Exklusiv: Formalize erhält 30 Millionen für Deutschland-Expansion

Formalize erhält 30 Millionen Euro für Expansion in Deutschland

Der dänische Spezialist für Regulierungsoftware hat in einer Finanzierungsrunde Geld von deutschen Investoren erhalten. Damit möchte Formalize bis 2027 profitabel werden.  

Eigentlich hieß der dänischen Compliance-Anbieters Formalize einmal anders. Unter dem Namen Whistleblower Software vertrieb das Unternehmen ein gleichnamiges Produkt, eine Softwareplattform, mit der Firmen gesetzeskonforme Hinweisgeberkanäle einrichten konnten. Damit gewann man Kunden wie Starbucks, McDonalds, Burger King und SPAR. Inzwischen hat sich das Regtec nicht nur umbenannt, sondern sich auch auf andere Compliance-Felder wie der DSGVO, ISO-Zertifizierungen, NIS2 und neuerdings auch Dora spezialisiert. Im vergangenen Jahr sammelte man dafür 15 Millionen Euro in einer Series-A-Finanzierung ein und baute das Geschäft in Deutschland auf. Mit den neuen Angeboten möchten die drei Gründer unter Führung des CEOs Jakob Lilholm nun weiter in den deutschen Markt vordringen. 

Dafür hat Formalize nun in einer Series-B-Finanzierung 30 Millionen Euro von einer Reihe an Investoren eingesammelt, darunter der Münchner Venture-Capital-Investor Acton Capital und der Bestandsinvestor Blackfin Tech. In München soll eine Zweigstelle für 30 Mitarbeitende aufgebaut werden. Bisher wurde der deutsche Markt durch 10 Mitarbeitende aus Madrid und Kopenhagen betreut. „Wir möchten näher an unseren Kunden und Partnern sein”, sagt CEO Jakob Lilholm. 

Zu den neuen Dienstleistungen gehören Compliance-Lösungen, mit denen Formalize weltweit 8.000 Kund:innen versorgt. Die Lösungen von Formalize ermöglichen es Unternehmen, automatisierte Nachweise über Compliance-Maßnahmen für verschiedene Regulierungen bereitzustellen und diese auf Fehler zu prüfen. Dabei spricht das Start-up besonders Infrastrukturunternehmen aus dem Mittelstand an.

Potentiale für Automatisierung sind in Deutschland besonders groß

Deutschland hat für das Regtec an Bedeutung gewonnen: Inzwischen macht Formalize ein Viertel seines Umsatzes im DACH-Gebiet mit 1.200 Kund:innen wie dem MDR, Rheinland Versicherungen und Honda Financial Services. Laut Formalize-CEO Jakob Lilholm sind die Potenziale hier groß: „Wenn regulatorische Anforderungen auf einen massiven Fachkräftemangel treffen, wird Automatisierung von einer Option zur Notwendigkeit”, sagt er. „Genau deshalb ist der deutsche Markt jetzt absolute Priorität für uns.” Mithilfe des neuen Investments wolle man bis Anfang 2027 in die schwarzen Zahlen kommen. 

Gleichzeitig sei die Einstellung der Unternehmen der Regulierung zu entsprechen ähnlich ausgeprägt wie in Dänemark und die Aufklärung über Regulierungspflichten meist bereits vorhanden, sagt Lilholm. Außerdem arbeitet Formalize in Deutschland mit 300 Kanzleien, Wirtschaftsprüfern und Datenschutzbeauftragten zusammen und nutzt diese, um in die relevanten Märkte vorzudringen. „Das ist die perfekte Kombination aus Software und Beraterwissen.”  

Seit seiner Gründung ist Formalize vor allem durch seine Whistleblower-Software stark gewachsen. Mittlerweile arbeiten insgesamt mehr als 160 Mitarbeiter für das Start-up. In Deutschland steht Formalize mit dem Compliance-Fintech Kertos im Wettbewerb, das erst Mitte September 14 Millionen für seine Expansion einsammeln konnte. Beide Regtecs bieten Lösungen für die DSGVO, ISO 27001 und NIS2 an. Jakob Lilholm weist aber darauf hin, dass Kertos mit Technologieunternehmen einen anderen Sektor bediene. 

Autor

  • Lukas Homrich ist freier Journalist und Mitarbeiter des dreimaldrei Journalistenbüros. Er schreibt über Wirtschafts- und Finanzthemen. Besonders Spaß macht es ihm, über Geschäftsmodelle zu philosophieren.

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