Mit der App Fabit raus aus den Schulden

Laut einer Studie ist mittlerweile jeder zehnte Deutsche mehr als nur in den Miesen. Zu dieser Gruppe gehören längst auch Schüler:innen, Berufsanfänger:innen und Studierende, die ihre Finanzen nicht mehr richtig im Griff haben. Hier setzt die Berliner App Fabit an, und zunächst junge Menschen heraus aus dem Schuldenkarussell begleiten will.

Gewohnheiten prägen den Umgang mit Geld

Jung, berufstätig und überschuldet. Teure Autos, die neuste Technik, trendy Klamotten oder Handys: Die Liste der Versuchungen, Geld auszugeben, ohne dabei den Überblick zu verlieren, ist lang. Auch vermeintlich gute Payment-Angebote wie Ratenkauf, BNPL-Lösungen oder billige Kredite, die Impulskäufe befeuern, sind Teil des Problems. Ebbe in der Kasse? Das böse Erwachen kommt später!

Gleichzeitig „ist unser Umgang mit Geld aber auch von Gewohnheiten geprägt“, sagt Susanne Krehl, die die App Fabit gemeinsam mit Robert Heim und Dr. Ralph-Michael Schmidt in Berlin gegründet hat. Das Team weiß, wo bei Menschen mit Schulden wirklich der Schuh drückt und warum das Prinzip „Kopf in den Sand“ die einfachste Lösung ist. „Die Post stapelt sich, Rechnungen flattern ins Haus und der Überblick über notwendige Zahlungen geht dabei völlig verloren“, sagt Susanne Krehl.

person holding brown leather bifold wallet

Australisches Unternehmen als Ideengeber für Fabit

Krehl war zuletzt als Managing Director Austria & Switzerland für Barzahlen tätig, bis sie sich 2019 zunächst auf Weltreise begab. Stets im Gepäck: Die Lust, etwas Eigenes gründen. Nur die zündende Idee fehlte noch bei Abreise.

Fündig wurde sie auf der anderen Seite der Erde. Das australische Unternehmen myBudget hilft Menschen, ihr Budget zu verwalten und Geld zu sparen, aus den Schulden herauszukommen und ein Leben frei von Geldsorgen zu führen. „Allerdings funktioniert das Unternehmen zu großen Teilen noch ziemlich analog. Außerdem ist es teuer“, sagt Krehl. 

Mit einer Community raus der Schuldenfalle

Ist die junge Berliner App also just another personal finance manager oder gar ein nett anzusehendes, digitales Haushaltsbuch? Davon gäbe es auf dem Markt viele! „Nein“, sagt Krehl, „bei uns gibt es zwar auch das gute, alte Haushaltsbuch, aber wir sind mehr als das.“ Was macht Fabit anders? Die App will das Ziel zur finanziellen Gesundung der Menschen mit Komponenten verbinden, die aus Social Media bekannt sind und will daher  nicht nur Tipps und Hilfestellung zur Verbesserung der finanziellen Situation geben, sondern auch die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Nutzern.

„Wie gut solche Mechanismen funktionieren, zeigen etwa Apps, die helfen sollen, Gewicht zu reduzieren oder mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Krehl im Gespräch. Auch finanzielle Gewohnheiten können geändert werden. Der Name Fabit leitet sich daher vom englischen „financial habit“ ab. Mit kleinen Anreizen sollen die Nutzer motiviert und bestärkt werden, den Schuldenberg jeden Tag ein wenig zu verkleinern.

langfristiges Ziel: Vom Schuldenabbau zum Vermögensaufbau

Noch steht das Berliner Fintech ganz am Anfang, doch an Ideen fehlt es dem Gründerteam nicht. Als Zielgruppe haben Krehl, Heim und Schmidt zunächst vor allem junge Leute im Fokus. 24 Prozent der Deutschen berichten immerhin, nicht über ausreichendes Wissen in den Bereichen Schulden, Ratenzahlung und Haushaltsbudget zu verfügen. Als Konsequenz sind rund 10 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Die weitere Zielgruppe ist also groß. Eine Schuldnerberatung kann Fabit hingegen nicht ersetzen. Wenn eine Privatinsolvenz ansteht, kann Fabit jedoch an professionelle Berater vermitteln, mit denen das junge Start-up kooperiert.

Fabit setzt zunächst auf ein Freemium-Modell, erst bestimmte Zusatzleistungen werden kostenpflichtig. Im nächsten Schritt will das Fabit-Gründerteam allerdings auf weitere Monetarisierungsmodelle setzen, darunter beispielsweise auf die Vermittlung von Anlageprodukten.

Schuldner als nächstes Vertical?

Denn sind die Schulen erst einmal getilgt, kann mit dem Aufbau des Vermögens begonnen werden. Für Krehl ist das ein logischer Schritt, denn das Thema „finanzielle Gesundung“ ist für sie ein Teil einer neuen Bewegung innerhalb der Branche. Rücken nach den Neo-Banken, Trading-Apps, Anlageberatungen für Frauen nun etwa die Schuldner in den Fokus der Branche?

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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