Dürfen wir vorstellen: Dirk Oliver Haller von der Deutschen Finetrading AG
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weit verbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Dirk Oliver Haller unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir in einer ganz eigenen Kategorie kurz porträtieren und vorstellen und haben dazu einen immer gleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Dirk Oliver Haller unsere Fragen. Dirk Oliver ist Gründer des Finanzierungs-Dienstleisters DFT Deutsche Finetrading.
Wer bist Du, was macht Du?
Mein Name ist Dirk Oliver Haller, ich bin Gründer und CEO der DFT – Deutsche Finetrading AG. Vom nordrhein-westfälischen Ladbergen aus bieten wir unseren meist mittelständischen Kunden flexible, innovative – und auf die tatsächlichen Anforderungen des globalen und eng getakteten Wirtschaftskreislaufs zugeschnittene – Waren-, Export-, Import- und Lagerfinanzierungslösungen an.
Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?
Einen “normalen” Arbeitstag starte ich üblicherweise direkt mit Controlling. Bevor ich eine geschäftliche Entscheidung treffe, will ich erst genau wissen, wie es in meinem Unternehmen aussieht. Nach der Besprechung mit meinem Controlling-Team widme ich mich strategischen Fragen. Mittags stehen dann Genehmigungen von Kreditvorlagen an, die Durchsicht von Prozessen und die Beschäftigung mit neuen Kreditanträgen.
Der Nachmittag steht im Zeichen des Neugeschäfts und der Projektentwicklung. Letztlich gleicht dann aber doch kein Tag dem anderen, da ich mich mit vielen unterschiedlichen Branchen und Unternehmen beschäftige – mich um das Sponsoring beim VfL Osnabrück kümmere, geschäftlich auch viel unterwegs bin und natürlich auch mein Privatleben nicht vernachlässigen will.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Meine Familie ist seit vielen Jahren im traditionellen Vieh- und Fleischhandel aktiv. Entsprechend intensiv mussten wir uns auch mit internationalem Zahlungsverkehr, Absicherung, Exportauftragsabsicherung, etc. auseinandersetzen. Ich persönlich blicke auf 25 Jahre Handelserfahrung zurück – und habe im Jahre 2010 die DFT als Antwort auf typische Fragestellungen und Herausforderungen gegründet, die sich immer wieder im Mittelstands- und im Handelskontext ergeben.
Wann hast Du das Wort FinTech zum ersten Mal wahrgenommen?
Bewusst wahrgenommen habe ich den Begriff wohl schon kurz nachdem er das Licht der Öffentlichkeit erblickte – das muss so 2010 gewesen sein, als ich mich mit der Business-Idee für die Deutsche Finetrading AG auseinandergesetzt habe. Tatsächlich musste ich im Vorwege der Unternehmensgründung sehr viel im Finanzbereich recherchieren – und auch die vielen neuen und innovativen Ansätze genau in Augenschein nehmen.
Wie definierst Du FinTech?
Der Ausdruck ist eine typische Optimierung, die Zusammenführung zweier Begriffe in ein “hippes” Kofferwort. Dem Sinn nach gab es eigentlich schon immer FinTechs, die Digitalisierung ermöglichte dann eine enorme Erweiterung der Arbeit mit Datenbanken – und führte schlussendlich zu einem neuen Tech-Kunstwort.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Unternehmen, die sich seit Jahren und Jahrzehnten am Markt bewegen, können natürlich auf einen breitgefächerten Erfahrungsschatz im Umgang mit ihren Kunden zurückblicken – und profitieren von eingespielten Prozessen. FinTechs punkten hingegen mit dem Ansatz, Dinge auf Basis neuer Ideen einfacher zu machen – und stoßen in Regionen vor, die noch nicht zu sehr reguliert werden. Tatsächlich lassen sich diese beiden Perspektiven nicht gegeneinander ausspielen – sondern teilweise sogar kombinieren, wenn man konsequent lösungsorientiert zusammenarbeitet.
Was kann man von FinTechs lernen?
FinTechs treten nicht selten mit einer charmanten und entwaffnenden Naivität an – und finden Nischen, die jenseits typischer Regulierungen neue Ansätze aufzeigen können.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Das hängt wohl auch mit folgender Frage zusammen: “Wo fangen wir überhaupt an?” Ein Haus unter Zuhilfenahme modernster Techniken und Materialien zu bauen, ist doch viel einfacher, als ein Gebäude aus den 60ern auf den neusten Energieeffizienz-Standard zu bringen.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Die Frage stellt sich mir so nicht – ich würde alles wieder genauso machen! Wir “bespielen” alle Branchen, können in alle Bereiche reinschnuppern, sammeln jeden Tag neue Erfahrungen und lernen spannende Menschen und Unternehmen kennen.
Worauf bist Du stolz?
Stolz macht mich, dass die aktuelle Krise gezeigt hat, wie innovativ der Wirtschaftsstandort Deutschland sein kann – wenn man ihm einen kleinen Stups gibt.
Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?
Das hat wohl auch damit zu tun, dass überholte Erziehungs- und Sozialisierungsmuster immer noch unbewusst weiterwirken. Erfreulicherweise nimmt z.B. der Frauenanteil in MINT-Studienfächern kontinuierlich zu – diese Entwicklung wird sich hoffentlich bald auch in der Tech-Branche positiv niederschlagen.
“Dass es so wenige Frauen in der Tech-Branche gibt hat wohl auch damit zu tun, dass überholte Erziehungsmuster immer noch unbewusst weiterwirken.”
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
In keinem Unternehmen, sondern in einer Regierungsbehörde – dem Kanzleramt. Ich würde sehr gerne mal Angela Merkel einen ganzen Tag lang begleiten.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Abgesehen von Angela Merkel, die zu den wenigen Politikern gehört, die aus ihrer Vorliebe für ein frisch gezapftes Bier keinen Hehl machen? Mit jedem Menschen, der kreativ, innovativ und aufgeschlossen ist – da möchte ich mich nicht schon im Vorwege beschränken.
Dirk Oliver Haller, Unternehmer und Geschäftsführer Deutsche Finetrading AG
Dirk Oliver Haller (Jg. 1973) ist Gründer und Geschäftsführer der DFT Deutsche Finetrading AG. Haller blickt auf 25 Jahre Berufserfahrung im Handel zurück und gründete 2010 die DFT. Gemeinsam mit seinem Team agiert er vom Unternehmenssitz in Ladbergen in Nordrhein-Westfalen national und international. Von der Warenfinanzierung, über die Import- und Exportfinanzierung, bis hin zur Lagerfinanzierung bietet das Unternehmen seinen Kunden Finanzierungslösungen an.