IDNow feiert den fettesten Exit des Jahres und entfacht fast schon Euphorie in der Fintech-Szene. Die EU müht sich aber nach Kräften, dieser entgegenzuwirken. Unser Top und Flop im März.
An dieser Stelle beleuchten wir einmal im Monat die hoch Geflogenen und tief Gefallenen, die Auf- und die Absteiger, die Gewinner und Verlierer, kurz: Wer war Top? Wer war Flop? Diesmal der Blick auf den März 2025.
Top: Das Geschäft mit der Identität brummt
Digitale Identitätsprüfungen sind das Gebot der Stunde: Immer mehr Dienstleistungen werden digitalisiert, darunter auch hochsensible, etwa Bank- und Versicherungsgeschäfte. Da will man natürlich auf Nummer sicher gehen, dass hier niemand Schindluder betreibt. Und da Postident zwar einen gewissen Retrocharme hat, ansonsten aber vor allem unpraktisch ist, profitieren Anbieter wie IDNow.
Speziell das Münchener Unternehmen scheint seinen Job so gut zu machen, dass der US-Private-Equity-Investor Corsair rund 300 Millionen US-Dollar auf den Tisch gelegt hat, um sich das Start-up einzuverleiben. Das zeigt zweierlei: Zum einen haben Private-Equity-Firmen gerade offensichtlich prall gefüllte Taschen und suchen nach guten Übernahmekandidaten. Zum anderen deutet sich an, dass so langsam auch wieder mehr Start-up-Exits kommen dürften. Die Zinsen sinken eher wieder, die Inflationsraten fallen auch, das Marktumfeld ist wieder besser.
Nun wird es spannend sein, zu beobachten, was Corsair mit IDNow vorhat. Der Identitätsprüfungsmarkt ist nach wie vor fragmentiert, es gibt viele kleine Anbieter in jedem Land. Mittelfristig können diese nicht alle überleben, also wird es Übernahmen, Fusionen und Pleiten geben. Dank des spendierfreudigen neuen Eigners im Rücken könnte IDNow aus diesem Highlander-Kampf durchaus als Sieger hervorgehen.
Flop: Das ewige Gewese um die Kapitalmarktunion
Nicht falsch verstehen: Eine europäische Kapitalmarktunion wäre eine tolle Sache. Die EU würde wettbewerbsfähiger werden, Privatpersonen und Unternehmen hätten mehr Auswahl und vermutlich bessere Bedingungen bei Finanzprodukten. Gerade beim Streben nach strategischer Autonomie wäre sie eigentlich ein unverzichtbarer Bestandteil.
All das ist bekannt, aber auch eigentlich egal. Denn am Ende hocken alle Mitgliedsstaaten auf ihren Bestandslösungen. Bloß keine Abgabe von Souveränität, bloß nicht das Risiko eingehen, heimische Firmen zu verschrecken. Die EU scheint sich damit abgefunden zu haben, wie man diesen Monat an den Vorschlägen der neuen EU-Finanzkommissarin Maria Luís Albuquerque sehen konnte. Die ist erst ein paar Monate im Amt, scheint aber in dieser Frage schon sämtliche Ambitionen verloren zu haben. Die von ihr vorgestellten Vorschläge sind nicht falsch: Eine leichtere Verbriefung von Bankkrediten und lockerere Vorgaben für Versicherer bei Investments sind lobenswert. Aber es sind eben auch eher kosmetische Vorhaben, große Würfe wie eine Vereinheitlichung der Aufsicht oder des Insolvenzrechts sind aber erstmal wieder auf die lange Bank geschoben. Die Mitgliedstaaten sollen diese Themen „angehen“, heißt es. Was alles oder nichts bedeuten kann.
So wird die EU wohl weiterhin damit leben müssen, dass der europäische Kapitalmarkt unattraktiv bleibt, gerade im Vergleich etwa zu den USA. Es spricht Bände, dass gerade mit Klarna schon wieder ein europäisches Top-Unternehmen beschlossen hat, lieber auf der anderen Seite des Atlantiks an die Börse zu gehen.