt werden, das sich vor allem auf die Geschäftsergebnisse auswirkt. Es gibt mehr Kreativität und Engagement bei der Gewinnung, Rekrutierung und Bindung von Frauen. Zumindest die Diagnose des Problems ist klar: Die Finanzbranche braucht dringend mehr Frauen, vor allem in Führungspositionen. Nicht nur, weil Gleichberechtigung im Job eine Selbstverständlichkeit sein sollte, sondern auch, weil es inzwischen beinahe Allgemeingut ist, dass gemischte Teams bessere Ergebnisse erzielen als uniforme Gruppen, deren Mitglieder im Zweifel an den gleichen Universitäten die gleichen Fächer studiert und in den gleichen Unternehmen Karriere gemacht haben.
Diversität am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch eine des unternehmerischen Erfolgs. Im Zweifel hilft eine buntere Mischung zumindest der Langeweile im Job vorzubeugen, und auch das ist schon ein Wert an sich.
In vielen Kreditinstituten wird heute schon verstärkt nach weiblichen Spitzenkräften gesucht. Schwarzseherei ist also nicht angebracht und bei diesem Thema auch alles andere als produktiv. Denn nur wenn man glaubt, dass man etwas bewegen kann, wird man es auch versuchen. Und versuchen tun Banken es ja – aber es dauert eben, wenn sich Strukturen über Jahrzehnte durchgesetzt haben.
Was ist unsere persönliche Herausforderung in der Finanzbranche?
In einer Talkrunde von Female Future Finance gemeinsam mit Payment & Banking sprechen die Moderatorinnen Agnieszka Walorska, Nicole Nitsche und Christina Cassala anlässlich des internationalen Frauentages 2021 am 8. März mit einer herausragenden Reihe von weiblichen Führungskräften aus den Bereichen Finance, Fintech sowie Banking. Anlässlich des diesjährigen Mottos #ChooseToChallenge wurde der Frage nach persönlichen Herausforderungen im Pandemiejahr 2020 nachgegangen, welche Motivation hinter dem Gestaltungswillen im jeweiligen Berufsumfeld steckt und wie die Finanzbranche wohl in zehn Jahren aussehen wird.
Die Teilnehmerinnen bei „Female Future von Payment & Banking“ und der Unterhaltung zur Zukunft der Finanzbranche sind:
- Lena Luise Justen, FinTech-Unternehmerin, Mitgründerin Fino LinkedIn | Twitter | FFF-Podcast
- Susanne Krehl, Gründerin (FinTech im Stealth-Mode), zuvor u.a. Barzahlen LinkedIn | Twitter
- Pavlina Popova, Project Lead Digital Payments, DSGV LinkedIn | Twitter | FFF-Podcast
- Juliane Schmitz-Engels, Head of Communications, Mastercard LinkedIn | Twitter
- Miriam Wohlfarth, Gründerin Ratepay und Banxware LinkedIn | Twitter
Moderation:
- Agnieszka Walorska
LinkedIn | Twitter - Nicole Nitsche
LinkedIn | Twitter - Christina Cassala
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Hinweis: Der Podcast wurde für besseres Verständnis leicht gekürzt und von einigen Tonpausen beim Wechsel der Sprecherinnen befreit.