Dürfen wir vorstellen: Pavlina Popova von Barzahlen/viacash
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Pavlina Popova unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Pavlina Popova unsere Fragen. Pavlina ist Director Banking beim Berliner Fintech Barzahlen/viacash, der grössten bankenunabhängigen Zahlungsinfrastruktur in Europa.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Pavlina Popova, ich bin Director Banking bei Barzahlen/viacash und damit vom Business Development über die Umsetzungsbegleitung bis zum Account Management mit Banken in Deutschland und Österreich verantwortlich. Über die Jahre hinweg habe ich gemerkt, dass ich menschlich wie auch fachlich in vielen Hinsichten eine Mischung aus konservativen Werten und globalisierten, modernen Werten besitze.
Meine Wahrnehmung ist, dass es nach wie vor eine große Kluft zwischen beiden gibt und die Anforderungen an eine Veränderung nur zu oft sind, dass man Riesensprünge macht. Die gelebte Realität hingegen sieht anders aus und verläuft oftmals linear und dafür braucht es Überbrückungslösungen. Genau eine solche stellt Barzahlen/viacash dar, indem es digitales Banking mit Bargeldlösungen verbindet.
Denn auch wenn wir bald mit dem Chip, der im Handgelenk implantiert ist, bezahlen können, gibt es nach wie vor Menschen, die Bargeld als Zahlungsmethode bevorzugen und auch ich selbst muss immer wieder feststellen, dass ich ohne nicht auskomme.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Spontan würde ich jetzt mein Knax-Taschengeldkonto sagen. Die ersten beruflichen Berührungspunkte waren jedoch bei der Berliner Sparkasse während meines Masterstudiums und nach kurzem Ausflug in die Energiebranche bin ich doch wieder als Beraterin bei den Banken gelandet. Denn entgegen meiner anfänglichen Vorstellung von der Industrie, habe ich das kollegiale und fachliche Umfeld, sowie die Herausforderungen, vor denen die Industrie steht sehr zu schätzen gelernt. Mit der Zeit wurde es sogar zur Berufskrankheit, denn ich erwische mich zu oft, wie ich Geschäft schaue, welches Kartenterminal verwendet wird oder meine Freunde frage, wo sie ihre Kontoverbindung haben.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Das Wort gehört habe ich bereits während des Studiums, doch erst während meiner Tätigkeit als Beraterin bei Simon-Kucher & Partners konnte ich es bewusst einordnen und abgrenzen. Gemeinsam mit einem Kollegen setzten wir uns im Rahmen der bevorstehenden PSD2-Umsetzung mit Unternehmen auseinander, die API-und Plattform-Services anbieten. Davon ausgehend machten wir eine größere Analyse des FinTech-Marktes, um Kooperationsmöglichkeiten für Banken zu erkennen und in unsere Projekte einzubinden. Für mich eröffnete sich zu diesem Zeitpunkt „a whole new (banking) world“. Das war auch tatsächlich der Zeitpunkt, zu dem ich die Payment&Banking-Seite entdeckte und den Newsletter anfing zu lesen.
Wie definierst Du FinTech?
Alle Unternehmen, die Finanzdienstleistungen oder einen spezialisierten Teil der Wertschöpfungskette dieser anbieten und es dabei besser machen als etablierte Unternehmen.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
“Gewissermaßen waren die heute etablierten Unternehmen früher auch Fintechs, also neu und unerfahren, die sich im Laufe der Zeit erst unter Beweis gestellt und Kundenbeziehungen aufgebaut haben.”
Man darf natürlich nie vergessen, dass etablierte Unternehmen auch mal gegründet wurden und „FinTechs“ waren und sich im Laufe der Zeit unter Beweis gestellt, profitabel entwickelt und viele Kundenbeziehungen aufgebaut haben. Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung und großen Kundenbasis konnten sie dabei viel Wissen sammelt (heute würde man das unter „Big Data“ fassen). Dieses Wissen kann genutzt werden, um bedarfsgerechte Produkte und Dienstleistungen für die bestehenden Kunden zu entwickeln und sie so weiter an sich zu binden.
Was kann man von FinTechs lernen?
Die unermüdliche Ausdauer und Motivation zur positiven Veränderung, die agile und pragmatische Anpassung von Geschäftsprozessen und dem anhaltenden Kunden-Fokus.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Einerseits liegt es an der Masse an etablierten Prozessen und Systemen, die mit der Zeit gewachsen sind und im Rahmen der Digitalisierung alle nacheinander aufgebrochen, neu aufgestellt und migriert werden müssen. Das erfordert Zeit. Das Kernbankensystem einer 150 Jahre alten Deutschen Bank kann zum Beispiel nicht mit dem einer 5 Jahre alten Challenger Bank verglichen werden. Einen Tanker kann man immerhin auch nicht so schnell wenden wie ein Segelboot.
Die Digitalisierung großer Unternehmen bei gleichzeitiger Erfüllung geltender regulatorischer Maßgaben und der Mitnahme und Schulung der Mitarbeiter, die zum Teil auch erst an die Digitalisierung herangeführt werden müssen, benötigt große Kapazitäten.
Das führt mich zum zweiten Grund. Meiner Ansicht nach fehlen genau diese Kapazitäten in großen Unternehmen. Die technologischen Abteilungen sind verhältnismäßig nach wie vor zu klein und es fehlt die benötigte Manpower um die Digitalisierung schnell voranzutreiben. Zusätzlich erfordert es mehr technologie-affine Manager, die nicht allein auf Grundlage des unmittelbaren Business-Cases sondern auch basierend auf bedarfsgerechten und zukunftsgerichteten Entwicklungen Entscheidungen treffen.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Vermutlich in der Energiebranche arbeiten, in der ich auch ein Praktikum absolviert habe. Denn auch die Digitalisierung von Energieprozessen und der bedarfsgerechten Verteilung erneuerbarer Energien sind Themen, die ich spannend finde. Wenn ich einen Schritt weiter gehen müsste, wäre ich auch gerne in der Weltraumforschung gelandet, von dieser Idee habe ich mich jedoch nach dem Abitur getrennt.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Einen Tag bei der NASA oder SpaceX. Wenn ich mir dazu noch den Tag aussuchen dürfte, wäre es sicherlich der eines Raketenstarts.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Mit Elon Musk- zwischen Genie und Wahnsinn, Paypal, Tesla, SpaceX und Hyperloop gäbe es genug interessante Themen. Hoffentlich mag er Bier.